Geschichte der Nationalflagge
Darum ist Österreichs Fahne Rot-Weiß-Rot

Die Geschichte der österreichischen Fahne reicht bis ins Mittelalter zurück. | Foto: AustrianImages / Westend61 / picturedesk.com
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  • Die Geschichte der österreichischen Fahne reicht bis ins Mittelalter zurück.
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Dass Österreichs Fahne die Farben Rot-Weiß-Rot trägt, ist hierzulande jedem Kind bewusst, weniger bekannt ist aber die lange Geschichte hinter unserer heutigen Nationalflagge. Zurückzuführen ist sie auf Herzöge im Mittelalter; in der Kaiserzeit wurden die Farben anschließend etwa im Reichswappen und in der Seekriegsfahne verwendet. Nachdem die rot-weiß-rote Flagge 1919 als offizielle Fahne der Ersten Republik eingesetzt und später vom nationalsozialistischen Hakenkreuz verdrängt worden war, feierte sie 1945 ihr feierliches Comeback.

ÖSTERREICH. Zu Beginn der Geschichte der rot-weiß-roten Flagge steht eine Legende: Leopold V., Herzog von Österreich, nahm im Laufe der Kreuzzüge im Jahr 1191 auch an der Belagerung von Akkon teil. Der Babenberger soll so eifrig gekämpft haben, dass sich sein weißer Wappenrock vom Blut seiner Gegner rot färbte. Als man Leopold nach den Kämpfen schließlich seinen Waffengurt abgenommen hatte, soll in der Mitte des blutroten Wappenrocks ein einziger weißer Streifen übrig geblieben sein. Nachdem das eigentliche Banner des österreichischen Herzogs während der Schlacht verloren gegangen oder aber vom englischen König Richard Löwenherz entwendet worden war, soll Kaiser Heinrich VI. dem Babenberger gestattet haben, die rot-weiß-roten Farben von nun an als neuen Banner zu tragen. 

Unklarheiten über die tatsächliche Herkunft

Historisch lässt sich diese Legende allerdings nicht belegen. Auch sonst ist es schwer festzumachen, woher die Babenberger das sogenannte "Bindenschild" (rot-weiß-rotes Wappen) erhielten. So gibt es Vermutungen, dass das Wappen aus den Besitztümern eines Waldviertler Grafen stammt; andere Historiker gehen davon aus, dass das Bindenschild sowie der Doppeladler aus dem deutschen Herzogtum Schwaben über Kärnten, Friaul und die Steiermark zu den Babenbergern kamen.

Manche Historiker vermuten, dass das Bindenschild aus dem Besitz der Grafen von Hohenburg-Wildberg stammen, weswegen das Schloss Wildberg auch als "Wappenschloss" bekannt ist.  | Foto: Agnes Kaiser
  • Manche Historiker vermuten, dass das Bindenschild aus dem Besitz der Grafen von Hohenburg-Wildberg stammen, weswegen das Schloss Wildberg auch als "Wappenschloss" bekannt ist.
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Wie auch immer das Wappen tatsächlich entstand und zu den österreichischen Herzögen gelangte, die Historikerinnen und Historiker scheinen sich zumindest darüber im Klaren zu sein, dass das Bindenschild spätestens ab der Mitte des 13. Jahrhunderts von den österreichischen Herzögen geführt wurde. So stammt die älteste, wenn auch farblose, Abbildung des Bindenschildes von Friedrich II. und lässt sich auf einer Urkunde für das Stift Lilienfeld (NÖ) aus dem Jahr 1230 finden. Die Farben Rot-Weiß-Rot wurden zwei Jahre später auch im "Fürstenbuch" von Jans von Enikel erstmals schriftlich dokumentiert. Darin beschreibt der Dichter die Schwertleihe (feierliche Bekundung der Mündigkeit und Waffenfähigkeit eines adeligen Jünglings im Rittertum) des Herzogs Friedrich durch den Bischof Gebhard von Passau. Zu diesem Anlass seien 200 junge Edelleute in rot-weiß-roten Gewändern gekleidet worden.

Habsburger erobern rot-weiß-rotes Wappen

Nachdem Friedrich II. in einer Schlacht gefallen war, ohne zuvor männliche Nachkommen zu zeugen, starben die Babenberger im Mannesstamm aus. Da Ottokar II. Přemysl, König von Böhmen, die Schwester Friedrichs geheiratet hatte, wanderten die Besitztümer sowie das Bindenschild der Babenberger zunächst in den Besitz des böhmischen Herrschers. Aber auch der Habsburger Ruldolf I., der erste römisch-deutsche König, beanspruchte die Herzogtümer Österreich, Steiermark und Kärnten für sich.

