Kritik an Landwirtschaftsministerin
Heimischer Pestizidverbrauch mehr als verdoppelt
Der Verbrauch von gefährlichen Pestiziden in der Landwirtschaft nimmt drastisch zu: Laut Eurostat hat sich der Verbrauch alleine in Österreich mehr als verdoppelt. Auch die illegalen Geschäfte mit den umweltverschmutzenden und lebensbedrohenden Giften sind signifikant gestiegen. "Einen Skandal" nennt da die SPÖ und fordert eine Offenlegung der Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger, welchen Mengen von welchem Gift in Österreich verwendet werden: "Die ÖVP dominiert die Pestizidepolitik."
ÖSTERREICH. Europol beschlagnahmte 1346 Tonnen gefährlicher Pestizide, das ist genug, um das gesamte landwirtschaftlich genutzte Gebiet in Deutschland zu besprühen. Das sei doppelt soviel wie bei einer ähnlichen Aktion im vergangenen Jahr, teilte die EU-Polizeibehörde Europol am Mittwoch in Den Haag mit. Bauern seien oft ahnungslos und kauften die gefälschten Produkte, weil sie billiger seien, heißt es von Europol. Dahinter stünden organisierte Banden. Illegale Pestizide schaden der menschlichen Gesundheit und der Umwelt, so Europol. Besonders besorgniserregend ist auch der gestiegene Verbrauch an Pestiziden in Österreich.
Österreichs Pestizidverbrauch verdoppelt
Denn laut Eurostat ist der Verkauf von erlaubtem Pestiziden im Zeitraum von 2011 bis 2018 um 53 Prozent gestiegen, hat sich also in sieben Jahren mehr als verdoppelt. Nur ein Land schlägt Österreich an der Spitze des Pestizidverbrauches: Zypern, wo mit plus 94 Prozent EU-weit der höchste Anstieg zu verzeichnen, wie die europäische Statistikbehörde am Mittwoch mitteilte. Wurden 2011 hierzulande noch rund 3,45 Millionen Kilogramm verkauft, belief sich die Verkaufsmenge 2018 auf rund 5,3 Millionen Kilogramm.
Insektizide+Pestizide töten "Schadinsekten"
— Helmut Baltrusch (@Balelt41) June 2, 2020
in Monokulturen und auch Nutzinsekten wie Bienen.
Imker beobachten regelmäßig, wie Bienen orientierungslos und geradezu verwirrt vor dem Bienenstock fliegen, wenn im Umfeld gespritzt wurde. Lösung: Öko-Landbau.https://t.co/wqbFBRjUeFpic.twitter.com/O3P76xqxvI
"Skandal": Kritik von SPÖ
„Das ist ein Skandal“, kritisiert SPÖ-Landwirtschaftssprecherin Cornelia Ecker die Zunahme. Diese Zahlen beweisen, dass Köstinger dem Landwirtschaftsausschuss etwas vorgemacht hat. Ecker forderte daher eine verpflichtende, sofortige und massive Reduktion von Pestiziden durch eine Koppelung an die Agrarförderung. Und sie fordert die Landwirtschaftsministerin auf, endlich offenzulegen, welche Mengen von welchem Gift in Österreich in den Verkauf kommen. Die Geheimhaltung muss ein Ende haben, forderte Ecker.
Untätigkeit bei Glyphosat
„Gäbe es Eurostat nicht, müssten wir den Worten der Landwirtschaftsministerin glauben, die noch im Vorjahr dem Ausschuss gegenüber eine Pestizidereduktion in der Landwirtschaft vorgegaukelt hat“so Ecker weiter. Ihrer Meinung zeige die Untätigkeit beim Verbot von Glyphosat, wie der Bauernbund und damit die ÖVP die Pestizidepolitik dominiert. Trotz wachsender Bio-Flächen in Österreich wird offenbar mehr Gift auf die konventionellen Äcker ausgebracht. Die Pestizidmengen müssen in der konventionellen Landwirtschaft massiv gestiegen sein. Die SPÖ-Landwirtschaftssprecherin forderte daher eine sofortige und massive Änderung der Agrarfördermittel-Vergabe in Richtung verpflichtende Reduktion des Einsatzes von chemisch-synthetischen Pestiziden. Auch das Klimavolksbegehren fordert weniger Pestizide in der ´Landwirtschaft. Wer selbiges unterstützen will, das Klimavolksbegehren kann vom 22.-29. Juni auf jedem Gemeinde-/Bezirksamt oder online per Handysignatur unterschrieben werden. Alle Infos hier
Wenigsten Pestizid in Portugal
Weitere hohe Anstiege bei den Verkaufsmengen von 2011 auf 2018 verzeichneten Frankreich (plus 39 Prozent) und die Slowakei (plus 38 Prozent). Die größten Rückgänge meldeten Portugal (minus 43 Prozent), Irland (minus 28 Prozent) und Tschechien (minus 27 Prozent) an das Statistikamt. Nach den Razzien in 32 europäischen Ländern wurden zwei Personen festgenommen und mehr als 200 Ermittlungen eingeleitet, unter anderem in Belgien, Frankreich, Deutschland und der Schweiz. Europol geht davon aus, dass bis zu 14 Prozent der in Europa gehandelten Insektenbekämpfungsmittel illegal hergestellt sind.
Kritik auf Social Media
@orf_at schreibt: Heimischer #Pestizide-Verbrauch gestiegen. Und schreibt nicht, dass das v.a. auf „Naturmittel“ wie CO2 (Einsatz im Lager, nicht am Feld) u. Schwefel zurückgeht. Gase erst seit 2016 Teil d. Statistik. Synthetische Gifte konstant. Mehr dazu wahrscheinlich bald. pic.twitter.com/Fu3cdjMFWn
— Timo Küntzle (@TimoKuentzle) June 3, 2020
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