Rinder-Export übers Meer
Tierschützer decken katastrophale Zustände auf
Jedes Jahr werden tausende Rinder aus ganz Europa auf Tiertransportschiffe verladen und zur Schlachtung übers Mittelmeer transportiert. Dabei erleiden die Tiere immense Qualen, wie Tierschützerinnen und Tierschützer in einem aktuellen Video dokumentieren. Auch Kälber aus Österreich nehmen nach der Mast oft diesen Weg. Das Problem liegt auf EU-Ebene, erklärt Thomas Waitz, Ko-Vorsitzender der Europäischen Grünen.
ÖSTERREICH. Nachdem der beschwerliche Transport der Rinder in Österreich beginnt, gelangen sie meist nach Cartagena in Spanien: Hier werden sie anschließend verladen und zur Schlachtung in den Libanon, nach Israel oder in die Türkei gebracht. Der Transport übers Meer bedeutet für die Tiere eine enorme Quälerei, wie internationale Tierschutzorganisation, darunter auch der österreichische Verein gegen Tierfabriken (VGT) nun dokumentierten.
Video zeigt Zustände in Verladehafen
Normalerweise bleiben die katastrophalen Bedingungen während des Transports für Außenstehende verborgen – ein aktuelles Video zeigt nun einen kleinen Ausschnitt: Der Hafen von Cartagena ist für die Öffentlichkeit an sich nicht zugänglich, der dreieinhalb-minütige Clip gibt Einblicke in das Geschehen vor Ort.
Die Verladungsvorgänge seien alles andere als angenehm für die Tiere: Sie müssen zunächst das Treiben mit harten Stöcken und Elektroschocks aushalten, so der VGT. Das Beladen dauere allerdings mehrere Tage. Unterdessen müssten die ersten Tiere im Schiffsinneren ausharren. Auf ein Schiff würden rund 2.000 Tiere gezwängt, erklärt der Tierschutzverein.
Wochenlanger Transport
Die Verladung ist allerdings nur ein kleiner Abschnitt des beschwerlichen Transportweges der Tiere. Diese seien oftmals bis zu mehreren Wochen und auf maroden Schiffen unterwegs, währenddessen dröhnendem Lärm und stickiger Hitze ausgesetzt. Die Tiere liegen während der Fahrt in ihren eigene Fäkalien – stirbt ein Tier unter Deck, werde es nicht selten vor den Augen der anderen Tiere zersägt und ins Meer geworfen, so der VGT über die Vorgänge an Bord.
EU-Kommission muss handeln
Laut Thomas Waitz, Grüner EU-Abgeordneter und Ko-Vorsitzender der Europäischen Grünen Partei, zeigen die Bilder wieder einmal, wie notwendig eine Reform der EU-Tiertransport Verordnung aus 2005 ist. Es sei mittlerweile fast ein Jahr her, seit das Europäische Parlament seine Empfehlungen an die Kommission zur Überarbeitung der EU-Tiertransport-Verordnung abgeschickt habe, so Waitz in Richtung EU-Kommission .
Das Mindeste sei die Umsetzung einer maximalen Transportzeit von acht Stunden. Daneben brauche es ein Verbot kommerzieller Transporte nicht entwöhnter Tiere sowie eine Exportverbot in Drittstaaten, in denen EU-Tierschutzstandards nicht eingehalten werden, betont der Abgeordnete.
Milchprodukte als Ursache
Die Tiere, die auf diesen Schiffen transportiert werden, sind das Nebenprodukt der europäischen Milch-Überproduktion, erklärt die Tierschutzorganisation. Denn eine Kuh müsse, um für den landwirtschaftlichen Betrieb wirtschaftlich zu sein, jedes Jahr ein Kalb zur Welt bringen. Die überzähligen männlichen Kälber würden anschließend in andere Länder transportiert – Zehntausende davon jedes Jahr aus Österreich, so der VGT.
"Ich denke nicht, dass Menschen, die Produkte wie Milch, Käse und Joghurt kaufen, so empathielos sind, dass sie dieses immense Leid bewusst unterstützen. Viel mehr steckt jahrzehntelanges geschicktes Marketing sowie Desinformationskampagnen der Tierindustrie hinter diesem weltweiten Skandal." Isabell Eckl, Campaignerin des VGT
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