Zweiter Krebsreport
Hälfte aller Krebs-Todesfälle wäre vermeidbar
Zum zweiten Mal liefern verschiedenste Experten und Expertinnen im aktuellen Krebsreport einen Überblick über die Fortschritte bei der Krebsversorgung in Österreich. Aufgrund intensiver Forschung konnte bei bestimmten Tumorarten eine signifikante Verbesserung der Überlebensrate erzielt werden. Trotzdem seien 50 Prozent aller Krebs-Todesfälle mit (noch besserer) Vorsorge vermeidbar gewesen.
ÖSTERREICH. Krebspatienten in Österreich sind gut versorgt - die Innovationen kommen beim Menschen an, hieß es bei der Präsentation des "Österreichischen Krebsreport 2023" am Dienstag. Beispielsweise hätten Patient:innen mit einem gastrointestinalen Stromatumor vor 20 Jahren eine Lebenserwartung von unter 12 Monaten, heute haben sie mit einer täglichen Tabletteneinnahme eine fast normale Lebenserwartung, erklärt Wolfgang Hilbe, Präsident der OeGHO. Eine gute Prognose kann heute bei Hoden-, Schilddrüsen, Prostata- und Brustkrebs erreicht werden, erklärte Monika Hackl, Leiterin des Nationalen Krebsregisters. Das kumulierte relative Überleben drei Jahre nach der Diagnose liegt bei diesen Tumorarten bei 90,6 bis 96,6 Prozent.
Bei Tumoren der Niere, von Kopf & Hals sowie des Magens liegt die Überlebenswahrscheinlichkeit mittlerweile bei 81,5 Prozent (Niere), 60,4 Prozent (Kopf & Hals) und 41,6 Prozent (Magen). Schlechter sieht es bei Patient:innen mit Lungen-, Speiseröhren-, Leber- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs aus. Bei diesen Indikationen beträgt das kumulierte relative Überleben drei Jahre nach Diagnosestellung zwischen 30,2 Prozent und 15,6 Prozent.
Bei der Vorsorge hapert es
Zwar sind die Fortschritte in der Krebsforschung erfreulich, doch mangelt es bei der individuellen Vorsorge. "Auch wenn das nicht neu ist, kann man die Wichtigkeit dessen nicht oft genug unterstreichen. Denn 50 Prozent aller Krebs-Todesfälle in Europa könnten vermieden werden, wenn zwölf Empfehlungen des Europäischen Kodex gegen Krebs eingehalten werden würden,“ betonte Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe. Besonders wesentlich seien, so Sevelda, regelmässige Bewegung und gesunde Ernährung zur Vermeidung von starkem Übergewicht, Impfungen gegen HPV, Hepatitis B und Hepatitis C, Vermeidung von Nikotin- und (übermäßigem) Alkoholkonsum sowie Teilnahme an den empfohlenen Früherkennungs-Untersuchungen – insbesondere gegen Brustkrebs, Dickdarmkrebs und Gebärmutterhalskrebs.
In den vergangenen fünf Jahren wurden über über 130 neue Krebs-Medikamente von der EMA registriert. "Das ist herausragend", so Ansgar Weltermann, Vorstandsmitglied der Österreichischen Krebshilfe. "Für uns als Onkolog:innen ist aber bedeutsam, den Nutzen eines Medikamentes in den ersten zwei Jahren nach Zulassung für die einzelnen Patient:innen zu bewerten – was oft gar nicht so einfach ist. Deshalb ist das Bewertungssystem der ESMO unverzichtbar geworden.“
Link:
Krebsreport 2022
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