Caroline Athanasiadis im Interview
"Nicht ärgern, sondern nur wundern"

Caroline Athanasiadis werkt am 30. Dezember in "Schluss mit lustig" auf ORF 2 (20.15 Uhr).  | Foto: ORF/Hubert Mican
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  • Caroline Athanasiadis werkt am 30. Dezember in "Schluss mit lustig" auf ORF 2 (20.15 Uhr).
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"Schluss mit lustig" meint Kabarettistin Caroline Athanasiadis, wenn sie am 30. Dezember (20.15 Uhr, ORF 1) mit Kolleginnen und Kollegen einen satirischen Jahresrückblick wagt. Die Wienerin verrät auf MeinBezirk.at, was sie nicht lustig findet, warum sie sich mit anderen mitfreut - und was sie überhaupt nicht kann.  

ÖSTERREICH. Sie zählt zu den beliebtesten Kabarettistinnen des Landes: Caroline Athanasiadis ist ein Multitalent, andere zum Lachen zu bringen ihre Mission. Die quirlige Wienerin ist unser neuer "Glücks-Treffer" - das Interview:

MeinBezirk.at: Was bedeutet Glück für Sie?
Caroline Athanasiadis: Glück bedeutet für mich, bestimmen zu können, wie ich leben möchte. Das ist für mich Glück. 

Sie dürfen jetzt zu Silvester auch etwas machen, das Sie selbst bestimmen: Sie werken in der Show "Schluss mit lustig"...
Ja, das ist auch Glück. Im Augenblick muss ich mich mit einem sehr ernsten Thema beschäftigen - weil Frauen weltweit oft immer noch nicht die gleichen Rechte haben wie Männer. Und da habe ich auch gemerkt, in welch unfassbar privilegierter Lage ich mich befinde. Nämlich so leben zu können, wie ich möchte. Aber auch da habe ich gelernt, dass es in Österreich Frauen gibt, die selbst das nicht können. Die immer noch nicht ganz selbstbestimmt leben. Da ist noch so viel zu tun. Ich war teilweise sehr erschüttert bei meiner Recherche zu diesem Thema. Also es ist einfach unglaublich. Ich habe eine Freundin, die alleinerziehend ist - das ist wirklich eine Katastrophe. Sie lebt in einem Dorf in Oberösterreich, wo es nur bis 12 Uhr mittags Kinderbetreuung gibt. Ich wusste nicht, dass Frauen so vieles erschwert wird - sogar in unserem Land. Das hat mich wirklich entsetzt.

"Schluss mit lustig" finden prominente Spaßvögel wie 	Gerald Fleischhacker, Caroline Athanasiadis, Malarina, Gernot Kulis, Katharina Straßer, Alex Kristan, Gery Seidl und Daniel Sattler. | Foto: Hubert Mican
  • "Schluss mit lustig" finden prominente Spaßvögel wie Gerald Fleischhacker, Caroline Athanasiadis, Malarina, Gernot Kulis, Katharina Straßer, Alex Kristan, Gery Seidl und Daniel Sattler.
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Wann ist bei Ihnen denn generell Schluss mit lustig? 
Also Schluss mit lustig ist bei mir, wenn ich Ungerechtigkeiten miterlebe. Und da bin ich durch und durch eine Waage, also mein Sternzeichen. Ich habe so einen furchtbaren Gerechtigkeitssinn. Es begann schon in der Schule. Wenn irgendjemand schwächer war und ungerecht behandelt wurde, musste ich meinen Mund aufmachen. Das war oft nicht zu meinem besten, muss ich ehrlich sagen (lacht). Ich kann einfach meinen Mund nicht halten. Das halte ich nicht aus. Ich gönne jedem wirklich das Allerbeste, ich kann mich auch richtig gut mit anderen Menschen freuen. Aber wenn es ungerecht ist, dann bin ich nicht mehr zu halten. 

Wie lustig war denn 2022 für Sie?
Eigentlich war es schon lustig. Also lustig insofern, als dass ich ein Mensch bin, der versucht, immer das Positive zu sehen. Ich probiere, das Positive in mein Leben einzubauen. Meine Mutter hat immer zu mir gesagt, ich muss nach vorne schauen. Und das versuche ich: das Beste aus meinem Leben zu machen. Es ist mir einfach wichtig, dass man sich darüber freut, was man geschafft hat oder was im Leben Gutes passiert. Und nicht immer nur am Negativen hängen zu bleiben und zu wiederholen, wie schlecht alles ist. Ich versuche mir das Leben schön und lustig zu machen.

 Caroline Athanasiadis und Katharina Straßer zeigen bei "Schluss mit lustig" vollen Körpereinsatz. | Foto: ORF/Hubert Mican
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Wie lustig denn?
Na jetzt nicht so, dass ich in der Küche stehe und die ganze Zeit lachen muss! Aber ich versuche, mich über diese kleinen Dinge zu freuen. Und das macht das Leben echt leichter, muss ich sagen. Wenn man das ein bisschen schafft, dann geht es ganz gut. Ich habe irgendwann mal den Leitspruch gefunden: "Nicht ärgern, sondern nur wundern." Und das versuche ich mir wirklich wie ein Mantra vorzusagen. Das kann ich jedem empfehlen.

Was können Sie sonst noch empfehlen? 
Wenn Lionel Messi die Weltmeisterschaft gewinnt, kann ich mich schon freuen. Ich freue mich sehr für andere Leute und ich finde, das ist etwas, was viele verlernt haben. Das Mitfreuen ist eine großartige Sache. 

