Kindergarten in Österreich
"Kinder können nicht betreut werden, es fehlen Pädagogen"

Kindergartenbetreiber und Pädagogen sind skeptisch, dass kleinere Gruppen machbar sind. | Foto: Pixabay
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Jedes Kind wird betreut, wenn die Eltern Bedarf anmelden, so das Ministerium. Dennoch soll jeder Kindergarten die Dichte und Anzahl reduzieren. Doch wie lässt sich das in die Praxis umsetzen? Eigentlich gar nicht, so die Kindergärten. So rügt der Berufsverband der Kindergartenpädagogen, dass es dafür zu wenige Mitarbeiter gebe und auch zu wenig Platz, um tatsächlich die Voraussetzungen für Kleingruppen zu erfüllen.

ÖSTERREICH. Die Kindergartenbetreiber sind skeptisch, dass kleinere Gruppen machbar sind. Und man vermisst einheitlich Angaben, wie viele Kinder pro Kleingruppe maximal erlaubt sind, um das Risiko gering zu halten. Claudia Pötzl, Standortleitung des Privatkindergartens Schmetterling in Neustift (Wien) etwa sieht sich vor der Herausforderung, die zu betreuenden Kinder einzuteilen. "Wir hatten von Beginn an wirklich viele Kinder, bei uns waren immer zwei, dann schon vier Gruppen offen. Jetzt haben wir rund 53 Kinder zu betreuen von insgesamt 200 Kindern, ab nächster Woche werden es schon 115 Kinder sein, ab 18. Mai herrscht wieder Normalbetrieb mit allen 10 Gruppen."

Kleingruppen unmöglich

Nur logisch, dass Kleingruppe unter diesen Voraussetzungen und mit dem gegebenen Personal nicht machbar sind: "Wir rechnen, dass pro Gruppe einige Kinder nicht da sein werden, dann sind es in der Familiengruppe statt 20 Kindern etwa 15 Kinder, und in den Kindergartengruppen statt 26 Kinder etwa 20 bis 25 Kinder." Die Leiterin betont, dass man einheitliche Regeln vermisse und auch mehr Vorgaben, welche Risiken die Mitarbeiter eingehen. "Da fehlt jetzt oft auch die Wertschätzung, die Billa-Verkäuferin ist jetzt der Held, und das soll sie auch sein, aber die Kindergarten-Pädagogen, die jetzt etwa bei uns auch alle durchgearbeitet haben, gehen unter und sind nicht in den Medien. Wir hatten schon von Anfang an wirkliche viele Kinder betreut, denn wir haben keine Eltern zurückgewiesen, die nicht in systemrelevanten Berufen gearbeitet haben."

Zu wenig Platz, zu wenig Personal

Laut Vorgaben sollten die Kleingruppen in etwa  10 bis 15 Kinder umfassen. Das ist auch ein Problem für städtische Kindergärten, denn wenn nur 30 Prozent der zu betreuenden Kinder sich zur Betreuung anmelden, gibt es für die entsprechenden Gruppen zu wenig Kindergartenpädagogen und auch zu wenig Platz.  Auch in anderen Bundesländern kennt man das Problem. So sagt etwa der Geschäftsführer der Kinderbetreuung KOKO in Salzburg gegenüber Ö1: "Wenn alle 400 Kindergartenkinder kommen, brauchen wir doppelt soviel Personal. Was soll ich den Eltern sagen, die arbeiten müssen? Ich kann ihr Kind nicht nehmen, weil wir keine Pädagogen haben?" Er hofft, dass das Land die aktuellen Sonderförderungen verlängert, um die Beiträge jenen Eltern erlassen zu können, die ihre Kinder jetzt weiter nicht in den Kindergarten bringen können.

Kinder an der Türe abgeben

Um das Infektionsrisiko möglichst gering zu halten, sollen die Kinder an der Türe schon abgegeben werden, doch was, wenn ein Zweijähriger damit nicht klarkommt? Auch hier hat jeder Kindergarten individuelle Lösungen. "Wir erlauben maximal drei Mütter oder Väter, also immer nur einen Elternteil pro Kind, in der Garderobe", so Claudia Pötzl. Die Pädagogen waschen dann gleich im ersten Schritt auch mit den Kindern in der Gruppe die Hände. Während die Eltern eine Maskenpflicht trifft, müssen Kinder und Pädagogen keine tragen. Um das Problem des mangelnden Betreuungspersonals und Platzmangels zu umgehen, versuchen manche Bundesländer eine Art Schichtbetrieb einzuführen. Kärnten und Burgenland etwa. Dort können Kinder dann an bestimmten Tagen in den Kindergarten gebracht werden. An anderen nicht. Was die berufstätigen Eltern dann an diesen Tagen machen sollen, bleibt ihnen überlassen.

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