KulturGeviert: Blues als Poesie-Praxis

Martin Krusche (links) und Sir Oliver Mally: Die Praxis des Kontrastes
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Sir Oliver Mally ist einer der versiertesten Blues-Virtuosen Österreichs. Der Mann befindet sich mehr als zwei Drittel des Jahres auf Tour.


Das hat etwas von der Lebensart früherer Wanderarbeiter. Blues ist in seinen Wurzeln der vitale Ausdruck von Menschen, die keine formale Bildung erhielten, sondern sich für ihre weißen Herren krummschinden mußten.

Damit verweist diese Musik auch auf die Tatsache, daß Menschen sogar in einem kaum erträglichen Leben ein Bedürfnis haben, anderen auf künstlerische Art mitzuteilen, was sie bewegt. Der Blues belegt außerdem, wie jede Volksmusik, die nicht von der Unterhaltungsindustrie aufgemischt wurde, daß die Natur Talente blind verschenkt.

Das meint, diese Ausdrucksformen finden teilweise ihre beeindruckendsten Kräfte, wo man sie eventuell nicht erwarten würde. Das waren in der Geschichte des Blues zuweilen auch Herumtreiber, Kriminelle, „Misfits“ aller Arten und Schattierungen.

Das sind alles Details, die in den 1960er- und 70er Jahren zur Wirkung kamen, als in Österreich einige junge Generationen nach einem musikalischen Ausdruck ihrer Befindlichkeiten suchten, dabei aber von Zugängen zur eigenen Volksmusik weitgehend abgeschnitten waren.

Diese Brüche lagen einerseits am brutalen Mißbrauch kultureller Felder durch die Nazi-Barbaren, was zu erheblichen Verfälschungen geführt hatte. Das lag andrerseits an einer boomenden Unterhaltungsindustrie, von der alles durch den Wolf der Vermarktung gedreht wurde, was nur irgendwie Gewinnaussicht zeigte.

Das lag überdies nicht zu knapp an „Kulturschützern“, die sich oberlehrerhaft auf die Volkskultur und deren Musiken geworfen hatten, weil sie ihren persönlichen Selbstzweck unter anderem darin sahen, „das Volk“ zu „erziehen“. Auch da wurde verfälscht und verfremdet, was sich die schuftende Bevölkerung in agrarischer Welt und Industrie vom Herzen sang.

Der Blues, die Musik von Sklaven, war auf solche Art nicht benutzbar. Zu schmutzig, zu schwarz, um in weißen Klassenzimmern reüssieren zu können.

Der aus dem Blues und anderen Musikgenres hervorgegangene Rock & Roll war das zwar sehr wohl, benutzbar, erwies sich als zutiefst korrumpierbar, hatte aber zugleich stellenweise eine poetische Kraft, die der Kommerzialisierung immer wieder zu widerstehen vermochte. Er ist darin selbst zur Volksmusik geworden, was ihm die „Kulturschützer“ freilich gerne absprechen.

Musiker wie Sir Oliver Mally repräsentieren solche kulturellen Entwicklungen. Wo das Talent in genügend Praxis übergeht und der Akteur ein Leben auf sich nimmt, welches nicht von Sicherheitsdenken dominiert ist, verknüpfen sich Poesie und Virtuosität mit eben diesem Kräftespiel eines unkonventionellen Lebens.

Das muß zwar letztlich auch betriebswirtschaftlich funktionieren, damit anfallende Rechnungen bezahlt werden können, folgt aber anderen Prinzipien als denen österreichischer Karriere-Optimierung.

Genau das sind auch Aspekte, die derzeit vom „kultur.at: verein für medienkultur“ untersucht werden. In diesem Sinne startete im März des Jahres die Veranstaltungserie „Handfertigkeit und Poesie“ (Kunst Ost), mit der sich das heurige Aprilfestival (Fokus Freiberg) ankündigt.

Eine der Stationen dieser Reihe („In der Ebene“) wird im Gemeindezentrum Albersdorf-Prebuch stattfinden. Bürgermeister Robert Schmierdorfer setzt einerseits auf Kulturveranstaltungen dieser Art und ist darangegangen, das in der Gemeinde einzuführen.

Andrerseits entfaltet sich hier im Rahmen des „KulturGeviert“ innerhalb der Energieregion Weiz-Gleisdorf erstmals eine Kulturpolitik, die über Gemeindegrenzen hinausgeht, um so in Kooperation mit anderen Formationen längerfristig an großen Themen zu arbeiten.

+) In der Ebene [link]
Sir Oliver Mally (Blues) & Martin Krusche (Lyrik)
Donnerstag, 21.4.2016, 19:30 Uhr
Gemeindezentrum Albersdorf-Prebuch

+) Das KulturGeviert (Kunst, Wirtschaft, Wissenschaft) [link]

Martin Krusche (links) und Sir Oliver Mally: Die Praxis des Kontrastes
Sir Oliver Mally (links) und Bürgermeister Robert Schmierdorfer beim Lokalaugenschein im Gemeindezentrum
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