Welt-AIDS-Tag
Viel Unwissen und Stigmatisierung bei HIV

Die rote Schleife steht als Zeichen der Solidarität mit HIV-Infizierten.  | Foto: DenisNata/panthermedia
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  • Die rote Schleife steht als Zeichen der Solidarität mit HIV-Infizierten.
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Im vergangenen Jahr wurden in Österreich 473 Neuinfektionen mit HIV diagnostiziert. Zwischen 8.000 und 9.000 Menschen leben hierzulande mit dem HI-Virus. Betroffene haben nach wie vor mit Stigmatisierung zu kämpfen. Auch Unwissenheit ist ein anhaltendes Problem und verhindert in vielen Fällen eine frühzeitige Behandlung. 

ÖSTERREICH. In Österreich bekommt jeden Tag zumindest eine Person die Diagnose HIV-positiv. Weltweit leben etwa 39 Millionen Menschen mit einer HIV-Infektion – ungefähr 53 Prozent davon sind Frauen. Der Welt-Aids-Tag am 1. Dezember soll daran erinnern, dass infizierte Menschen einen verantwortungsbewussten, menschenwürdigen Umgang verdienen. "Menschen mit HIV können heute leben wie alle anderen. Und würden das gern. Aber Unwissenheit und Vorurteile ihrer Umgebung machen ihnen das Leben oft unnötig schwer", betont die deutsche Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. 

Zwischen 8.000 und 9.000 Menschen leben hierzulande mit dem HI-Virus.  | Foto: APA / Quelle: Med-Uni Wien
  • Zwischen 8.000 und 9.000 Menschen leben hierzulande mit dem HI-Virus.
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Viel Stigmatisierung und Unwissen

Die Österreichische AIDS Gesellschaft geht davon aus, dass es etwa 9.000 HIV-infizierte Personen in Österreich gibt - das sind in etwa 0,1 Prozent der Bevölkerung. Weiters wird geschätzt, dass knapp zehnt Prozent der HIV-Infizierten nicht über ihre Infektion Bescheid wissen und somit auch noch keine Behandlung erhalten. Dabei ist das Virus bei behandelten Personen mit der Zeit nicht mehr nachweisbar und damit auch nicht übertragbar.   

"Fehlende Information – auch bezüglich früher Symptome einer HIV-Infektion – und Stigmatisierung von Menschen mit HIV sind Faktoren, warum viele Personen erst in einem fortgeschrittenen oder späten Stadium von ihrer HIV-Erkrankung erfahren", erklärt der Infektiologe und HIV-Spezialist Bernhard Haas.

Auch eine kürzlich durchgeführte Umfrage im Auftrag des Pharmakonzerns Gilead zeugt von anhaltender Stigmatisierung und Unwissenheit: So meinen 21 Prozent der befragten Österreicherinnen und Österreicher, dass HIV-Positive eine Gefahr für die Gesellschaft sind. Und fast ein Drittel (31 Prozent) der Befragten glauben fälschlich, dass HIV über einen Kuss übertragbar ist.

Was ist HIV/AIDS?

HIV ist die Abkürzung für "Human Immunodeficiency Virus" oder Humanes Immunschwäche-Virus. Eine HIV-Infektion geht kurz nach der Ansteckung (bis zu zwei Wochen) üblicherweise mit grippeähnlichen Symptomen einher (diese sind so unspezifisch, dass sie meist nicht erkannt werden). Im weiteren Verlauf kommt es nach unterschiedlicher Zeit zu einer Schwächung des Immunsystems und zum Auftreten von bestimmten Erkrankungen. Eine Person, die sich mit dem HI-Virus angesteckt hat, wird als HIV-positiv bezeichnet.

HIV führt im Verlauf der Infektion zu einer Schwächung des Immunsystems. So können Krankheiten leichter auftreten, die ein gesunder Organismus üblicherweise abwehren kann. Von AIDS spricht man, wenn entweder definierte Krankheiten bereits auftreten und/oder das Immunsystem stark geschwächt ist. AIDS ist die Abkürzung für "Acquired Immune Deficiency Syndrome", ins Deutsche übersetzt "Erworbenes Immunschwäche-Syndrom".

Wie funktioniert die HIV-Therapie?

Die Medikamente der HIV-Therapie verhindern die Vermehrung von HI-Viren und die Viruslast wird unter die Nachweisgrenze gedrückt. Dadurch entstehen keine neuen Viren, das Immunsystem kann sich stabilisieren und bleibt somit funktionsfähig.

Heutzutage sind damit HIV-positive Menschen unter effektiver Therapie nicht infektiös, das bedeutet, das Virus kann nicht weitergegeben werden - nicht beim Sex, nicht in der Schwangerschaft, nicht bei der Geburt. Die HIV-Therapie kann die Infektion allerdings nicht heilen. Es handelt sich um eine lebenslange Therapie, die konstant (täglich) eingenommen werden muss. 

Wie wird HIV übertragen?

Eine Infektion erfolgt am häufigsten durch eine dieser Körperflüssigkeiten: Blut, Sperma oder Vaginalflüssigkeit. Das höchste Risiko besteht daher beim ungeschützten Anal- und Vaginalverkehr, weil die Schleimhaut in Scheide und Darm eine große "Angriffsfläche" bietet, die Virenkonzentration im Sperma hoch ist und die Analschleimhaut zu Verletzungen neigt. Oralsex ist deutlich risikoärmer, solange kein Sperma bzw. Menstruationsblut in den Mund kommt. 

Die Höhe des Risikos einer Infektion aufgrund von Geschlechtsverkehr ohne Kondom hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Art der sexuellen Praktik
  • Anzahl bzw. häufige Wechsel von Sexualpartnerinnen/-partner
  • Ob bereits andere sexuell übertragbare Krankheiten (STDs) bestehen
  • Von der Anzahl von HIV-positiven Menschen im sexuellen Umfeld

Weitere Infektionsmöglichkeiten:

  • Gemeinsam verwendete Utensilien zum Konsum von Drogen (z. B. Spritzbesteck, Sniefröhrchen)  
  • Jede Art von Blutkontakt
  • Mutter-Kind-Übertragungen, wobei diese heute dank medizinischer Vorbeugemaßnahmen nahezu ausgeschlossen werden können.

So wird HIV nicht übertragen / Das ist ungefährlich:

  • Hände schütteln
  • Küssen, Umarmen
  • Schwimmen gehen, Sport
  • gemeinsames Verwenden von Essbesteck/Trinkgläsern oder Toilettenartikeln
  • Toilettenbenutzung 
  • und vieles mehr…

Was tun im Notfall?

Nach einem hohen Infektionsrisiko für HIV, z. B. bei Kondomriss, ungeschütztem Vaginal- oder Analverkehr, Partnerinnen oder Partner mit ungewissem/unbekanntem HIV-Status, solltest du sofort Kontakt mit einem HIV-Behandlungszentrum aufnehmen. Nach einem vermuteten Risikokontakt stehen Schnell- und PCR-Tests zur Verfügung.

Im Idealfall sollten Betroffene möglichst innerhalb von ein bis zwei Stunden, längstens aber innerhalb von 48 Stunden ein Spital aufsuchen und mit einer PEP-Behandlung (PEP steht für Postexpositionsprophylaxe) beginnen.

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