9. Femizid in diesem Jahr
"Morde an Müttern sind auch Gewalt gegen Kinder"

Man müsse auf die Kinder und Jugendlichen ebenfalls schauen, deren Leben durch die Tat oft drastisch verändert wird, so der Bundesverband Österreichischer Kinderschutzzentren. | Foto: pixabay
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  • Man müsse auf die Kinder und Jugendlichen ebenfalls schauen, deren Leben durch die Tat oft drastisch verändert wird, so der Bundesverband Österreichischer Kinderschutzzentren.
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Vergangene Woche wurde wieder eine Frau von ihrem Expartner getötet – die Tochter der getöteten Frau soll kurz zuvor die Wohnung verlassen haben und ist vielleicht deshalb mit dem Leben davon gekommen – geschützt ist sie dennoch nicht, so Martina Wolf, Geschäftsführerin im Bundesverband Österreichischer Kinderschutzzentren. Sie fordert Beim Thema Gewaltschutz auch den Schutz von Kindern.

ÖSTERREICH. "Wenn wir von Gewaltschutz reden, müssen wir dringend auch von Kinderschutz sprechen und hier Mädchen und Buben gleichermaßen im Blick haben, deren Entwicklung und Zukunft durch Partnergewalt gefährdet ist", so Wolf in einer Aussendung am Montag. Die Österreichischen Kinderschutzzentren seien nämlich betroffen vom aktuellen Femizid in Österreich – zurück bleiben Kinder und Jugendliche, die durch die Tat häufig alles verlieren.

Kinder und Jugendliche nicht vergessen!

Männer, die so destruktive Gewalt gegen Mütter von Kindern ausüben, nehmen mit ihrer Tat nicht nur in Kauf, dass sie der Frau das Leben nehmen, sondern auch, dass sie das Leben ihrer Kinder damit dauerhaft schädigen. Morde an Frauen seien häufig der Gipfel einer Gewaltgeschichte, die mitunter Jahre angedauert hat. Etwa die Hälfte aller Frauen, die von Gewalt durch den Partner oder Expartner betroffen sind, seien Mütter, wie im aktuellen Fall. Darum müsse man auf die Kinder und Jugendlichen ebenfalls schauen, deren Leben durch die Tat oft drastisch verändert wird.

"Ich habe die Mama nicht schützen können"

Sie seien extrem belastet durch das Miterleben der Gewalt gegen die Mutter. Häufig seien auch sie häuslicher Gewalt ausgesetzt. Mit dem Mord verlieren sie ihre Mutter viel zu früh im Leben, und manche fühlen sich schuldig „Ich hab die Mama nicht schützen können.“ Diese Kinder und Jugendlichen verlieren in der Regel auch ihr Zuhause und ihren Vater, der ins Gefängnis geht oder nicht mehr als gutes inneres Objekt erhalten werden kann.

Femizide "Spitze eines Eisbergs"

„Wenn wir von Gewaltschutz reden, müssen wir dringend auch von Kinderschutz sprechen und hier Mädchen und Buben gleichermaßen im Blick haben, deren Entwicklung und Zukunft durch Partnergewalt gefährdet ist“, betont Wolf, und wünscht sich in der Debatte um präventive und schützende Maßnahmen den Kinderschutz separat zu diskutieren und dabei die Buben nicht aus dem Blick zu verlieren, die ja die Männer von morgen sind. Femizide seien die Spitze eines Eisbergs. Wenn Kinder und Jugendliche Gewalt in den Beziehungen ihrer Eltern erleben, seien sie in der Regel nicht nur nicht geschützt, sondern bleiben mit ihren Erfahrungen sehr oft allein. Sie brauchen daher ein kinderspezifisches Beratungsangebot. Die Österreichischen Kinderschutzzentren werden sich im Rahmen des Gewaltschutzgipfels dafür einsetzen, dass Kinder eigene Unterstützungsangebote erhalten, die sich an ihren Entwicklungsbedürfnissen orientieren und kurative und präventive Aspekte berücksichtigen.

Hier finden Opfer von Gewalt Hilfe
Frauen, die Gewalt erleben, finden Hilfe und Informationen bei
Der Frauenhelpline unter 0800/222 555 (kostenlos und rund um die Uhr)
Beim Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF)
Bei der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie
Betroffene von Gewalttaten und Verbrechen können sich unter der Telefonnummer 0800/112-112 an die Opferschutzorganisation Weißer Ring wenden.

Droht akute Gewalt, Polizeinotruf unter 133 oder 112. Gehörlose und Hörbehinderte können per SMS an 0800/133 133 Hilfe rufen.

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