Lage in Wiener Spitäler
Hacker will "selbstverständlich am Gehalt drehen"
In einem Zeitungsinterview kritisierte Gesundheitsstadt Peter Hacker (SPÖ), dass nur negativ über die Lage in den Wiener Spitälern berichtet wird. Beim Wiener Gesundheitsverbund (WiGev) funktioniere laut ihm ein großer Teil der Abteilungen "exzellent".
WIEN. Gestapelte Patientinnen und Patienten in der Klinik Ottakring, elf Gefährdungsanzeigen seit Anfang des Jahres und ein akuter Mangel an Fachkräften: Die Lage in Wiener Spitälern ist alles andere als gut. Deshalb gab es zuletzt immer wieder Kritik von der Opposition sowie der Ärztekammer für Wien an der Stadt Wien sowie Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ).
Fast wöchentlich gibt es Berichte in den Medien über die aktuelle Lage in Spitälern des Wiener Gesundheitsverbundes (WiGeV) und die dortigen Gefährdungsanzeigen. In einem Interview mit der Wochenzeitung "Falter" sagt Hacker: "Wir kommen nicht weiter, wenn wir permanent nur darüber berichten, dass alles beschissen ist. Was auch nicht stimmt. Ich finde es absurd, dass in der öffentlichen Debatte nur negativ berichtet wird. Bei mir melden sich auch Mitarbeiter, die angefressen sind über die Berichterstattung der letzten Monate".
Hacker sagt, dass man mit dem WiGev eine Institution mit 30.000 Beschäftigten habe, "und ein großer Teil der Abteilungen funktioniert exzellent". Doch man habe wenig Personal und "ich kann nicht mit dem Chor der Verzweifelten übereinstimmen und sagen: ´Es geht gar nicht mehr´. Denn das stimmt nicht", so Hacker. Sein Job wäre es, darauf hinzuweisen, dass viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen tollen Job machen, sagt er. Der Gesundheitsstadtrat erklärte, man sei dabei, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und vieles habe man bereits verbessert.
Angesprochen auf die Forderung der Ärztekammer für Wien, 24.000 Euro für jeden auszuzahlen, der sich verpflichtet, zwei Jahre im Spital zu bleiben, sagt Hacker, dass er das dem Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) mitgegeben hat: "Es müsste ein Teil der Gesundheitsreform sein. Aber der Vorschlag der Ärztekammer hieße jedes Jahr eine Milliarde mehr". "Natürlich" muss man beim Gehalt drehen, jedoch geht es um die Frage der Verteilung der Gehälter zwischen Ärzten und Pflegern.
Bald wöchentliche Ruhezeit in Spitälern?
Laut dem Bericht gab es im vergangenen März ein Urteil des EuGH, wonach zur täglichen noch eine wöchentliche Ruhezeit dazukommen könnte. Ein Lokführer in Ungarn klagte, laut seinem Vertrag habe er Anspruch auf zwölf Stunden Ruhezeit pro Tag, plus 48 Stunden in der Woche. Schaut man auf die Diensträder der Spitäler, würde das heißen, dass Ärztinnen und Ärzte nach einem Nachtdienst am Freitag de facto erst wieder am Dienstag arbeiten dürfen.
Das Arbeitsministerium teilte dem "Falter" mit, dass man hier weitere Entwicklungen auf EU-Ebene abwarten will. WiGev-Chefin Evelyn Kölldorfer-Leitgeb sagte, der Gesundheitsverbund habe seit einiger Zeit ein Berechnungsmodell, um zu schauen, wie hoch der Bedarf an Ärzten sei: "Der richtet sich nach diesen gesetzlichen Vorgaben. Dazu kommt die Demografie. Jetzt evaluieren wir gerade, um zu schauen. Wie viele Mitarbeiter braucht es, um all diese Regelungen einzuhalten". Wie viele Mitarbeiter das wären, wusste sie nicht auswendig.
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