Jung, Klein und Erfolgreich
Sebastian Fankl zwischen Langenwang und dem Parlament (+ Video)
In der Serie "Jung, Klein und Erfolgreich" in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskammer stellen wir den Betrieb "Sebastian Fankl GmbH" aus Langenwang vor.
LANGENWANG. Viele Menschen pendeln vom Mürztal zum Arbeiten nach Wien. Einige davon fahren auch ins Parlament, wie seit bald schon drei Jahren Sebastian Fankl aus Langenwang. Bei Sitzungen im Nationalrat wird man ihn nicht sehen. Aber sobald das Parlament nach den Renovierungsarbeiten wie geplant Ende 2022 wieder seinen Betrieb aufnimmt, wird man vieles sehen, was durch seine Hände ging. Sebastian Fankl ist Vergolder und Staffierermeister und arbeitet seit 2019 in diesem wichtigen und geschichtsträchtigen Haus. Fankl ist eines von zwei Unternehmen, die den Auftrag für die Renovierung erhalten haben.
Junges Unternehmen mit 32 jähriger Erfahrung
Seit Anfang April heißt das Unternehmen „Sebastian Fankl GmbH“. Bereits seit 1991, als Thomas Fankl den Betrieb gründete und Sebastian geboren wurde, restauriert die Firma Holzobjekte und Möbel sowie Kirchenraumausstattungen und Altäre. Eine Krankheit zwingt den Restaurateur etwas leiser zu treten und die Firma seinem Sohn zu übergeben.
Er steht aber noch mit Rat und Tat zur Seite und ist stolz auf Sebastian. Der Vater war schon als Jugendlicher an Kunst interessiert, das bildnerische Talent war im angeboren. Auch den Antrieb zur Selbstständigkeit hat er immer gespürt. Ganz so war es bei Sebastian nicht. Der Vater lächelnd: „Unsere größten Auftraggeber sind bis jetzt die Diözesen in ganz Österreich. So fuhren wir mit Sebastian und seinen drei Schwestern jedes Wochenende von einem Glaubenshaus zum nächsten, wo immer halt etwas zu restaurieren war. Das war für einen 15-Jährigen natürlich nicht so spannend, wie Fußballspielen mit Freunden.“ Nach einer Installateur Lehre entschied er sich vor zehn Jahren dann aber doch zur Lehre als Vergolder und Staffierer (Fassung von Holzobjekten).
Fest angestellt sind bei Fankl fünf Personen, im Parlament sind 14, ausgesucht aus einem Restauratoren-Pool, tätig. Auf die Frage, was alles zu restaurieren sei in diesem Gebäude: „Das ganze Parlament ist mit restauratorischen Objekten übersät und jede kleinste Wand ist mit Stuckmamor bemalt. Momentan werden in Langenwang noch die letzten der 142 massiven Eichensitzbänke des Sitzungssaales für den Bundesrat generalsaniert. Diese stammen noch vom Erbauer Theophil von Hansen, da es der einzige Raum im Parlament ist, der im Krieg nicht zerstört wurde.
In der Werkstatt stehen auch Spiegelschränke für die Büros von Politikern, die noch fertigzustellen sind. Woran die Restauratoren seit 1,5 Jahren vor Ort arbeiten, ist die Bibliothek. Sind die 70 Schränke doch 4 Meter hoch und 10 Meter lang. Von der Grundreinigung bis zur letzten Retusche arbeitet man an einem Schrank drei Wochen.
Alte Technik - neues Gewand
Man könnte meinen, für andere Aufträge bleibt keine Zeit. Doch alles geht sich aus. So werden immer wieder private Skulpturen restauriert und kleine Friedhofskapellen. Seit Jahren ist man bei Fankl auch mit der Restaurierung der Wallfahrtsbasilika Loretto im Burgenland beschäftigt. Einige Altäre sind schon wieder aufgebaut, vier der freigelegten werden momentan in Langenwang restauriert und mit Blattgold versehen. Dieses kommt von einem Goldschläger aus Schwechat, welcher bis zu vier Stunden für ein Blatt Gold in der Größe von 8 x 8 cm und einer Dicke von 17/1000stel Millimeter benötigt.“
„Bei unserem Beruf hat die Digitalisierung noch nicht Einzug gehalten. Die Technik hat sich seit 300 Jahren nicht geändert.“ Aufgetragen wird es nach wie vor auch mit dem Schweif eines Eichkätzchens.
Thomas Fankl
Wien hat es Fankl angetan oder anders gesagt, das steirische Unternehmen hat es Wien angetan: Das bisher aufwändigste und wertvollste Projekt war die Restaurierung von 52 Holzsärgen der Michaelergruft. Dafür musste in der Werkstatt sogar eine eigene Klimazone geschaffen werden, um für das richtige Raumklima zu sorgen.
Lehrlinge gesucht
Wer möchte von sich behaupten, in einem Handwerks-Beruf zu lernen, der von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe Österreichs auserwählt wurde? Fankl ist eine der wenigen Betriebe in Österreich, der noch Lehrlinge ausbildet. Und er kommt bei der Beschreibung seines Berufes förmlich ins Schwärmen: Ich versuche, alte Dinge für die Nachwelt zu erhalten und das ganze nicht nur kirchlich betrachtet. Ich sehe die Kunst im Vordergrund, es ist einfach schön mit so einem Objekt zu arbeiten, das am Beginn eigentlich kaputt ist, aber dann wieder – so sagen wir Verfolger es – im alten Glanz erstrahlt.“
Nationalräte und Bundespräsident zu Besuch
Während der Renovierung des Parlaments tagen der National- und Bundesrat in der Wiener Hofburg. Doch je näher die Fertigstellung rückt, umso öfter bekommen die Restaurateure Besuch. Sebastian Fankl: "Wolfgang Sobotka macht immer wieder Führungen mit interessierten Besuchern durch das Parlament. Da tauscht man schon mal ein paar Worte und erklärt die Arbeiten genauer. Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen machte sich schon ein Bild vor Ort." Lange wird es ja nicht mehr dauern. Im August 2022 soll für Fankl alles erledigt sein, sodass die Rückübersiedlung des National- und Bundesrates ins Parlamentsgebäude noch gegen Ende des Jahres erfolgen kann.
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