WKO On Tour
WKO fordert Maßnahmen gegen Fachkräftemangel

- Im Bezirk informierten sich Vinzenz Harrer (li.), Josef Herk (2.v.l.) und Andreas Schlemmer über die Anliegen der heimischen Unternehmer.
- Foto: WOCHE (4)
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Im Rahmen von "WKO On Tour" waren Vinzenz Harrer, Regionalstellenobmann der WKO Weiz und Andreas Schlemmer, Regionalstellenleiter, wieder gemeinsam mit dem Präsidenten der WKO Steiermark, Josef Herk, im Bezirk unterwegs, um mit den Unternehmern vor Ort über Anliegen, Bedürfnisse und Probleme zu sprechen. Die Herausforderungen vor denen die regionalen Betriebe schon jetzt stehen, werden auch von Trendumfragen-und Studien bestätigt.
Fachkräftemangel bleibt akut
Als akutes Problem sieht man nach wie vor den Fachkräftemangel, der sich aufgrund demographischer Entwicklungen in den kommenden Jahren verstärken wird. In den nächsten Jahren gehen doppelt so viele Menschen in Pension, wie ins Erwerbsleben nachrücken. "Man muss kein großer Mathematiker sein, um die Folgen abschätzen zu können. Selbst wenn die Konjunktur etwas nachlässt, stellt uns diese Entwicklung vor große Herausforderungen", mahnt Josef Herk. Bereits 2024 wird es um 40.000 mehr 60-Jährige als 20-Jährige geben. Im Vergleich zu anderen Bundesländern schlägt sich diese demographische Lücke in der Steiermark besonders negativ nieder.
In den Betrieben macht sich der Fachkräftemangel bereits bemerkbar. Drei von vier steirischen Betrieben gaben in einer Umfrage an, einen "sehr starken" oder "eher starken" Mangel zu spüren. Wo und in welchen Branchen der Mangel am stärksten ist, wird anhand des aktuellen Fachkräfteradars erkennbar. Dazu wird der Stellenandrang, also die Zahl der Arbeitslosen pro offener Stelle als Indikator herangezogen. In der Steiermark liegt dieser im Schnitt bei 1,24, in Wien bei 2,5– also doppelt so viel Bewerbern pro freier Stelle. In einzelnen Branchen stellt sich die Situation wesentlich dramatischer dar. So kommen auf einen arbeitslosen Schlosser in der Steiermark zwei offene Stellen (0,54), während in Wien im Schnitt mehr als sieben Bewerber auf eine freie Stelle warten (7,61). Während in den meisten Bundesländern also dringend Arbeitskräfte gesucht werden, warten Arbeitslose in Wien auf offene Stellen. Unterschiede in den Regionen sind allerdings auch innerhalb der Steiermark zu erkennen.
Notwendige Maßnahmen
Um dem allgemeinen Fachkräftemangel entgegen zu wirken, sind für Josef Herk und Vinzenz Harrer drei Maßnahmen besonders wichtig: Zum ersten müsse die Mobilität von Arbeitslosen erhöht werden. Das AMS solle demnach mehr Augenmerk auf die innenösterreichische Vermittlung legen. Diese dürfe nicht an Bundesländer-oder Bezirksgrenzen enden. Als zweite Maßnahme solle der Arbeitsmarkt in Richtung Kroatien geöffnet werden. "Das wäre eine kurzfristige Maßnahme um den akuten Mangel in vielen Branchen und Regionen zumindest etwas zu lindern", betonen Herk und Harrer. Als dritten Punkt nennen die beiden qualifizierte Zuwanderung. Laut Prognosen fehlen bis 2030 steiermarkweit rund 50.000 Arbeitskräfte. Ohne qualifizierte Zuwanderung könne man diese Herausforderung nicht bewältigen. Zusätzlich müsse man allerdings auch in die Bildung investieren und alle Hebel in Bewegung setzen, um die schwindende "Ressource" Jugend bestmöglich zum Einsatz zu bringen.
Weitere Herausforderungen
Neben dem Fachkräftemangel bekommen die heimischen Unternehmer allerdings auch weitere Veränderungen zu spüren. So fordern Mitarbeiter unter anderem zunehmend flexiblere Arbeitszeiten. Hier müsse man sich die Frage stellen ob unsere Kollektivverträge, Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen noch zeitgemäß sind, meint Harrer. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, aber auch Freizeit und Beruf wird immer wichtiger. Auch die Digitalisierung führt zu weiteren Herausforderungen. Dazu gäbe es Anfragen aus allen Branchen. Andreas Schlemmer betont dabei allerdings die riesige Chance, die sich für Betriebe dadurch in vielen Bereichen auch ergibt. Die Herausforderungen und Veränderungen erfordern aber auch Lösungen. Vonseiten der WKO fordert man von der Politik daher eine ehrliche Debatte über arbeitsmarktpolitische Notwendigkeiten.




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