Frauenmord-Serie
Femizide: Opferschützer mit Forderungen an die Politik
Das neunte Tötungsdelikt an einer Frau im Jahr 2021 hat eine Debatte über Femizide in Österreich losgetreten. Die Politik äußert sich entsetzt und will Maßnahmen zur Gewaltprävention ergreifen. Opferschützer sehen sich ausgegrenzt.
Nach dem bereits neunten Frauenmord des Jahres wurde für Montag ein Sicherheitsgipfel im Innenministerium anberaumt. Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP), Justizministerin Alma Zadi´c (Grüne) und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) wollen dabei gemeinsam mit den Landespolizeidirektoren und Leitern der Landeskriminalämter eine Intensivierung von Fallkonferenzen auf Ebene der Bundesländer besprechen.
In einer Pressemitteilung dazu hieß es: "Für eine einheitliche und standardisierte Abwicklung dieser Fallkonferenzen, die mit dem 1. Jänner 2020 ins Gewaltschutzgesetz aufgenommen wurden und seither als Instrument zur Prävention von Gewalttaten zur Verfügung stehen, wurde ein Leitfaden entwickelt." Zudem sollen alle aller Morde an Frauen in den vergangenen zehn Jahren untersucht werden.
Betretungsverbote bei Anzeige
Vertreter von Gewaltschutzorganisationen dürften nicht am Tisch sitzen. Rosa Logar, Leiterin der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie, forderte am Montag im Ö1-"Morgenjournal" mehr Geld und Ressourcen für die Betreuung von Gewaltopfern. Ein Opfer könne mit den derzeitigen Mitteln nur fünf Stunden pro Jahr betreut werden. Es werde deutlich mehr Personal gebraucht.
Die gefährlichste Phase sei, wenn das Gewaltopfer versuche, die Beziehung zum Täter zu beenden. Zudem seien zusätzliche Maßnahmen gefordert, etwa strengere Betretungs- und Annäherungsverbote. Die Maßnahmen sollen, so Logar, "bei jeder Anzeige" greifen. Zudem soll die Polizei zusätzlich zur Befragung des Opfers auch etwaige Tatwaffen sicherstellen und Zeugen befragen.
Forderung nach Männerarbeit
Claudia Frieben, die Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings, sprach sich im Ö1-Gespräch für die Wiedereinführung der Fallkonferenzen aus. Dieses Instrument war im Jahr 2018 von der damals türkis-blauen Bundesregierung unter Protest von Opferschützern abgeschafft worden. Sie befinden sich nun wieder im Gewaltschutzgesetz, werden aber noch nicht abgehalten. Erich Lehner vom Dachverband für Männerarbeit sagte zu Ö1, dass es neben konkreter Täterarbeit auch Problembewältigungs-Training für Männer in Krisensituationen brauche.
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