Nationalbank-Gouverneur
Entwarnung – keine Bankenkrise in Österreich
Welchen Einfluss haben die Bankturbulenzen in den USA und der Schweiz auf Österreich? Und wie steht es um die Inflation und weitere Zinserhöhungen. Der Gouverneur der Österreichischen Nationalbank, Robert Holzmann, klärt auf.
ÖSTERREICH. Die aktuellen Pleiten der Silicon Valley Bank und Signature Bank in den USA haben zu Turbulenzen mit zeitweisen Kursstürzen an den Börsen auf der ganzen Welt geführt. Die Verunsicherung der Investoren ist auf internationaler Ebene – auch in Österreich – groß. Und das auch weil eine europäische Bank betroffen ist: Die Credit Suisse muss von der Schweizer Nationalbank mit rund 50 Milliarden unterstützt werden.
Aber auch in Österreich gab es kürzlich schlechte Nachrichten: Die Inflation bleibt weiterhin hoch. Zur Lage der heimischen Wirtschaft und Banken sprach der Gouverneur der Österreichischen Nationalbank, Robert Holzmann, im Ö1-Journal.
Geringere Inflation & Wirtschaftswachstum erwartet
Die Europäische Zentralbank (EZB) will die Inflation weiterhin mit der Erhöhung der Zinsen bekämpfen. Zuletzt wurde der Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent angehoben. Die Entscheidung für dieses Handeln sei einfach gewesen, da es einen großen Konsens bei den Verantwortlichen gab, lässt Holzmann gegenüber Ö1 wissen und ergänzt: "Dieser Schritt musste angesichts der hohen Inflation gesetzt werden.
Dabei sei die Inflation wesentlich hartnäckiger als gedacht. "Für einige ist das überraschend, für andere weniger", sagt Nationalbank-Gouverneur. Für die Teuerung seien vor allem zwei Treiber verantwortlich: Zum einen haben variable Umstände einen Einfluss – wie Öl, Energie, Rohstoffe und Nahrungsmittel. Zum anderen gebe es auch eine „kleine Inflation“, welche aktuell noch immer sehr hoch. "Daraus ergibt sich die Situation, wesentlich härter einzugreifen, als es uns allen lieb ist", so Holzmann.
Dennoch erwartet er für heuer einen Rückgang der Inflation und ein erhöhtes Wirtschaftswachstum. Letzteres ergebe sich ganz einfach aus der Situation, wobei das Wachstum in den nächsten Jahren noch stärker sein soll. Hinsichtlich der Teuerungsrate meint Holzmann, dass diese aufgrund der Erhöhung der Zinsen nach unten gehen werde. Dabei wolle man auch durch die höheren Zinsen die Nachfrage – etwa hinsichtlich Einkaufen und Urlaube – eindämmen.
Weitere Zinserhöhungen möglich
Ob es 2023 weitere Zinserhöhungen geben werde ist umstritten. Laut Holzmann glaubt aber die Mehrzahl der Ökonomen, dass dies sehr wohl der Fall sein werde. Eine Entscheidung darüber treffe die EZB basierend auf der aktuellen Lage alle sechs Wochen. "Daher ist es nicht vorhersehbar. Aber ich erwarte dennoch einige weitere Zinsschritte", sagt der Nationalbank-Gouverneur.
Dabei gebe es einen Maximalwert der Zinsen (auch "Bic Valou" oder "Terminal Value"), ab dem die diese wieder fallen. Dieser hänge von der Inflation ab, welche laut Holzmann aber sehr hartnäckig sei. Laut dem Experten sei der Maximalwert aktuell aber noch nicht erreicht – sprich die Zinsen könnten weiter nach oben gehen: "Ich befürchte dass der Wert über 4 hinausgehen wird." So müsse man wahrscheinlich weitere "unangenehme Entscheidungen" treffen, da man für die Preisstabilität verantwortlich ist.
Steigen die Sparzinsen auch?
Die Hoffnung sei dabei, dass auch die Sparzinsen nach oben gehen. Sodass die Menschen auch eine positive Veränderung auf den Sparkonten merken. Leider sei es in Österreich aber aktuell noch nicht so weit. Denn würde dies auch von individuellen Faktoren abhängen.
Die hohe Liquidität, welche die heimischen Banken haben, führe bei ihren Einlagen auch dazu, dass sie die Notwendigkeit nicht sehen, die Zinsen bei Sparprodukten zu erhöhen. Wenn eine Bank aber mit den Zinsen nach oben gehen würde, würden die anderen wahrscheinlich dann das Gleiche machen.
Einfluss der Bankenpleiten auf Österreich?
Die Pleiten der Silicon Valley Bank und Signature Bank sowie der Credit Swiss sorgen für Turbulenzen auf den Börsen. Einfluss hat das insbesondere auf die Bankaktion. Laut dem Nationalbank-Gouverneur sei dadurch eine weltweite Bankenkrise – wie nach der Finanzkrise 2008 – nicht zu erwarten.
Denn die Situation der US-Banken als auch die Credit Swiss seien eher Spezialprobleme. Diese könne man nicht verallgemeinern. Wird sichergestellt, dass die Lage der drei betroffenen Banken beruhigt wird, könne das ganze abgeschlossen und der Einfluss auf die ganze Welt eingedämmt werden.
Aktuell gebe es dadurch aber Misstrauen gegenüber allen Banken. Um das Vertrauen wiederherzustellen, gelte es die genauen Mechanismen aufzuzeigen. Denn würde ein Fall wie bei der Credit Swiss in der EU auftreten, hätte die Europäische Bankenaufsicht ebenfalls Maßnahmen um größeren Folgen entgegenzuwirken. "Deshalb braucht sich keiner um seine Anlagen auf österreichischen oder europäischen Banken sorgen machen", versichert Holzmann
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.