Auswirkungen durch Corona
Was das Krankenhaus der Zukunft bieten muss
Während der Corona-Krise stehen die Krankenhäuser ständig im Mittelpunkt. Alles schaut gebannt auf die Auslastung der Intensivbetten und die Regierung orientiert sich bei den Maßnahmen an diesen Kapazitäten. Mit dieser Pandemie kamen auch digitale Werkzeuge wie die elektronische Krankmeldung oder Chatbots für die Hotline 1450 hinzu. Patienten zeigen sich für die zunehmende Digitalisierung im Gesundheitsbereich durchaus offen. Für rund zwei Drittel ist es wichtig, selbst über die beste Behandlung entscheiden zu wollen. Das hat eine Umfrage anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Vinzenz Gruppe, die die heimischen Ordensspitäler zusammenfasst, ergeben.
ÖSTERREICH. Gegenstand der Umfrage war das Krankenhaus der Zukunft aus Sicht der Patienten. Auf jeden Fall sahen 71 Prozent der Befragten Vorteile der Digitalisierung. Die Krise sei der Turbo gewesen, so IFES-Geschäftsführer Reinhard Raml. Große Zustimmung wurde vor allem bei Männern (76 Prozent) und Befragten mit Universitätsabschluss (73 Prozent Zustimmung) gefunden. Online-Anmeldung (78 Prozent) oder Aufklärungsgespräche auf Distanz kommen gut bei den Befragten an, gefolgt von der Unterstützung durch Roboter bei Operationen (68 Prozent). Auch Transparenz - etwa durch Online-Veröffentlichung von Leistungskriterien (Zahl an Operationen, Komplikationen und Ausstattung) wird von 67 Prozent der Befragten befürwortet.
Die positive Haltung gegenüber der Digitalisierung kann Patientenanwaltssprecher Gerhard Bachinger bestätigen: Nannte man früher noch den Begriff Digitalisierung in einem Atemzug mit Datenschutzbedenken und Entmenschlichung bekämen er und seine Kollegen viele E-Mails mit der Forderung, dass man Lösungen in der Telemedizin unbedingt auch nach der Krise aufrechterhalten solle. „Covid ist gekommen und der Nutzen von digitalen Werkzeugen ist greifbar geworden“, erklärte Bachinger die plötzliche Zustimmung der Patienten. Persönliche Kompetenzen und Kontakt dürften aber auch weiterhin nicht zu kurz kommen. So wurde „soziale Kompetenz“ als zweitgrößter Eckpfeiler eines zukunftsfähigen Krankenhauses genannt.
Menschlicher Kontakt bleibt unerlässlich
Trotz des Fortschritts dürfe man aber nicht einfach die 29 Prozent ignorieren, die dem gegenüber ablehnend stehen. Die Wahlfreiheit müsste stets erhalten bleiben und "wir müssen alles tun, dass diese Menschen trotzdem eine Behandlung bekommen“, betonte Michael Heinisch, Geschäftsführer der Vinzenz Gruppe. Bei der Diagnose und Festlegung der Behandlung steht ohnehin der Wunsch nach einem persönlichen Kontakt im Vordergrund.
Einen Wandel gab es zudem bei der Haltung im Hinblick auf die Spezialisierung von Krankenhäusern, "die bis vor kurzem noch kritisch gesehen wurde", so Heinisch. Hierfür sprachen sich 78 Prozent aus, wobei die Zustimmung überraschenderweise auch jenseits der Ballungsräume hoch gewesen sei. Daher werde man in Zukunft eine Strategie der "Konzentration auf Fachkompetenz" an einzelnen Standorten vorantreiben.
Wunsch nach mehr Selbstbestimmung
Besonders froh ist Bachinger über das wachsende Selbstbewusstsein. „Da sieht man im Vergleich zu früheren Umfragen, dass es eine klare Tendenz dazu gibt, dass sich Patientinnen und Patienten als Koproduzenten ihrer Gesundheit aktiv in den Genesungsprozess einbringen.“ Rund zwei Drittel der Befragten sprachen sich für mehr Selbstbestimmung aus. Diese Verschiebung müsse künftig stärker berücksichtigt werden. Dabei sprach der Anwalt vom "mündigen, selbstbestimmten Patienten".
Zur Sache:
Die Vinzenz Gruppe hat sich in den vergangenen 25 Jahren zu einem der größten privaten
Träger von gemeinnützigen Gesundheitseinrichtungen in Österreich entwickelt.
Link: Vinzentgruppe
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