Situation verschärft sich
Jetzt könnte auch Öl und Diesel knapp werden

Österreich hat zu wenig Diesel, auch bei Öl müsse man sich am Weltmarkt nach neuen Partnern umsehen.
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Russland kappt den Öltransport von Kasachstan in Richtung Westen. Gerade jetzt, wo die heimische Regierung Großverbraucher dazu auffordert, von Gas auf andere Energieformen wie Öl umzusteigen. Zudem ist Kasachstan wichtigster Erdöllieferant Österreichs. Explodierende Spritpreise und Engpässe bei der Dieselversorgung kommen dazu.

ÖSTERREICH. Großverbraucher wie Industrie und Kraftwerke sollten so weit wie möglich auf andere Energieträger – vor allem Erdöl – umrüsten, hatte Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) am Dienstag nach einer Sitzung des Krisengremiums der Bundesregierung angekündigt. Eine entsprechende Verordnung zur Energielenkung werde in Begutachtung geschickt. Alle in Österreich lebenden Menschen sollten sich auf die kommende Heizsaison vorbereiten und beim Sparen von Strom und Gas mithelfen.

In der Nacht auf Mittwoch wurde dann bekannt, dass ein für den Export von kasachischem Öl bestimmtes Terminal im Schwarzen Meer in Südrussland für 30 Tage seinen Betrieb einstellen muss. Begründet wurde der Stopp mit möglichen Umweltschäden.

In den kommenden zwei Tagen könnte das zweite Mal auf die staatliche Diesel-Notreserve zugegriffen werden. Bereits in den vergangenen zwei Tagen sei einzelnen, kleineren Tankstellen  der Diesel ausgegangen.
  • In den kommenden zwei Tagen könnte das zweite Mal auf die staatliche Diesel-Notreserve zugegriffen werden. Bereits in den vergangenen zwei Tagen sei einzelnen, kleineren Tankstellen der Diesel ausgegangen.
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Was das für Österreich bedeutet? Kasachstan ist immerhin Österreichs wichtigster Öllieferant. Über ein Drittel der jährlichen Importe stammt aus dem rohstoffreichen Land. 2019 waren es sogar 39,2 Prozent und 2021 bis Oktober 38,1 Prozent, 15 Prozent der Rohölimporte stammen aus dem Irak, weitere zehn Prozent aus Russland. Die OMV förderte über ihre rumänische Tochter OMV Petrom bis vor kurzem selbst Öl in Kasachstan. Das Öl kommt über den Hafen Triest und dann per Pipeline nach Schwechat.

OMV sieht kein Versorgungsproblem 

Die Versorgung sei in einer Ersteinschätzung "nicht beeinträchtigt", meinte Gewessler dazu beim Ministerrat am Mittwoch. Auf dem Weltmarkt könne man viel einfacher Öl besorgen. Auch die OMV beruhigt: "Sollte es zu Lieferunterbrechungen kommen, betrifft dies die OMV derzeit gar nicht", sagte OMV-Sprecher Andreas Rinofner am Mittwoch zur APA. Die OMV könne nach dem Unfall in der Raffinerie Schwechat nämlich ohnehin nur sehr eingeschränkt Rohöl verarbeiten. Nach der Reparatur der Schwechater Anlage geht Rinofner davon aus, kasachisches Öl gegebenenfalls anderweitig am Markt ersetzen zu können.

Dieselversorgung in Gefahr

Gleichzeitig wirken sich die langen Reparaturarbeiten in Schwechat auf die Verfügbarkeit von Diesel bei den Tankstellen aus. Bei den ersten Zapfsäulen mussten man laut einem Bericht der "Presse" den Sprit für die Kunden bereits rationieren, weil sie nicht genug Treibstoff geliefert bekommen. Die Knappheit habe mehrere Gründe: Erstens, weil Europa Diesel importiert - es wird mehr verbraucht als hergestellt. Zweitens wird mehr Treibstoff benötigt, weil es im Abebben der Pandemie mehr Mobilität gibt. Drittens wird auf Importe aus Russland verzichtet, obwohl das Öl-Embargo noch nicht offiziell in Kraft ist.

Die Preise steigen dagegen immer weiter an, mit über 2 Euro kostet ein Liter Diesel im Juni laut ÖAMTC so viel wie noch nie. Der Autofahrerklub und die Arbeiterkammer (AK) fordern ein Gegensteuern von der Politik. 

Die Öffentlichkeit soll ab jetzt in der Energieversorgungskrise regelmäßig informiert werden, verspricht die Regierung am Mittwoch. | Foto: Regina Aigner/BKA
  • Die Öffentlichkeit soll ab jetzt in der Energieversorgungskrise regelmäßig informiert werden, verspricht die Regierung am Mittwoch.
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Laut Presse versucht die OMV nun, den Bedarf einigermaßen auszugleichen: So sei eine kleine, alte Raffinerie am Gelände wieder angeworfen worden. Sie könne 20 Prozent der ursprünglichen Leistung ersetzen. Der Staat hat zum Ausgleich schon einmal Notreserven freigegeben, nun könnte es ein zweites Mal dazu kommen. Die Regierung will in den kommenden Tagen darüber beraten, betonte dabei aber, dass es derzeit keine "Versorgungsknappheit" bei Diesel und Benzin gebe, sagte die Infrastrukturministerin Gewessler. Bisher habe die OMV die Ausfälle nach dem Raffinerie-Unfall kompensiert, merkte auch Kanzler Nehammer an.

Regierung startet Informationsoffensive

Die Regierung will indes in der Energieversorgungskrise mehr kommunizieren. Der Krieg in der Ukraine und die Inflation habe zu Unsicherheit in der österreichischen Bevölkerung geführt, so Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) nach dem Ministerrat. Russland würde diese mit "Angst-Kampagnen" zur Energie-Sicherheit weiter schüren:" Dem ist mit aller Kraft entgegenzuwirken! Daher sei an die zuständigen Ministerien der Auftrag ergangen, die Öffentlichkeit regelmäßig zu informieren. Die Information betrifft unter anderem die Gasbevorratung, Infrastrukturprojekte, die Beschaffung auf europäischer Ebene und mögliche Lieferausfälle. 

Preis pro Liter steigt 

Vor diesem Hintergrund wird tanken - egal ob mit Diesel oder Benzin - für die Verbraucher jedenfalls immer teurer. Verglichen mit dem Juni des Vorjahres seien die Preise für Diesel und Super Benzin um 67 bzw. 61 Prozent angestiegen, so der ÖAMTC. Das bedeute eine Mehrbelastung von rund 40 Euro pro 50-Liter-Tankfüllung. Der Ölpreis (Brent) sei dagegen seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs nur um 30 Prozent gestiegen. "Vieles deutet darauf hin, dass die Mineralölkonzerne weiterhin Windfall Profits in Form erhöhter Margen einfahren - was auch deren Rekordgewinne erklären würde", heißt es von der AK.

Beide Vereinigungen fordern, dass die Politik in Anbetracht der massiven Preissteigerungen regulierend eingreifen soll. Der ÖAMTC sowie die AK plädieren für eine Senkung der Mineralölsteuer und eine Erhöhung des Kilometergeldes für Arbeitnehmer, die mit dem privaten Auto Geschäftsreisen erledigen. Auch für Pendler müsse es einkommensunabhängige Entlastungen geben. Reisenden rät der Autofahrerklub zudem, die niedrigeren Spritpreise im Ausland zu nützen. 

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