Wien ist wiederholt zur lebenswertesten, aber auch unfreundlichsten Stadt der Welt gewählt wurden. Was sagen Sie als Wienerin dazu?
Ich liebe Wien. Ich kann mir gar nicht vorstellen, in einer anderen Stadt zu leben. Ich bin absoluter Wien-Fan und lasse mir meine Stadt sicher nicht madig machen. In Wien muss man keine Angst haben. Wien ist wunderschön. Ich kenne das grantige, aber auch das freundliche und herzliche Wien. Es ist eine unfassbar tolle Stadt und das wissen nicht alle zu schätzen. Das finde ich dann doch etwas traurig. Aber natürlich zieht es mich auch raus - ich bin viel in der Welt unterwegs. Aber noch etwas zum Thema Unfreundlichkeit: Das ist ja auch eine Form von Klischee. Wenn dir der angeblich unfreundliche Kellner einen Kaffee bringt, empfinde ich das nicht als Unfreundlichkeit, sondern als sehr direkte Art, mir mein Getränk zu servieren. Und das ist eben nicht dieses überkandidelte Amerikanische, was ich überhaupt nicht aushalte. Wo alles eine Show ist. Hier ist man freundlich, aber distanziert. So etwas ist mir lieber als jemand, der mir eine Freundlichkeit vorheuchelt, die gar nicht echt ist. Ich bin auch selbst ein sehr direkter Mensch, deswegen kann ich mit so etwas einfach besser.

Wie blicken Sie auf Ihr berufliches Jahr zurück? 
Nach drei Jahren haben wir Kernölamazonen es endlich geschafft, unser Weihnachtsprogramm herauszubringen. Das hat ja wirklich Ewigkeiten gedauert. Und die Chance, "Smart10: Das Quiz mit den zehn Möglichkeiten“ zu moderieren, ist auch ein Wahnsinn. Da bin ich auch dankbar, dass ich die Freiheit bekommen habe, das frei zu gestalten. Ich habe keinen vorgegebenen Text, sondern bin da frei - was meine Stärke ist. Wenn ich dauernd etwas sagen müsste, das mir vorgegeben ist, dann wäre es für mich, glaube ich, ein bisschen schwieriger. So ist es ganz toll, da kann ich mich ausprobieren. Und da sind wir wieder beim Thema: Ich freue mich so mit, wenn die Kandidatinnen und Kandidaten gewinnen! 

Auch privat tat sich viel: Sie haben 2022 ja auch geheiratet! 
Ja, genau das haben wir auch endlich geschafft - nach so vielen Verschiebungen! Wir hatten standesamtlich schon geheiratet, aber mit dieser Hochzeitszeremonie war es wie verhext. Heuer waren wir in Portugal und es war die Traumhochzeit, wie wir sie uns vorgestellt haben. Das war wirklich fast kitschig (lacht)! 

Sie sind Kabarettistin, Sängerin, Entertainerin, Musikerin, Moderatorin. Gibt es etwas, was Sie nicht können?
Zeichnen (lacht). Das kann ich überhaupt nicht.  Da bin ich richtig peinlich schlecht. Mein 6-jähriger Sohn zeichnet und malt besser als ich. 

Seit April moderiert Caroline Athanasiadis das Vorabendquiz "Smart 10: Das Quiz mit den zehn Möglichkeiten" auf ORF 1. | Foto: ORF/Roman Zach-Kiesling
  • Seit April moderiert Caroline Athanasiadis das Vorabendquiz "Smart 10: Das Quiz mit den zehn Möglichkeiten" auf ORF 1.
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Die Kreativität liegt ja trotzdem in der Familie: Sie sind künstlerisch auf der Bühne unterwegs, er eben mit Pinsel und Farbe ... 
Das stimmt absolut. Auch mein Großer kann sehr gut malen. Und ich hänge die Sachen, die sie zeichnen, auf - und freue mich, wenn ich das nicht selbst malen muss.

Die "Dancing Stars" fetzen ab März 2023 wieder übers Parkett. Sie sind die amtierende Gewinnerin - haben Sie Tipps? 
Ich schaue mir die kommende Show auf jeden Fall an. Einen Tipp habe ich: "Genießen und Spaß haben". Man darf den Sieg nicht zu sehr wollen. Es ist so eine schöne Zeit. Man kann so viel lernen, das Tanzen löst tolle Glücksgefühle aus. 

Und Glücksgefühle können wir brauchen, in schwierigen Zeiten wie diesen ... 
Unterhaltung funktioniert wie Psychohygiene. Denn psychische Gesundheit wird sehr unterschätzt, vor allem, wie wichtig Glück und Schönheit für den Menschen sind. Und ob das jetzt "Dancing Stars" oder ein Fußballspiel ist, das man anschauen kann oder ob man in die Oper geht: Das ist das, was der Mensch braucht. Und dafür gibt es mich auch, deshalb mache ich meinen Job. Und deshalb mache ich ihn auch so gerne, weil ich es liebe, Menschen zu unterhalten - egal auf welche Art und Weise.

Die Show

"Schluss mit lustig – Der satirische Jahresrückblick 2022“ dreht am 30.12. (20.15 Uhr, ORF 2) mit den beliebtesten Kabarettistinnen und Kabarettisten des Landes auf. Zu Gast bei Gerald Fleischhacker im Wiener Odeon Theater sind Caroline Athanasiadis, Alex Kristan, Gernot Kulis, Malarina, Gery Seidl, Katharina Straßer, Andreas Vitasek und Daniel Sattler. 

Weitere "Glücks-Treffer":

Für Alfred Dorfer ist "Humor ein Überlebenselixier"
"Man könnte den Jedermann einmal fragen, was er anzieht"
"Ich werde mir bei dieser WM kein Spiel anschauen"
"Es tut mir leid, ich war Zivildiener"
"Da kann ich mich selbst nicht denken hören"

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