330 neue Züge bis 2030
Weniger Gewinn trotz Passagierrekord bei den ÖBB

2023 fuhren mit 494 Mio. Fahrgästen so viele wie noch nie mit den ÖBB. | Foto: VVT/Oss
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Zum 100-jährigen Bestehen der ÖBB gibt es einen Fahrgastrekord für 2023 zu verkünden, der dennoch mit einem Gewinnrückgang einherging.  Zugleich bat ÖBB-Vorstand Andreas Matthä um Verständnis, dass der Ausbau der Wiener Schnellbahn und Bauarbeiten in Italien und Deutschland für Verzögerungen sorgen werden.

ÖSTERREICH. Erstmals wurden 494 Mio. Menschen in Bus und Zug befördert. Das übertrifft sogar das bisherige Rekordjahr 2019 um 15 Mio. Gäste. Wegen der Nachwirkungen der hohen Inflation der letzten Jahre und Investitionen zum Ausbau wurde dennoch ein Gewinnrückgang verzeichnet. Neben den gestiegenen Energiekosten sorgten auch die an die Inflation angepassten Löhne für einen Kostenanstieg. Mit Tausenden neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern konnte man den Personalrückgang durch Pensionierungswellen dennoch gut abfangen, so Matthä.

Güterverkehr zurückgegangen

Besonders wichtig sei nach wie vor die gute Infrastruktur, aber auch die merklich wiedergekehrte Reiselust habe zu den guten Zahlen beigetragen. So sollen erneut viele Gäste mit dem Zug vom Ausland nach Österreich gebracht worden sein. Auch das Wiener Parkpickerl und der Klimaschutz brachten einige zum Umstieg in die ÖBB.

Neben dem Personenverkehr war aber auch der Güterverkehr ein wichtiger stabilisierender Faktor für die ÖBB. Wegen der hohen Energiekosten sank das Transportvolumen zwar um acht Prozent, der Umsatz war nur zwei Prozent geringer als noch 2022. Insbesondere den internationalen Güterverkehr habe man ausgebaut und den Mittelkorridor weiter ausgebaut. Um einen Transport durch Russland zu vermeiden, führt dieser nämlich durch China, Kasachstan und Aserbaidschan in die Türkei, bevor die Züge in Europa eintreffen.

Ein "Job Shop" in Wien-Mitte soll die Vielzahl an Jobs bei den ÖBB bekannter machen. | Foto: ÖBB Marek Knopp
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Österreichs Zugnetz am drittstärksten befahren

166 Mio. Zugkilometer werden in Österreich von 70 Eisenbahnunternehmen befahren. Österreichs Bahnnetz ist in der EU somit das am drittstärksten belastete. Dennoch wolle man dieses weiter ausbauen. So soll das S-Bahn-Netz in Wien auf der Stammstrecke deutlich ausgebaut werden. Geplant sind etwa längere Bahnhöfe, damit mehr Züge halten können, aber auch ein verbessertes Zugsicherungsnetz. Dann könne Züge im Bremswegabstand in kürzeren Intervallen als bisher fahren. Matthä rechnet schon jetzt mit Verzögerungen aufgrund dessen und bat um Verständnis. Das werde "in den nächsten Jahren durchaus eine sportliche Herausforderung". Nicht nur innerhalb Österreichs wird gebaut. Auch Deutschland und Italien werden umbauen, was dann auch Verbindungen in Österreich betreffe und zu einer weiteren Geduldsprobe werde. Immerhin sind für 50 Prozent der Verspätungen, Verzögerungen durch Extremwetterereignisse oder im Ausland verantwortlich.

Pensionierungswelle ausgeglichen

In den letzten Jahren sah sich die ÖBB mit einer Personaldezimierung wegen großer Pensionierungswellen konfrontiert. Diese habe man mit fünftausend neuen Angestellten im Vorjahr jedoch gut ausgleichen können, so Matthä. Derzeit befinden sich auch 1.850 Lehrlinge in Ausbildung. Um mehr Menschen für einen Job bei den ÖBB zu begeistern, soll demnächst ein "Job Shop" im Bahnhof Wien-Mitte eröffnen, der die Vielzahl an Berufen im Unternehmen bekannt machen soll.

Anders als die Fluggesellschaften hatten die ÖBB ihre Ticketpreise um nur 5,8 Prozent angehoben und nicht vollständig an die hohe Inflation angepasst. | Foto: ÖBB Mosser
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Der Gewinn vor Steuern betrug 2023 rund 112 Mio. Euro, was deutlich weniger als noch 2022 war. Grund seien Kostensteigerungen, etwa beim Personal, aber auch Einmaleffekte, die sich positiv auf 2022 auswirkten. Ticketpreise habe man im Vorjahr im Sommer einmal um 5,8 Prozent erhöht, was deutlich unter dem Inflationswert lag. Man entschied sich aber bewusst für eine geringere Erhöhung, da man kein Inflationstreiber sein wolle, so der ÖBB-Chef. Er verwies darauf, dass Flugpreise hingegen um rund elf Prozent gestiegen seien und damit deutlich stärker erhöht wurden.

Insgesamt konnte man das geplante Budget in allen drei Bereichen – Güter-, Personenverkehr und Infrastruktur – einhalten, zeigt sich ÖBB-Finanzvorstand Manuela Waldner zufrieden. Die Stromkosten von 50 Mio. Euro ließen den Gewinn dennoch stark abfallen.

330 neue Züge geplant

In diesem Jahr werde man sich weiter auf die Verlässlichkeit und Pünktlichkeit konzentrieren. Das sei weiterhin eine Herausforderung, da man einer starken Wechselwirkung mit der für ihre Verspätungen bekannte Deutsche Bahn ausgesetzt sei. Mit Investitionen von 4,5 Milliarden Euro werde die Infrastruktur weiter verbessert. Bis 2030 sollen 330 neue Züge in Betrieb gehen.

Digitalisierung steht weiterhin hoch im Kurs und soll auch 2024 bei den ÖBB, insbesondere zum Vorteil der Kundinnen und Kunden, vorangetrieben werden. Zudem wolle man im Zeichen des Klimaschutzes die eigene Stromerzeugung aus Wasser, Photovoltaik und Windkraft weiter steigern. 

Findest Du das gut, dass die ÖBB hier Verbesserungsarbeiten vornimmt?

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