"Land der Femizide"
Jede dritte Frau in Österreich von Gewalt betroffen

In Wien wurde im Dezember das fünfte Frauenhaus eröffnet (im Bild). Organisationen fordern wegen behördlichen Versagens wiederholt mehr Geld und Personal. | Foto: PID/David Bohmann
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  • In Wien wurde im Dezember das fünfte Frauenhaus eröffnet (im Bild). Organisationen fordern wegen behördlichen Versagens wiederholt mehr Geld und Personal.
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Das neue Jahr ist noch jung und dennoch gibt es bereits einen Femizid und mehrere Gewaltattacken an Frauen. Im Rahmen einer Pressekonferenz haben mehrere Frauenorganisationen am Freitag den Umgang der Behörden mit von Gewalt betroffenen Frauen kritisiert und fordern mehr finanzielle und personelle Mittel.

ÖSTERREICH. Allein im Laufe des vergangenen Wochenendes wurden mehrere Fälle von Gewalt gegen Frauen gemeldet. Österreich habe zwar die Istanbul-Konvention, das derzeit wichtigste Rechtsinstrument gegen Gewalt an Frauen in Europa ratifiziert, setze die Sorgfaltspflicht im Opferschutz aber nicht um. Behördliches Versagen und fehlendes Eingeständnis, "dass wir in Österreich ein Problem mit Männergewalt haben" führe dazu, dass mittlerweile jede dritte Frau in Österreich von Gewalt betroffen sei, sagte Klaudia Frieben, Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings. 

Im Jahr 2022 gab es 28 Frauenmorde, bei dem größten Teil der Täter handelte es sich um den Partner oder jemanden aus dem engeren Umfeld der Frau. Ob einer Frau geholfen werde, hänge oft vom guten Willen eines einzelnen Beamten ab, berichtet Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser. Viele Frauen die bei der Frauenhelpline anrufen, würden einen Anruf bei der Polizei ablehnen, weil sie in der Vergangenheit herablassend behandelt oder nicht ernstgenommen wurden. Außerdem hätten viele Angst vor der Polizei, weil sie nicht sicher seien, ob es wirklich zu einem Betretungsverbot gegen den Mann komme oder vielleicht sogar sie selbst weggewiesen werden. Anstatt das eigene Versagen zu analysieren, werde Rassismus geschürt. "Aber Gewalt an Frauen ist kein Ausländerproblem, es ist ein Männerproblem", betonte sie. 

Im Vorjahr wurden bis Ende November außerdem mehr als 10.000 Gefährder zur Gewaltprävention vorgeladen und knapp 170 sicherheitspolizeiliche Fallkonferenzen durchgeführt.  | Foto: Imani Clovis / Unsplash.com
  • Im Vorjahr wurden bis Ende November außerdem mehr als 10.000 Gefährder zur Gewaltprävention vorgeladen und knapp 170 sicherheitspolizeiliche Fallkonferenzen durchgeführt.
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Forderung nach mehr Geld und Personal 

2022 endete auch damit, dass die ökonomische Situation von Frauen in Österreich immer stärker in Schieflage gerät, weisen die Frauenorganisationen in den Presseunterlagen darauf hin. Die Inflation des Jahres 2022 bedeutete vor allem für viele Frauen, nicht mehr zu wissen, wie das Leben zu finanzieren ist. Deshalb präsentierte man eine Reihe an Forderungen in Richtung der Bundesregierung: 250 Millionen Euro und 3000 zusätzliche Vollzeitarbeitskräfte in der Gewaltpräventionsarbeit, mindestens zehn leistbare Wohnungen für gewaltbetroffene Frauen, die den Frauenhäusern zur Verfügung gestellt bekommt. Außerdem brauche es verpflichtende und laufende Schulungen für alle Berufsgruppen, die beruflich mit gewaltbetroffenen Frauen und Kindern zu tun haben. Die bereits angekündigte Unterhaltsgarantie für Alleinerzieherinnen müsse auch endlich umgesetzt werden.

In Österreich finden Frauen, die Gewalt erleben, Hilfe und Informationen unter:

Frauen-Helpline: 0800-222-555 (kostenlos und rund um die Uhr)
Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser(AÖF)
Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie
Autonomes Frauenzentrum Oberösterreich: 0732-60 22 00
24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien: 01-71719
Frauenhaus-Notruf unter 057722
Anlaufstellen für Männer in Krisen- und Gewaltsituationen, Beratung in Krisen sowie zur Prävention und Beendigung von Gewalt in der Familie:

Männernotruf: 0800 246 247
Männerinfo: 0720 70 44 00

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