Umfrage
Jeder Sechste ist bisher von Medikamentenengpass betroffen
Seit dem vergangenen Sommer wurde immer wieder über einen Medikamentenmangel berichtet. Mitten in Corona-, und Grippewellen fehlte es an zahlreichen Arzneien - zuletzt drohte ein Lieferengpass bei Kinder-Antibiotika. Inzwischen war mindestens jede sechste Person in Österreich direkt von dieser Entwicklung betroffen, wie eine zwischen Ende Jänner bis Anfang Februar durchgeführte Marketagent-Umfrage zeigt.
ÖSTERREICH. Aktuell sind mehr als 600 Medikamente als nicht oder nur sehr eingeschränkt lieferbar. Das gilt für Antibiotika, Schmerzmittel und Cortisonpräparate. Zuletzt war die medizinische Versorgung für Kinder in Gefahr. Mehr als ein Drittel sieht die Knappheit von Antibiotika, Schmerzmittel und Co. laut Umfrage als Bedrohung an. In der Gruppe der Frauen machen sich sogar 4 von 10 sehr oder eher große Sorgen deswegen. 17 Prozent (jeder Sechster) der befragten Österreicherinnen und Österreicher zwischen 14 und 75 Jahren geben an, selbst von den Engpässen betroffen zu sein.
42 Prozent der Betroffenen können als Alternative auf wirkstoffgleiche Medikamente wie Generika zurückgreifen, 30 Prozent weichen auf Arzneimittel mit anderen Wirkstoffen aus. Fast ein Drittel versucht durch das Anlegen eines Vorrats an dringend benötigten Arzneien der Lage Herr zu werden. Jeweils rund jeder Achte versucht ein Aussetzen der Behandlung bzw. den Umstieg auf alternativmedizinische Lösungen.
Wie zu erwarten fällt das Urteil der Bevölkerung zum Gesundheitssystem demnach bescheiden aus: So vergeben die Österreicherinnen und Österreicher hierfür lediglich eine 2,8. Nur 45 Prozent der Befragten stellen ein gutes oder sehr gutes Zeugnis aus. 23 Prozent würde sogar nur ein „genügend“ oder „nicht genügend“ vergeben. Drei Viertel sind der Ansicht, dass hierzulande eine Zwei-Klassen-Medizin herrscht und nur Privatversicherte die beste Behandlung erhalten.
Schlechte Noten für Südösterreich
Wenn man das Urteil auf das eigene Bundesland bezieht, ist die Situation nicht viel besser. Nur etwa die Hälfte der Befragten gibt an, mit der Gesundheitsversorgung in ihrer Umgebung zufrieden zu sein. Fast ein Fünftel der Befragten (18 Prozent) ist damit unzufrieden oder sehr unglücklich. Im Vergleich der Regionen zeigt sich, dass die Unzufriedenheit in Südösterreich am stärksten ausgeprägt ist.
Das größte Vertrauen bringt die Bevölkerung den Apothekern und Apothekerinnen bzw. dem Pflegepersonal entgegen. 66 Prozent vertrauen den Ärztinnen und Ärzte am meisten. Weniger Vertrauen genießen Krankenanstalten (50 Prozent), Pharmaunternehmen (19 Prozent) und das Gesundheitsministerium (12 Prozent).
Um die Lieferprobleme langfristig zu lösen, wird eine Rückholung der Arzneimittelproduktion nach Europa und die Einrichtung von Krisenvorräten wichtiger Medikamente vorgeschlagen. Eine Wirkstoffverschreibung wird von fast 60 Prozent befürwortet, während nur 30 Prozent Änderungen in der Preispolitik, wie eine Erhöhung der Arzneimittelpreise, positiv gegenüberstehen.
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