Gratisverhütung
Rauch kann sich kostenlose Antibabypille vorstellen

Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) kann sich vorstellen, dass die Antibabypille in Zukunft kostenlos ist. Eine Studie zur Bedarfserhebung und Finanzierung läuft. | Foto: APA Picturedesk
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Die Antibabypille könnte für Frauen in Österreich bald kostenlos sein, zumindest könnte sich Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) das vorstellen. Ob das umsetzbar ist, soll eine derzeit laufende Studie eruieren, so der Gesundheitsminister am Mittwoch im Ministerrat. ÖGF-Präsidentin und Gynäkologin Barbara Maier plädierte in der ZIB3 am Mittwoch dafür, dass der Zugang zu Verhütungsmitteln wie auch die -beratung kostenlos sein sollen.

ÖSTERREICH. Der Verhütungsatlas zeigte auf, dass immerhin 35 Prozent der Schwangerschaften in Europa ungewollt sind. Kostenlose Verhütungsmittel zugänglich zu machen, sei also auch ein Schritt, um die Abtreibungsrate zu senken. In Europa würden nur 57 Prozent der Frauen Verhütungsmittel in Anspruch nehmen, was unter anderem auch an den schwer zugänglichen Beratungsangeboten liegt.

Kosten-Nutzen-Frage muss geklärt werden

Die vom Gesundheitsministerium in Auftrag gegebene Studie vergleicht die Daten mehrerer europäischer Länder, die bereits jetzt Modelle zur kostenfreien Verhütung umgesetzt haben, wie etwa Großbritannien, Frankreich oder Schweden. Das soll auch Aufschluss über die noch unbeantworteten Fragen zur Kostenabdeckung und konkreten Implementierung geben, so Rauch. 

Die Studie wolle nicht nur eine Fach- und Literaturrecherche, sondern auch die Wünsche der betreffenden Personen abfragen. Kostenlose Verhütung genauso wie der generelle Zugang dazu bilden die Schwerpunkte. "Nicht zuletzt der Frauengesundheitsbericht hat gezeigt, dass die Datenlage hinsichtlich Frauengesundheit verbesserungswürdig ist. Mit den Studien zu Menstruationsgesundheit und kostenloser Verhütung sollen hier erste Schritte zu einer besseren Datenlage gemacht werden, um evidenzbasiert weitere Maßnahmen setzen zu können“, heißt es aus dem Ministerium vom Gesundheitsminister.

ÖGF-Präsidentin und Gynäkologin Barbara Maier plädierte in der ZiB3 am Mittwoch für kostenlose Verhütungsmittel und -beratung sowie Abtreibungen auf Krankenschein. | Foto: pixabay.com
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Der kostenlose Zugang zu Verhütungsmitteln in Österreich ist per se nichts Neues. Die Grünen sprachen sich bereits im Februar dafür aus, fürchten aber keine Mehrheit zu bekommen, da die ÖVP diesem Vorstoß nicht all zu viel abgewinnen könne. In Italien ging man erst vor kurzem diesen Schritt und nahm die Antibabypille in die Liste der kostenlos verfügbaren Medikamente auf. Auf ein ähnliches Modell wie das Italienische sagte Rauch auf Nachfrage:

"Ja, ich kann mir das vorstellen."

Ergänzt aber, dass "die Rahmenbedingungen passen" müssen. Fragen zu Finanzierung etwa seien noch nicht geklärt. Erste Erkenntnisse dazu erhoffe er sich im Herbst.

Beratung stark ausbaufähig

Mit dem deutschen Beratungsstellenverbund pro familia und mit der Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung und Verhütung (ÖGF) sei man bereits im Gespräch. Auch Erfahrungsberichte aus der Praxis des ÖGF zur Bedarfseinschätzung hinsichtlich finanzieller, niederschwelliger Unterstützung bei Verhütungsmitteln für Frauen und Mädchen in Österreich würde man einholen. eingeholt worden. Die geringen finanziellen Mittel seien oft eine starke Einschränkung, wenn es um die Selbstbestimmtheit bei der Wahl der Verhütungsmethode und dem Zugang gehe, zitiert das Ministerium das Ergebnis des deutschen Modellprojekts "biko – Beratung, Information und Kostenübernahme bei Verhütung".

In puncto Verhütung findet sich Österreich im europäischen Vergleich im oberen Mittelfeld ein. Die Onlineaufklärung ist gut, aber der Zugang sowie Finanzierung und Beratung sind noch stark ausbaufähig. Dem Verhütungsatlas zufolge erreichte Österreich einen Wert von 62,2 von 100 Prozent und landete auf Platz 19 von 46. Auf den ersten drei Plätzen sind Großbritannien, Frankreich und Belgien, wo man die größten Anstrengungen zur Empfängnisverhütung findet.

Soll die Antibabypille kostenlos werden?

Spirale am sichersten, aber oft zu teuer

ÖGF-Präsidentin Maier geht in der ZiB3 sogar noch weiter und ist nicht nur für den kostenlosen Zugang zu Verhütungsmitteln, auch die Verhütungsberatung soll für alle kostenfrei sein. Aktuell sei sie das nämlich nur für Jugendliche. Die Aufklärung sei jedoch Voraussetzung für verlässliche Verhütung. Die Gynäkologin fügte hinzu, dass die Spirale das sicherste aber auch teuerste Verhütungsmittel für Frauen sei. Die Hormonspirale hat etwa einen Pearl Index von 0,16. Dieser gibt an wie viele Frauen von 100 in einem Jahr dennoch schwanger wurden. Der Pearl Index für die Pille liegt beispielsweise nur bei 0,1-0,9. Besonders für einkommensschwache Frauen seien die Kosten ein großes Problem, so die Expertin. Laut gesundheit.gv.at kostet diese nämlich durchschnittlich 500 Euro, die beim Einsetzen bezahlt werden müssen. Die Sozialversicherung deckt die Kosten dafür nicht. 

Maier betont:

"Es muss etwas geschehen, es geht um das sexuelle und reproduktive Recht von Frauen. Jede Frau muss die Möglichkeit haben, über ihren Körper selbst zu bestimmen, auch Frauen, die sich Verhütungsmittel nicht leisten können."

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