Weihnachtsgeschichte: Heiligabend

wenn es Staubzucker schneit, ist Weihnachten nicht weit!

Kerzen leuchtn.
Kinderaugn glänzn.
Erwartung und Freid –
A glückselige Zeit.

Ogfangt hats ja scho am Nachmittag, wo i eus Ältester mit de kleanan Brüada Schlittnfahrn ganga bi, oder besser gsagt, hab geh müassn. I hab des nia eisechn woin, warum ausgerechnet i an dem Tag so bestraft wean muass. Da Kleanste hat woi dahoambleibn kinna, aba de andern drei hab i am Gnack ghabt. Des hoaßt am Schlittn. Mia habn ja so an übergroßn Dreisitzer ghabt, auf dem ma zu viert a no Platz ghabt habn. Es hat nit lang dauert und da Erste hat neama geh woin und is scho auf da Rodl gsessn, und weil da Zweite gsechn hat, dass’ eigentlich ganz nett is, wann ma bergauf a scho aufsitzn mag, hat der natürlich a neama geh woin. Und wia sis da Dritte dann a no aufn Schlittn bequem gmacht hat, da hab i neama woin. Eigspannt wia a Ross, de Schuah san euwei durchganga, und da Kleana hat scho zan Rauzn ogfangt, weil eam zkeut worn is und des euße, weil se zfaul warn zum Gehn. Da hab i mi heut a auffigsetzt und ho den Schlittn hoamzu gsteuert, aba mit einem Hurra, dass’ grad so a Gaudi war. Da Wind is uns um de Ohrn pfiffn, da Kleana vorn auf da Rodl hat schiaga koa Luft mehr kriagt, dafür aba dann an Mund voi Schnee, wias uns in da letztn Kurvn außidraht hat. Ja, des war dann so a heilloses, wei- ßes Durcheinander, des dreistimmig plärrt hat und dann den ganzn Rotz und den Schnee in de warme, weihnachtliche Stubn tragn hat.

Des Lästigste is woi am Nachmittag des Badn gwesn. Da war in unserm Wohnhaus grad oa Bad und des war im Kella. Natürlich hat des mit fünf, sechs andere Parteien teilt wean müassn, drum habn mias grad vo drei bis heube viere habn derfn. Aufn Betonbodn war a Hoizgitter, damit ma nit bloßfüaßig am Bodn hat steh müassn, und wann da Wind ungrecht ganga is, hat da Boilaofn a wengerl gracht, sodass ma hi und da nachn Badn no a wengerl gselcht grochn habn. Aba sauba warn ma und habn glanzt, dass uns de eigene Muatta schiaga neama kennt hat. Wia ma dann wieder in da Stubn gstandn san, alle gleich ozogn, kampit und gschnäuzt, is da Nachbar zan Fotografiern kemma, und mia san dagstandn wia de Orglpfeifn und habn uns in da eigenen Haut neama wohl gfühlt. Aba des hat nit lang ogheutn. D’Nachbarin is nämlich mit ana Tafel Schokolad für uns Buam vorbeikemma, de ma dann, kaum dass’ bei da Tür draußn war, gerecht aufteilt habn: Für de Größern a größers Stückl, de Kleanan dapackn eh nit so vü. Und scho is der Schokoladetrenzerling auf des schene Gwandl grunna.

Wann ma a sunst nit vü ghabt habn, aber am Heiligen Abend, da hat si da Vata nit lumpn lassn. Bei so vü Kinder in ana Bergmannsfamilie, da is eh des ganze Jahr Fastn ogsagt gwen, was nit hoaßn soit, dass ma eppa hungrig hättn ins Bett geh müassn. Na, na. Aba es hat heut grad a oafache Kost gebn. Aba de Heiligabndjausn, de hat si sechn lassn kina. Da hat da Vata scho bei irgend an Bauern Hoiz oda Heu zochn, damit er an Brockn Speck für d’Jausn vadeant. Dazua hats nachat no a Russnkraut gebn, a Stückl Hartwurst und sogar Semmerl. I woaß no wia heit, da hat da Vata jedsmeu nasse Augn kriagt, wann er gsechn hat, wia mia Buam einighaut und sogar an de Speckschwartl gnagt habn. Bei so oana Gelegenheit, wia i vierzehn Jahr eut war, hat da Vata gsagt: „Hiaz bist scho groß gnuag, dass d’ ameu a Flaschl Bier trinkn derfst.“ Und dann bin i dagsessn und ho Schluck für Schluck dro zuzlt und meine Brüada habn neidig zuagschaut, weil i scho eut gnuag war zan Biertrinkn, aba leider no nit reif gnuag. Mia hat des Hantige im Bier nit gschmeckt und des Flaschl war no nit heubat laa, aft ho i ma scho denkt: Schad um de guate Jausn, de wead unter de Umständ nit untnbleibn.

