Kabarett | Stimmungsbild
Neuer Hader aus Weinviertler Toscana
"Hast du schon den neuen Hader gesehen?"
"Na, du?"
"Also ichweiß nicht, was ich davon halten soll. Ich war am Wochenende bei der Vorstellung dabei."
So ungefähr kann es manchen Besucher:innen von "Hader on Ice" gehen. Verwirrt und garantiert ein Gesprächsstoff.
"Der hat sich aber nicht gut gehalten, sag ich dir...", verdächtiger Rundblick und es setzt unmittelbar fort: "...Dem hätte man das mit den Drogen echt abgenommen - sowie der ausg'schaut hat."
Ob Schauspielkunst und Gesellschaftskritik in Österreich so weit gehen können? Der Körpereinsatz mit spindelschlanken Beinen, kleiner Wohlstandswampe als hätte er sich den Image eines verrückten einsamen Sonderlings mit Hang zum tiefschwarzen Sarkasmus monatelang antrainiert. Quasi wie ein österreichischer Christian Bale, der sich für seine Filmrollen zweistellig Kilos anfrass und dann wieder hinunterpurzeln ließ. Eigentlich zu viel der Opferbereitschaft. Hader wäre solche Perfektion sicher suspekt. Der Tratsch geht trotzdem unvermindert weiter:
"Na, für wie alt würdest du den schätzen?"
"Keine Ahnung, 60 plus".
Gleich wird auch Doktor Google gefragt und dazwischen gestreut:
"Er sagte, er hat Geburtstag gemeinsam mit dem Krankl."
"Hä? Das kommt mir komisch vor. So alt schaut Krankl gar nicht aus, oder?"
Da hat Google auch schon die Antwort:
"Ja, was hab ich gesagt, nur der Tag ist bei den beiden gleich."
Natürlich wird gleich noch weiter gescrollt:
"Aber Krankl, der ist fesch geblieben. Vieeel besser als der Hader..." und zeigt gleich paar Bilder am Handy her.
"Also ich weiß nicht, ob ihm die österreichische Toscana in Weinviertel wirklich so gut tut. Stell dir vor, es steckt schon im Wort drinnen - da werden nicht bloß Achterl getrunken!"
Man macht sich halt Sorgen, um den Hader, der mangels geeigneter Freizeitaktivitäten tatsächlich mit einem Nachbarn oder dem ehemaligen Mitschüler Franz reden muss! Kein Wunder, wenn er da ein Viertel vom Doping-Tropfen braucht. So viel Normalität muss für ihn direkt ein Kulturschock sein. Wie passend, dass er den Wolf Rudi als Freund gefunden hat. Im Rudel sein, aber ja nicht zu freundlich - passt doch super. Man kann das so gut verstehen und fühlt sich selbst verstanden.
Wie man es auch dreht und wendet - Hader ist und bleibt Hader. Diese makaberen Witze, mit denen er uns (angeblich) den Spiegel vorhält kann genauso gut ein multifunktionaler Selbstschutz im Sinne "aus Not Tugend gemacht" sein. All die wortgewandten Sketches und teils tief unter der Gürtellinie sitzenden Wuchteln sind dem Hader - ähnlich wie seine Zigaretten & Co - gleichsam intravenös in Fleisch und Blut übergegangen. Quasi ein in Rotz-Parodie fein geräucherter Blödsinn oder eben auf Segelschiff Jahre lang gereifter, klimaneutraler Rum. Na, Prost!
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