"Niemals vergessen"
Erinnerungskultur am Holocaust-Gedenktag

Die Shoah-Gedenkmauer im Wiener Ostarrichi-Park 
 wurde am 9. November eröffnet.  | Foto: Schmidt
  • Die Shoah-Gedenkmauer im Wiener Ostarrichi-Park
    wurde am 9. November eröffnet.
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Heute vor 77 Jahren, am Am 27. Jänner 1945, wurde das nationalsozialistische Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau befreit. Bis heute gilt das NS-Vernichtungslager als Symbol für den Massenmord an sechs Millionen Juden und Millionen anderen Menschen, die von den Nazis verfolgt wurden wie Roma und Homosexuelle. Die UNO hatte den Internationalen Gedenktag 2005 ins Leben gerufen. 

ÖSTERREICH. Zum Gedenken an die Opfer des Holocaust legte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP)gemeinsam mit dem Präsidenten der israelitischen Kultusgemeinde Oskar Deutsch einen Blumenstrauß bei der Shoah-Gedenkmauer im Wiener Ostarrichi-Park nieder. An der Gedenkstätte erinnern Gedenksteine, auf denen die Namen der über 64.000 ermordeten österreichischen Kinder, Frauen und Männer eingraviert sind, an das grausame Schicksal dieser Menschen. 

Polaschek: "Braucht lebendige Erinnerungskultur in Schulen"

Polaschek betont in einer Aussendung am Donnerstag die Bedeutung einer lebendigen Erinnerungskultur in Schule und Wissenschaft.

„Am heutigen internationalen Holocaust-Gedenktag erinnern wir an die sechs Millionen Jüdinnen und Juden, die Opfer des Holocaust wurden. Unter den Opfern waren viele aus Österreich verschleppte Menschen, aber auch Täterinnen und Täter stammten aus Österreich. Wir als Gesellschaft haben die Verantwortung dafür, dass die nationalsozialistischen Massenverbrechen und der Ermordung von Millionen Menschen niemals vergessen werden."

Nur eine lebendige Erinnerungskultur in den Schulen und auch in der Wissenschaft könne dafür sorgen, dass sich solche Verbrechen nie wieder wiederholen, so der Bildungsminister.

Rendi-Wagner: „Null Toleranz gegenüber Antisemitismus“

SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner betont anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktags die Bedeutung der Erinnerungskultur:

„Die Gräueltaten des Holocaust müssen uns eine ewige Warnung und Erinnerung sein, uns für eine demokratische Gesellschaft basierend auf gegenseitigem Verständnis und Menschenrechten einzusetzen. Dass die Gräuel des Nationalsozialismus nicht in Vergessenheit geraten und die Geschichte aufgearbeitet sowie daraus gelernt wird, sind wir den Opfern schuldig.“ 

Es müsse null Toleranz gegenüber Antisemitismus, Ausgrenzung und Hass geben, so Rendi-Wagner. Für besondere Aufmerksamkeit appelliert Rendi-Wagner auch beim emotionsgeladenen Thema Corona. Der Vergleich von Corona-Maßnahmen mit totalitärer Politik oder gar dem Faschismus komme einer Verharmlosung der Nazi-Herrschaft gleich. „Es beginnt mit der Sprache und mit Symbolen – überall, auf der Straße, im öffentlichen Raum, im privaten Bereich, im Parlament. Wir alle sind aufgefordert, achtsam zu sein“, betont sie. 

FPÖ-Hofer erinnert an Verpflichtung der Republik 

Von Seiten der FPÖ meldete sich am Donnerstag der dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer in einer Aussendung  zu Wort. Er erinnerte an die Verpflichtung der Republik Österreich, "unsere jüdischen Mitbürger vor Angriffen und Anfeindungen zu schützen. Die Verbrechen des Nationalsozialismus dürfen sich nicht wiederholen."

„Wir müssen uns vor Augen halten, dass der Mensch unter bestimmten Voraussetzungen zu unfassbaren Taten fähig ist. Es ist eine Mischung aus Angst, Hass und Verblendung, die solche Entwicklungen möglich macht. Es ist Aufgabe verantwortungsvoller Politik, Mut zu machen, Angst zu nehmen und Verführer bloßzustellen.“, so Hofer.

Papst Franziskus: "Wir dürfen nicht vergessen"

Papst Franziskus gedachte am Mittwoch der Millionen im Holocaust ermordeten Jüdinnen und Juden. Dieser Mord dürfe niemals vergessen werden und diese „unglaubliche Grausamkeit“ dürfe sich nie wiederholen, sagte der 85-Jährige bei der Generalaudienz im Vatikan. Zugleich rief er alle, vor allem Lehrer und Familien, dazu auf, auch künftigen Generationen von diesen Schrecken zu erzählen. „Damit eine Zukunft aufgebaut werden kann, in der die Menschenwürde nicht mehr mit Füßen getreten wird“, so Franziskus. 

Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) hat anlässlich des Holocaust-Gedenktags am Donnerstag dazu aufgerufen, antisemitischen Tendenzen entschieden entgegenzutreten. Das Erinnern dürfe nicht aufhören, „denn ohne Erinnerung gibt es weder eine Überwindung des Bösen noch Lehren für die Zukunft“. 

Botschafter legen in Wien Kränze nieder

Zeremonien werden etwa auf dem ehemaligen Lagergelände in Auschwitz, im Deutschen Bundestag in Berlin und im EU-Parlament abgehalten. An einer Online-Gedenkfeier der israelischen Vertretung bei den Vereinten Nationen nehmen UNO-Generalsekretär Antonio Guterres und der israelische Botschafter in Wien, Mordechai Rodgold, teil. In Wien legen die polnische Botschafterin Jolanta R. Kozłowska und der ukrainische Botschafter Vasyl Khymynets am Mahnmal für die österreichischen jüdischen Opfer der Schoah am Judenplatz Kränze nieder. 
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