Nach mehreren Konflikten gelang es Rudolf I. seinen Kontrahenten in der Schlacht bei Dürnkrut und Jedenspeigen im Marchfeld (NÖ) zu bezwingen, weshalb die Habsburger schließlich in den Gebieten des heutigen Österreichs an die Macht kamen. Als Schweizer Herrschaftsgeschlecht sollen sie bewusst das Bindenschild als ihr Wappen angenommen haben, um ihre Fremdherrschaft an die österreichische Geschichte anzuknüpfen, wie der Publizist und Politologe Peter Diem behauptet. 

Die Schlacht auf dem Marchfeld soll eine der größten Ritterschlachten Europas gewesen sein. Das Gemälde aus dem Jahr 1938 von Julius Schnorr von Carolsfeld (1794-1872) sollte das Chaos der Schlacht gut festhalten. | Foto: akg-images / picturedesk.com
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Mit dem Ende der Ritterzeit spielte das Bindenschild kaum noch eine Rolle, wobei die rot-weiß-rote Fahne im 14., 15. und 16. Jahrhundert vor allem als Heerfahne eingesetzt worden war. In der Zeit, als die Erzherzöge Österreichs auch Kaiser des Heiligen Römischen Reichs waren, wurde sie schließlich zunehmend vom schwarz-gelben kaiserlichen Banner verdrängt. Lediglich bei Erbhuldigungen, Festzügen und auf Ehrenpforten kam die rot-weiß-rote Flagge noch zur Anwendung. Ab 1786 wurde sie unter Kaiser Joseph II. zudem als Kriegs-, National-, Handels- und Seeflagge genutzt.

Rot-Weiß-Rot als Farben der ersten Republik

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs legte der Staatsrat, der noch vor der Ausrufung der Ersten Republik provisorisch die Regierungsgeschäfte führte, am 31. Oktober 1918 die Farben Rot-Weiß-Rot als "deutschösterreichische Staatsfarben" fest. Nachdem der Zusammenschluss mit dem Deutschen Reich mit den Friedensverhandlungen von Saint Germain gescheitert war, wurde Deutschösterreich schließlich 1919 in "Republik Österreich" umgetauft. Im Gesetzt über die Staatsform vom 21. Oktober 1919 wurde hinsichtlich der offiziellen Fahne in Artikel 6 festgehalten:

Die Flagge der Republik besteht aus drei gleichbreiten waagrechten Streifen, von denen der mittlere weiß, der obere und der untere rot ist.

Kruckenkreuz ersetzt die Flagge

Auch im Austrofaschismus spielte die österreichische Flagge zunächst noch eine Rolle: Nachdem der damalige Bundeskanzler Engelbert Dollfuß 1934 das Parlament ausgeschalten und den autoritären Ständestaat errichtet hatte, legte er fest, dass auch die Farben des "Bundesstaats Österreich" rot-weiß-rot sein sollten. Dennoch wurden der eigentliche Flagge im Inland immer öfter das sogenannte "Kruckenkreuz" nebengesetzt. Im Bundesgesetz über die Flagge des Bundesstaates Österreich aus dem Jahr 1936 hieß es dazu:

"Die Kruckenkreuzflagge ist im Inlande der Staatsflagge gleichzuhalten und kann neben dieser geführt werden. Die Kruckenkreuzflagge besteht aus drei waagrechten Streifen, von denen der mittlere weiß, der obere und der untere rot ist. Der Mittelstreifen hat in zwei Fünftel der Länge eine kreisförmige Erweiterung, in deren Mitte sich ein durchbrochenes rotes Kruckenkreuz befindet. Die Flagge ist an der Fahnenstange mit einem grünen Sparren belegt, dessen äußerer Rand von der Mitte der roten Streifen und dessen innerer Rand von den Teilungslinien ausgeht."

Anhänger des ehemaligen Bundeskanzler Kurt Schuschnigg vor einer Kruckenkreuz-Fahne | Foto: Hilscher, Albert / ÖNB-Bildarchiv / picturedesk.com
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Die offiziellen Farben Österreichs blieben demnach weiterhin rot-weiß-rot, allerdings wurde das Kruckenkreuz zu einem offiziellen Staatssymbol erhoben. 

Comeback nach der NS-Herrschaft

Nachdem die Nationalsozialisten in Österreich an die Macht kamen und im Jahr 1938 den Anschluss an das Deutsche Reich vollzogen hatten, wurde die rot-weiß-rote Fahne verboten. Erst 1945, nach der Befreiung Österreichs durch die Alliierten, wurde die Flagge von der provisorischen Staatsregierung offiziell wieder eingeführt.

Das Wappengesetz im "Staatsgesetzblatt für die Republik Österreich" vom 1. Mai 1945 hält hierzu fest: "Die Farben der Republik Österreich sind rot-weiß-rot, die Flaggen und Banner, die von staatlichen Behörden, Einrichtungen und Anstalten geführt werden, zeigen im Mittelfeld das Wappen der Republik". 

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