Ja, und dann samma dagsessn, habn zu de Nachbarfensta gschaut, ob scho irgendwo des Christindl kemma is, und de Spannung is ins schier Unerträgliche gstiegn. Da is jedsmeu an unserm Bravsei zweifelt worn. Da Vata hats Christkindl an unserm Haus vorbeifliagn gsehn und deanascht samma dagsessn und habn ghorcht, ob da nit irgendwo im Schlafzimmer a Glöckerl zan hean wa, oda durch des Schlüsselloch a kloana Glanz, oda vielleicht a Schimma zan sechn war. Wann ma so neigierig warn, dann is dadurch sicherlich einige Meu des Christkindl vascheucht worn, jeden- feus hat des da Vata behaupt.

De Muatta war am Heilign Abnd euwei gschafft und hat si schließlich vor der Bescherung scho in a Eckn gsetzt und ihr Familie beobachtet und müad, aber voller Freid des Büd genossen. Des ganze Putzen, Backen, Waschn und Bügln hat für kurze Zeit a End. Aba sie hat in dera Stund wahrscheinlich scho wieder drodenkt, wo sie was einsparn ko, damits de Schuidn ban Kramer für de Geschenke und eu den Mehrauf- wand in de nächsten Monat wieder begleichn ko. Trotzdem war in ihrn Blick euwei was Bsunders. Sie hat für sie selba nix in Anspruch gnumma und hat si euwei gfreit über unsere oft oberflächlichen Bastlereien und grad an dem Abnd hats am meistn des ausgstrahlt, was sie am liabstn war: Muatta. Da Vata war an dem Tag a euwei a wengerl anderst. Er hat glacht und dann wieder bedauert, dass des Christkindl des Jahr so arm is und fast nix bringa ko.

Dann is er wieder a Zeitlang im Schlafzimmer vaschwunden, des für uns an dem Tag a geheimnisvoller Raum war, in dem des Christkindl erwartet wead. Mia woitn den Vata euwei zruckheutn, weil ma glaubt habn, er vaschreckt uns des heilige Kind grad mit seiner Umagschaftlerei, und wann i so zruckdenk an de Zeit, dann tuats ma a wengerl in der Seel load, dass unser Christkindl sche langsam vom Weihnachtsmo aus Amerika in de Eckn drängt wead.
Der Gruch von Weihrauch, von Wachs und vo Keks, der warme Schein vom Kerzenliacht, des knisternde Spritzn der Sternwerfer, unsere glanzatn Kinderaugn, des Gefühl der Geborgenheit, des euße war rund um des Christkindl zan findn. Und des euße beschert uns heit, zwoatausend Jahr danach, no euwei de Geburt Christi, die Menschwerdung des Herrn.

Informationen über den Autor

Herbert Gschwendtner

1948 in Schwarzach im Pongau geboren, er stammt aus einer Bergmannfamilie und verbrachte seine Kindheit in Mühlbach am Hochkönig. Auf seine Malerlehre folgten Wanderjahre, in denen er sich in verschiedenen Berufen versuchte. In den Siebzigerjahren betreute er als Hüttenwirt das Matrashaus auf dem Hochköniggipfel und bewirtschaftete anschließend 20 Jahre die Dr.-Heinrich-Hackel-Hütte im Tennengebirge. Nach einer Krebsoperation versuchte er, seine Krankheit durch das Schreiben von Gedichten und Kurzgeschichten zu überwinden. Seit den Achtzigerjahren gestaltet er Volksmusiksendungen für den ORF Salzburg und verfasst – nach wie vor seine Lieblingsbeschäftigung – Mundart-Gedichte.

Informationen zum Buch

Titel des Buches: Stubenadvent: G'schichtn von früher
ISBN: 978-3-7025-0651-3
Umfang: 120 Seiten
Preis: € 19,95

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