Experte erklärt
Nach trockenem Frühling könnte Dürre-Sommer drohen
In den letzten 163 Jahren brachte der Zeitraum März bis April in Österreich nur drei Mal weniger Niederschlags als heuer, wie eine Auswertung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) zeigt.
ÖSTERREICH. Der meteorologische Frühling im Jahr 2021 verlief laut ZAMG bisher trocken. Zu trocken. In der österreichweiten Auswertung des Wetters fiel im Zeitraum von Anfang März bis Ende April rund 40 Prozent weniger Niederschlag als im vieljährigen Mittel. Die trockensten Regionen liegen vor allem im Süden und Osten des Landes. Hier fehlen im bisherigen Frühling größtenteils 50 bis 80 Prozent Niederschlag. An einzelnen Messstationen liegen die Niederschlagsmengen derzeit auch im Bereich der Trockenheitsrekorde für den Zeitraum Jänner bis Anfang Mai, wie in Lienz, Klagenfurt, Zeltweg und am Schöckl.
Die nächsten Tage bringen eher wechselhaftes Wetter und die Trockenheit wird zumindest ein wenig gedämpft. Zuletzt hatte das Sturmtief "Daniel" für Schäden in Millionenhöhe im Osten Österreichs gesorgt.
So trocken wie seit 2003 nicht mehr
Auch auf die gesamte Fläche Österreichs gesehen ist die Trockenheit im historischen Vergleich laut ZAMG "bemerkenswert". Seit dem Messbeginn im Jahr 1858 brachte der Zeitraum März bis April in der österreichweiten Auswertung nur drei Mal weniger Niederschlag als heuer: in den Jahren 1893 (-57 Prozent), 1946 (-58 Prozent) und 2003 (-57 Prozent). Alle Angaben basieren auf dem Datensatz HISTALP-Tiefland in Bezug zur internationalen Klimavergleichsperiode 1961-1990.
"Einerseits fällt diese Änderung mit der markanten Erwärmung in Österreich und Europa zusammen, andererseits sehen wir in den langen Datenreihen des Niederschlags in Österreich und allgemein in Europa oft langfristige Schwankungen, die mit natürlichen Veränderungen der großräumigen Zirkulation in der Atmosphäre und in den Ozeanen zusammenhängen", so ZAMG-Klimaforscher Klaus Haslinger.
Es zeige sich ein "eindeutiger Zusammenhang" zwischen Klimawandel und einer Intensivierung von Dürreperioden im Sommerhalbjahr. "Dürre wird neben dem Mangel an Niederschlag auch durch höhere Verdunstung verstärkt", erklärt Klimaforscher Haslinger, "insbesondere anhaltende Hitzewellen haben das Potential den Boden sehr stark auszutrocknen."
Steht trockener Sommer bevor?
Die Basis für einen trockenen Sommer wird oft schon im Frühling gelegt, vor allem wenn Wetterlagen überwiegen, die wenig Bewegung bei den Hochdruck- und Tiefdrucksystemen bringen. "Dann ziehen kaum Regenfronten vom Atlantik in den Alpenraum und die Feuchtigkeit wird durch lokale Regenschauer und Gewitter recycelt", sagt ZAMG-Experte Klaus Haslinger. "Ist der Boden schon vom Frühling weg sehr trocken, so verdunstet nur wenig Feuchte, die für die Bildung von Regenschauern und Gewittern zur Verfügung steht. Man kann zwar nicht eindeutig sagen, dass die aktuelle Trockenheit auch einen trockenen Sommer bringt, aber die Wahrscheinlichkeit dafür steigt."
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