Interview mit Hanke
Warum Wiener Traditionsunternehmen besonders sind
Wiens Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) sprach im Interview über den Erfolg von lokalen Unternehmen in der Bundeshauptstadt und wie Händlerinnen und Händler mit einem Lieferservice zustätzlich punkten können.
WIEN. Große internationale Handelsketten, Online-Handel und teure Mieten sind die größten Herausforderungen für den lokalen Handel in Wien. Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) verrät im großen Interview mit der BezirksZeitung, womit die heimischen Unternehmerinnen und Unternehmer punkten können und was sie so besonders macht.
Heuer feiert die BezirksZeitung ihren 40. Geburtstag. Können Sie mir spontan ein Wiener Traditionsunternehmen nennen, das es seit 40 Jahren oder länger gibt?
PETER HANKE: Traditionsunternehmen kann ich Ihnen viele nennen: Manner, Ottakringer oder die zahlreichen Beisln, die uns wichtig sind. J. & L. Lobmeyr, die Porzellanmanufaktur Augarten, die Konditorei Oberlaa … Es gibt so viele Wiener Traditionsunternehmen. Ich glaube, wir Wienerinnen und Wiener sind sehr markenbewusst. Das ist schön und zeugt von unserer Tradition und unserem Bewusstsein, wie wir mit unserer Stadt umgehen.
"Mit Lieferservice kann man punkten"
Was ist Ihrer Meinung nach das Erfolgsgeheimnis der Wiener Traditionsunternehmen?
Prinzipiell der Qualitätsanspruch, den jedes Unternehmen hat. Aber natürlich ist es auch die Regionalität, die ein Produkt einmalig macht – ein Produkt in Wien zu produzieren und aufgrund von Innovationen viele Jahrzehnte lang am Leben zu halten. Gerade beim Thema Innovation haben die Wiener Unternehmen aufgrund ihrer langen Geschichte einiges richtig gemacht. Aber es geht natürlich auch um Nachhaltigkeit – bewusst zu zeigen, wie wir mit Rohstoffen und Ressourcen umgehen.
Die großen Einkaufsstraßen dominieren meist internationale Ketten. Wie kann sich der lokale Handel da durchsetzen?
Indem er etwa mit einem Lieferservice noch einmal zusätzlich punktet. Wir haben mit dem WienBox-System gezeigt, wie die Zustellung auch für kleine Händlerinnen und Händler funktionieren kann. Wir alle leben in einer sehr intensiven Zeit: Jede Minute ist kostbar. Hier das Gefühl zu haben, vom lokalen Handel im Grätzl bedient zu werden, ist eine Qualität. Denn die Wertschöpfung bleibt so im Bezirk bzw. in der Stadt und die Wienerinnen und Wiener wissen, dass sie mit ihrem Einkauf den lokalen Handel unterstützen.
Wie schafft man es noch als lokales Geschäft, erfolgreich zu sein?
Auf jeden Fall mit Servicequalität. Denn wie will man sich gegenüber dem Online-Handel durchsetzen? Indem man Service großschreibt, indem man Stammkundschaft hat, indem man handwerklich zeigt, dass man in der Stadt produziert. Ich sehe bei vielen Modegeschäften, dass die Kundinnen und Kunden wissen wollen, woher die Stoffe kommen und wo produziert wird. Diese Verbindung von Innovation und Produktion und dann auch noch ein Lieferservice ist ein Komplettpaket, das wirklich nur der regionale Handel bieten kann.
Beratung und Unterstützung für Betriebe
Gerade in handwerklichen Betrieben mangelt es an Nachfolgern. Wie kann hier die Politik unterstützen?
Wir haben in Wien zwei gute Strukturen in diesem Bereich: einerseits die Wirtschaftskammer, die Beratung anbietet und auch eine Nachfolgebörse betreibt, um die eine Generation mit der anderen zusammenzubringen. Andererseits, wir als Stadt mit der Wirtschaftsagentur Wien, wo wir ganz bewusst Beratung und Unterstützung zu diesem Thema anbieten. Ich würde wirklich alle dazu auffordern, bei Bedarf diese beiden Strukturen aufzusuchen und sich beraten zu lassen.
Der 1., 7. und 8. Bezirk sind über die ganzjährigen Schanigärten nicht erfreut. Gerade in diesen Bezirken ist die Gastro-Dichte recht hoch. Man befürchtet einen mangelnden Mix und eine massive Lärmbelastung für die Anrainer. Wie sehen Sie das?
Ich glaube, es ist wichtig, dass man die Bezirke und ihre einzelnen Herausforderungen ernst nimmt. Wir haben aber 23 Bezirke und es ist so, dass diese Sache in jedem Bezirk ein Stück weit anders gesehen wird. Mir war wichtig, dass mit dem öffentlichen Raum sorgsam umgegangen wird. Wir haben mit dieser neuen Schanigartenregelung klargestellt, dass es auch eine gewisse Betriebspflicht gibt. Die gab es in dem Ausmaß, wie wir sie jetzt definiert haben, noch nicht. Wer sich nicht daran hält, muss mit einem temporären Entzug der Schanigartengenehmigung rechnen. Außerdem kann ein Gastronom dank der neuen Regelung den genauen Zeitraum definieren. Das kann ein Jahr, es können neun Monate oder auch nur fünf Monate sein. An den Öffnungszeiten ändert sich nichts. Der Winterschanigarten ist durchaus ein wichtiges Angebot, um Lebensfreude, Wiener Gastfreundschaft und Gourmetthemen entsprechend anbieten zu können. Deshalb halte ich es damit, so wie viele Wienerinnen und Wiener, für eine gute Weiterentwicklung nach der Coronazeit.
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