Weltnichtrauchertag
Zigaretten verursachen 16 Prozent aller Todesfälle
Österreich ist nach wie vor ein Land der Raucherinnen und Raucher. Jede und jeder Fünfte greift hierzulande regelmäßig zur Zigarette und gefährdet damit die eigene Gesundheit, das persönliche Umfeld und sogar die Umwelt. Obwohl eine Vielzahl von Gründen für einen endgültigen Rauchstopp spricht, fällt die Entwöhnung nicht leicht. Unterstützend können Ersatzprodukte wirken. Das Beispiel Schweden zeigt, dass Alternativen sogar dazu beitragen können, ein ganzes Land "rauchfrei" zu machen.
ÖSTERREICH. Wem die eigene Gesundheit am Herzen liegt, sollte in Erwägung ziehen, die Finger von der Zigarette zu lassen. "Denn ein Rauchstopp senkt schlichtweg das Risiko für eine Vielzahl lebensbedrohlicher und lebensverkürzender Erkrankungen, so Christopher Lamber, Leiter der Expert*innengruppe COPD der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP). Lamber nennt hier die bisher nicht heilbare "chronisch obstruktive Lungenerkrankung", Krebs oder Herz-Kreislauferkrankungen. Schätzungen des Bundesministeriums für Gesundheit gehen davon aus, dass jährlich etwa 16 Prozent (14.000 Personen) der Todesfälle in Österreich auf das Rauchen zurückzuführen sind.
Jede einzelne Zigarette gefährdet die Gesundheit
Lamber rät daher jedem Rauchenden zu einem endgültigen Stopp. Er weist dabei auch auf den Irrglauben hin, dass das Gesundheitsrisiko deutlich sinke, wenn man den Zigarettenkonsum minimiere. "Schon eine einzige Zigarette pro Tag erhöht das Risiko für koronare Herzkrankheiten um 48 Prozent (Männer) bzw. 57 Prozent (Frauen) und das Schlaganfallrisiko um 25 Prozent (Männer) bzw. 31 Prozent (Frauen), also auf etwa die Hälfte der Werte, wie wenn man 20 Zigaretten täglich raucht", so der Experte.
Wie man mit dem Rauchen aufhören kann
Trotz der vielen Nachteile fällt es einem Großteil der Raucherinnen und Rauchern schwer, die Finger von der Zigarette zu lassen. Dies liegt an den Wirkungen des Nervengifts Nikotin. Durch den Nikotinkonsum wird das Belohnungssystem im Gehirn stimuliert und es kommt zur Ausschüttung von Glückshormonen. "Und das Gehirn will mehr von diesen Glücksgefühlen und fordert Nikotinnachschub", so Lamber.
Diese Wirkung müsse man bei einem Rauchstopp berücksichtigen, da die Rückfallquote sonst deutlich steige. Anstelle des Nikotins müsse man daher andere "Trigger" finden, die das Belohnungssystem aktivieren. "Im ungünstigeren Fall treten Süßigkeiten oder Kaffee an die Stelle des Nikotins", so die ÖGP. Deutlich gesünder sei es Ausdauersport zu betreiben, der ähnliche Hochgefühle entstehen lasse.
Um von den schädlichen Zigaretten wegzukommen, können zudem Nikotinpflaster, Nikotinkaugummi oder Sprays verwendet werden, und diese dann mit der Zeit gezielt reduzieren.
Finanzielle Belastung in Zeiten der Teuerung
Die ÖGP weist darauf hin, dass ein Rauchstopp aber nicht nur Vorteile für die Gesundheit hat. Hört man mit dem Rauchen auf, bleibt schlussendlich mehr im Geldbörserl. So rechnet die ÖGP vor, dass man sich rund 2.000 Euro im Jahr ersparen kann, wenn man mit dem Rauchen aufhört und zuvor eine Packung Zigaretten pro Tag konsumiert hat.
Zigaretten als Umweltbelastung
Wer mit dem Rauchen aufhört, schützt zudem nicht nur Menschen im eigenen Umfeld vor Passivrauch, sondern bewahrt auch "die Umwelt vor Schäden durch Giftmüll, der aus Zigarettenstummeln oder beim Tabakanbau durch den Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln entsteht", so die ÖGP.
Ein Rauchstopp trage außerdem zur Verbesserung der weltweiten Ernährungssicherheit bei, wie die ÖGP weiter ausführt: "Tabakanbau ist ressourcenintensiv, hat zerstörerische Auswirkungen auf Ökosysteme und tritt in den Anbaugebieten oft in Konkurrenz zum Anbau von Nahrungsmitteln – Kinderarbeit, prekäre Arbeitsbedingungen und Nahrungsmittelknappheit inklusive."
Beispiel Schweden - Rauchfrei dank Alternativen
Die EU hat sich vorgenommen, bis 2040 "rauchfrei" zu werden. Das bedeutet, dass weniger als fünf Prozent der Bevölkerung zu Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen greifen. Schweden hat sich dieses Ziel hingegen bereits für 2025 gesetzt und ist Prognosen zufolge sogar auf einem guten Weg, die Rauchfreiheit noch heuer oder im kommenden Jahr zu erreichen. Das skandinavische Land hat dabei jedoch nicht auf Verbote gesetzt, sondern "progressiv und systematisch rauchlose und weniger schädliche Alternativen zum Zigarettenrauchen zugänglich, erschwinglich und für ihre Bevölkerung akzeptabel gemacht", wie es in dem Bericht "The Swedish Experience: A Roadmap to a Smoke-Free Society" heißt.
Mithilfe dieser Alternativen konnte man die Raucherquote von 36 Prozent (1963) auf nun beinahe fünf Prozent senken, was sich laut den Verfassern des Berichts äußerst positiv auf die Gesundheit der schwedischen Bevölkerung auswirke. So habe das skandinavische Land 38 Prozent weniger Krebs-Todesfälle und verzeichne den geringsten Anteil an tabakbedingten Krankheiten in der EU. Laut "The Swedish Experience" veranschauliche das schwedische Modell, dass das gesundheitliche Risiko von Rauchenden, die nicht in der Lage oder willens sind, mit dem Rauchen aufzuhören, durch einen Umstieg auf Alternativprodukte gesenkt werden könne.
Experte warnt vor neuen Alternativprodukten
Mit der Ausnahme von Snus – ein traditionelles Tabakerzeugnis zum oralen Gebrauch – sind solche Alternativprodukte auch hierzulande erhältlich. Neben Nikotinbeutel zählen hierzu Tabakerhitzer und E-Zigaretten. Lamber warnt in diesem Zusammenhang: "Allerdings gibt es keine Langzeitdaten dazu, die einen Umstieg von der Zigarette auf andere Produkte rechtfertigt. Bei E-Zigaretten sollte auch das höhere Rückfallrisiko zum Tabakrauchen und die höheren Belastungen dualer Raucherinnen und Raucher erwähnt werden."
Das könnte dich auch interessieren:
1 Kommentar
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.