Bestehendes nutzen
Ziviltechniker wollen Umdenken beim Bodenverbrauch

Nach einem Schlagabtausch zwischen Niederösterreichs Landeshauptfrau Johann Mikl-Leitner (ÖVP) und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) äußert sich nun auch die Bundeskammer der Ziviltechnikerinnen und Ziviltechniker mit einem Positionspapier zum Bodenverbrauch zu Wort. | Foto: Wolfgang Spitzbart
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  • Nach einem Schlagabtausch zwischen Niederösterreichs Landeshauptfrau Johann Mikl-Leitner (ÖVP) und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) äußert sich nun auch die Bundeskammer der Ziviltechnikerinnen und Ziviltechniker mit einem Positionspapier zum Bodenverbrauch zu Wort.
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Umbau statt Neubau und eine Verschreibung zur Nachhaltigkeit fordert die Bundeskammer der Ziviltechnikerinnen und Ziviltechniker (zt) in ihrem aktuell Positionspapier. Anstatt den Bodenverbrauch weiter voranzutreiben, brauche es "verantwortungsvolles Planen und Gestalten".

ÖSTERREICH. Zuletzt hatte sich Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) in einem Brief an Niederösterreichs Landeshauptfrau und Vorsitzende der Landeshauptleutekonferenz, Johanna Mikl-Leitner, gewendet und gebeten, bei den Bundesländern, die sich beim Bodenschutz querstellen, zu intervenieren. Im Regierungsprogramm steht das Ziel, den Bodenverbrauch bis 2030 auf 2,5 Hektar pro Tag, was rund neun Quadratkilometer im Jahr entspricht, zu beschränken. Laut Daten des Umweltbundesamts sind es aktuell 41 Quadratkilometer jährlich. In ihrer Antwort auf Koglers Appell verwies Mikl-Leitner auf "noch viele weitere berechtigte Anliegen" der Bevölkerung, die neben dem Bodenschutz wichtig seien. Das sei zwar kein Widerspruch, müsse aber in einem vernünftigen Rahmen diskutiert werden, hieß es weiter.

Umbau den Vorzug geben

In ihrem Positionspapier hat die zt Forderungen zu vier großen Bereichen formuliert: "Boden und Raum", "Klimaschutz, Energie und Umwelt", "Rohstoffe, Kreislaufwirtschaft und Ökobilanz" und "Gesellschaft und Soziales".

Gefordert wird unter anderem ein Leerstandsmonitoring, um eine Grundlage zur Leerstandsvermeidung zu schaffen. Klimaneutrale und ressourcenschonende Konstruktions- und Bauweisen sollen gefördert werden, um durch höhere Anforderungen entstehende Mehrkosten abzufedern. Innovative Wohnformen sollen nicht auf die sozial schwächer gestellte Bevölkerung zurückfallen, so eine Forderung der zt.

So brauche es etwa mehr Umbau als Neubau. Dem vergangene Woche in Umlauf gebrachten Vorschlag, für den Bau eines Einfamilienhauses 100.000 Euro in Form eines "Eigenheimbonus" zu bekommen, kann die zt dementsprechend wenig abgewinnen. "Auf Neubauten und somit auf Versiegelung zu setzen, um die Bauwirtschaft anzukurbeln, wäre so, als würden Ärztinnen eine weitere Pandemie fordern, um mehr Patientinnen behandeln zu können", wird Bundeskammer-Präsidenten Daniel Fügenschuh zitiert.

Wohnbau müsse nachhaltig und leistbar sein, dem Umbau aber grundsätzlich der Vorzug gegeben werden. | Foto: Rendering: ZOMM VP
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Grüne Energieraumplanung mit Verpflichtungen

Auf Bundesebene müsse es Anreize in Gemeinden geben, um Bestehendes attraktiver zu machen und Steuerungskompetenzen des Bundes zielgerichteter für den Bodenschutz eingesetzt werden. Der Umgang mit Ressourcen und Umwelt müsse klimagerecht und verbindlich werden. Für die Umsetzung brauche es bundesweit einheitliche Regelungen.

In Sachen Energieraumplanung heißt es: "Das fossile Zeitalter ist vorbei!" Hier sieht die zt nicht nur die Politik, sondern auch jeden einzelnen in der Verantwortung einen Beitrag zu einer klimafitten Zukunft zu leisten. Einer EU-Richtlinie zur Energieeffizienz von Gebäuden zufolge sind Gebäude für 40 Prozent des Energiebedarfs in der EU verantwortlich. Die österreichische Stromversorgung solle bis 20230 bilanziell zu 100 Prozent nachhaltig sein, wofür es verpflichtender Energieraumpläne bedarf. Gleichzeitig dürfe diese Ökologisierung nicht zu Energiearmut führen und dieser vielmehr vorbeugen.

Sollte der Bodenverbrauch strenger reguliert werden?

Kreislaufwirtschaft statt Wegwerfgesellschaft

In Österreich entfallen Dreiviertel des Abfalls auf den Bausektor, hält die zt fest. Das Ziel müsse daher Wiederverwendung und -verwertung bestehender Rohstoffe sein. Das Konzept der Kreislaufwirtschaft dürfe sich aber nicht nur auf den Bausektor beschränken. Hürden müssten abgebaut und der vermehrte Einsatz von Sekundärbaustoffen und -bauteilen mit Förderungen angetrieben werden.

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