Kindergärten
Bildungsexpertin: "In der Kinderbildung brennt der Hut"

Laut der AK-Bildungsleiterin baucht es einheitliche Qualitätsstandards an Österreichs Kindergärten. | Foto: Pixabay/Engin_Akyurt
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Im Radio-Interview zeigt Ilkim Erdost, Bildungsleiterin der Arbeiterkammer (AK), die Verfehlungen in der österreichischen Kinderbetreuung auf und erklärt, was aus ihrer Sicht gerade jetzt dringend nötig wäre.

ÖSTERREICH. Kindergärten, die nur am Vormittag offen haben und im Sommer wochenlang geschlossen sind – das sei nach wie vor die Realität für viele Eltern in Österreich, wie Erdost im Ö1-Morgenjournal am Freitag berichtet. Vor allem Frauen seien dadurch häufig in ihrer Berufstätigkeit eingeschränkt. Doch gerade jetzt, vor dem Hintergrund der weitreichenden Teuerungen, sind Familien laut Arbeiterkammer oftmals auf zwei Einkommen angewiesen.

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Unterschiede bei Öffnungszeiten

"Geld alleine wird das Problem nicht lösen", betont Erdost im Angesicht fehlender einheitlicher Qualitätskriterien bei den Kinderbildungseinrichtungen. Das betreffe die Öffnungszeiten – diese sollten laut der AK-Expertin bestenfalls ganztägig und ganzjährig sein. Außerdem fordert Erdost einen guten Betreuungsschlüssel, der es auch tatsächlich ermögliche, qualitative Bildung und pädagogische Inhalte umzusetzen.

"In manchen Gemeinden sind die Kindergärten nur halbtags geöffnet. Vielfach ist dadurch die Berufstätigkeit vor allem von Frauen nur sehr eingeschränkt möglich", sagt Erdost. Gerade jetzt und im Zuge der Teuerungen sehe man die Notwendigkeit zweier Einkommen in einer Familie. Dafür brauche es aber natürlich qualitätsvolle und gut ausgebaute Kinderbildungseinrichtungen, betont die AK-Bildungsleiterin.

"Beschäftigen geht Luft aus"

Bei den Drei- bis Sechsjährigen gäbe es österreichweit nur für etwas mehr als die Hälfte der Kinder einen Ganztagesplatz. Nötig wären aber 75 Prozent, wie Arbeiterkammer gemeinsam mit Industriellenvereinigung, Wirtschaftskammer, Landwirtschaftskammer und Gewerkschaft fordert.

"Es brennt in der Kinderbildung wirklich der Hut", sagt Erdost. Vielen Beschäftigten gehe die Luft aus, "weil einfach ganz hohe Anforderungen an sie gestellt werden, zu wenig Personal da ist und ihr Engagement dadurch verpufft". Dem müsse man laut der AK-Bildungsleiterin mit einem passenden Betreuungsschlüssel entgegentreten. Es brauche genügend Fachpersonal – "zumindest eine zusätzliche Fachperson pro Gruppe" – und genügend unterstützendes Personal in den Gruppen, so Erdost. 

Mangel auch bei Krippenplätzen

Gefordert sieht die Arbeiterkammer hier vor allem Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP), denn der Kindergarten sei nun mal die erste und sehr wichtige Bildungseinrichtung. Der Bundesminister müsse diesen Teufelskreis zwischen Personalmangel und mangelnden Qualitätsstandards durchbrechen, fordert Erdost. "Es braucht dringend eine Qualitätsoffensive, wo vor allem auch Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger den Weg in die Kinderbildung finden."

Nur so könne endlich auch das bereits 20 Jahre alte sogenannte Barcelona-Ziel erreicht werden und für zumindest ein Drittel der unter Dreijährigen ein Betreuungsplatz bereitgestellt werden. Bisher hätten nur Wien und das Burgenland dieses Ziel erreicht, alle anderen nicht. Oberösterreich und die Steiermark hätten nach wie vor für nicht einmal jedes fünfte Kind einen Krippenplatz. 

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