Holocaust-Gedenktag
"FPÖ brauchen wir nicht in der Regierung"

Bei einer Gedenkveranstaltung für die Holocaust-Opfer erinnerte IKG-Präsident Oskar Deutsch, dass Zivilgesellschaft und Politik alles dafür tun müssen, dass sich die Ereignisse von damals nicht wiederholen. Die Demonstrationen, wie sie am Freitag gegen Rechts stattfinden, begrüßte er im Vorfeld. Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) will auf Bildung setzen, um dem Antisemitismus in Österreich entgegenzuwirken.

ÖSTERREICH. Am 27. Jänner 2024 jährt sich die Befreiung der Jüdinnen und Juden aus dem Konzentrationslager Auschwitz bereits zum 79. Mal. Am Holocaust-Gedenktag wird den sechs Millionen Jüdinnen und Juden gedacht, die in der Shoah umgekommen sind. Auf der Shoah-Namensmauer, die seit 2021 im Ostarrichi-Park als Gedenkstätte dient, stehen die Namen von rund 65.000 ermordeten jüdischen Österreicherinnen und Österreichern.

Die Gedenkzeremonie wurde auf den Freitag, 26. Jänner, vorgezogen, da der Holocaust-Gedenktag heuer auf den Shabbat fällt, ein Ruhetag im jüdischen Glauben. So nahmen neben Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), und Oberkantor Shmuel Barzilai auch Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, Familienministerin Susanne Raab (beide ÖVP),  israelischer Botschafter David Roet, sowie Vertreterinnen und Vertreter der Bundesregierung und der Roma bereits am 26. Jänner am Gedenken teil.

Anlässlich des Holocaust-Gedenktag am 27. Jänner kamen IKG-Präsident Oskar Deutsch, NR-Präsident Wolfgang Sobotka, der israelische Botschafter David Roet und Vertreter der Roma sowie der Bundesregierung zusammen und legten Kränze vor der Shoah-Namensmauer nieder.  | Foto: Lara Hocek
  • Anlässlich des Holocaust-Gedenktag am 27. Jänner kamen IKG-Präsident Oskar Deutsch, NR-Präsident Wolfgang Sobotka, der israelische Botschafter David Roet und Vertreter der Roma sowie der Bundesregierung zusammen und legten Kränze vor der Shoah-Namensmauer nieder.
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Sobotka setzt auf Bildung

Nach dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 war es den Anwesenden am Freitag umso mehr ein Anliegen, ein Zeichen gegen Antisemitismus und gegen das Vergessen zu setzen. Für Sobotka stehe es außer Frage, dass man Israel kritisieren könne, doch könne man den Staat nicht als Apartheid oder Kolonialstaat darstellen. "Das ist absolut antisemitisch und das ist derzeit für uns die größte Bedrohung, die wir haben", so der Nationalratspräsident.

Um den Antisemitismus in Österreich weiter abzubauen, brauche es für ihn vor allem Bildung und Aufklärung. Das würden auch Untersuchungen des Nationalrats zeigen. Sobotka verurteilte jede Art von Antisemitismus: "Aus welcher Ecke er auch immer kommt – von rechts, von links und in Österreich auf der migrantischen Seite." Man müsse ihm klar entgegentreten und alles tun, um Menschen mit Bildung und Kontakt von ihrem antisemitischen Denken abzubringen.

Deutsch erinnert an antisemitische "Einzelfälle" bei FPÖ

Gerade in Anbetracht des Hamas-Angriffs ist es für Deutsch umso wichtiger, die Menschen mit dem Holocaust zu konfrontieren. Als Zivilgesellschaft und Politik müsse man "alles tun, dass so etwas nicht mehr passieren kann". Die rechtsextremistischen Vorfälle im Nachbarland Deutschland und Pläne Menschen Millionen Menschen ausländischer Herkunft zu deportieren, erinnern den IKG-Präsidenten an eine Zeit vor 1939 und seien für ihn mehr als besorgniserregend. "Ich glaube schon, dass vieles – Positives und Negatives – zeitversetzt auch nach Österreich kommt", gibt er zu bedenken. Deutsch sei aber auch erfreut, dass Politik und Zivilbevölkerung in Deutschland und auch mit Demonstrationen, wie etwa am Freitag in Österreich, klar zeigen: "Wir sind gegen Rassismus. Wir sind gegen Antisemitismus." 

Bereits im letzten Jahr warnte der IKG-Präsident vor einer Zusammenarbeit mit der FPÖ, welche auch dieses Jahr noch aktuell ist. Umfragen zufolge ist eine Regierungsbeteiligung der Freiheitlichen durchaus realistisch. Dafür findet Deutsch passende Worte: "So eine Partei, wie die FPÖ, brauchen wir nicht in der Regierung." Er erinnerte an zahlreiche "Einzelfälle", wie die Liederbuch-Affäre, Udo Landbauer und dergleichen. "Ich glaube nicht, dass sie so lange Zeit haben, bis ich das alles aufzähle, was da an Einzelfällen alles passiert ist." Deutsch vertraue auf die Wählerinnen und Wähler, dass sie am Ende des Tages "richtig wählen".

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