"Gammelfleisch"-Kebab
Wirtschaftskammer gegen Herkunftskennzeichnung

Die Wirtschaftskammer (WKÖ) erteilt einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln in der Gastronomie eine Absage. Stattdessen plädiert sie für eine Anhebung der EU-weiten Produktionsstandards.  | Foto: chris74-Fotolia
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Nach dem Skandal um verdorbenes Hühnerfleisch aus Polen, das für die Herstellung von Kebabspießen verwendet wurde, gibt es erneut Rufe nach einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung für Lebensmittel. Die Wirtschaftskammer (WKÖ) erteilt dem Vorstoß aber einmal mehr eine Abfuhr. Stattdessen wird für eine Anhebung der EU-weiten Produktionsstandards plädiert. 

ÖSTERREICH. Salmonellen in Hühnerfleisch aus Polen lösen derzeit eine europaweite Infektionswelle aus. Auch in Österreich soll es bereits 27 Fälle gegeben haben. Ein 63-jähriger Kärntner ist nach schwerem Krankheitsverlauf gestorben. Die Salmonelleninfektionen wurden durch Billig-Hühnerfleisch aus Polen, das für die Herstellung von Kebabspießen verwendet wird, ausgelöst.

Von Mario Pulker, oberster Gastronomenvertreter bei der WKÖ, kommt dennoch ein klares Nein zu einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung. Die Gastronomie zu zwingen, jede Zutat zu kennzeichnen, würde einen enormen bürokratischen Aufwand bedeuten. Zudem seien regionale oder saisonale Produkte oft nicht uneingeschränkt verfügbar, sagte Pulker am Freitag im "Ö1-Morgenjournal". 

Eigenverantwortung der Lokale

Während in der Gemeinschaftsverpflegung – also etwa in Kantinen – sowie in Supermärkten eine Herkunftskennzeichnung geplant ist, beruht sie in der Gastronomie auf Freiwilligkeit. Wer mit Fleisch aus Österreich wirbt, muss aber mit Kontrollen rechnen. Wer also Fleisch aus Österreich auf der Speisekarte ausweist, muss dieses tatsächlich auch anbieten. Man freue sich zwar über jeden Betrieb, der die heimische Landwirtschaft unterstützt, aber letztendlich sei es jeder Lokalität selbst überlassen, was eingekauft und verkauft wird, so Pulker.

EU-Standards für Fleischproduktion

Die Europäische Union lässt den Mitgliedsstaaten derzeit recht viel Spielraum, was Tierwohl und Tiergesundheit betrifft. So sind die nationalen Regelungen in Österreich teilweise strenger als jene in anderen Mitgliedsstaaten. Bedeutet auch, dass Fleisch in anderen EU-Ländern unter schlechteren Bedingungen und damit billiger produziert und anschließend u. a. nach Österreich importiert wird.

Laut dem Gastronomie-Spartenobmann muss sich das ändern. Man sollte darauf schauen, dass überall in der Europäischen Union dieselben Voraussetzungen erfüllt werden, so Pulker. "Weil es ist schon sehr wichtig, dass der Konsument guten Gewissens seine Speisen konsumieren kann, ohne fürchten zu müssen, dass er Salmonellen bekommt oder gar an verdorbenen Lebensmitteln verstirbt." 

Widerstand der fleischproduzierenden Länder

Aus dem Landwirtschaftsministerium heißt es gegenüber "Ö1" dazu, dass sich die Bundesregierung in Brüssel dafür stark mache, die Standards auf ein österreichisches Niveau zu heben. Österreich ist in Sachen Fleischproduktion allerdings auch im EU-Vergleich eine kleine Nummer. Der Widerstand der großen fleischproduzierenden Mitgliedsländer wie Polen, Tschechien, aber etwa auch Deutschland ist vorprogrammiert. 

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