Volkshilfe-Umfrage
Lebensqualität armutsbetroffener Kinder drastisch gesunken

Jede/r fünfte Mutter oder Vater (21%) sieht die Lage seiner Kinder derzeit derart desaströs. | Foto: pixabay
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  • Jede/r fünfte Mutter oder Vater (21%) sieht die Lage seiner Kinder derzeit derart desaströs.
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Die Volkshilfe Österreich hat im Februar 2021 österreichweit 100 Familien befragt, die unter der Armutsgefährdungsschwelle leben, um die Lebensqualität ihrer Kinder in Coronazeiten zu beleuchten. Der Vergleich zum Vorjahr zeigt einen steilen Abwärtstrend, den es jetzt zu stoppen gilt. Die Volkshilfe fordert eine Kindergrundsicherung.

ÖSTERREICH. Mit ihrer aktuellen Umfrage gibt die Volkshilfe exklusive Einblicke in die Lage und Einschätzungen einer Gruppe, die sonst kaum gehört wird: armutsbetroffene Familien und ihre Kinder. Die österreichweite Befragung zeigt, dass aktuell doppelt so viele Eltern wie noch im vergangenen Sommer, die Lebensqualität ihrer Kinder mit einem „Nicht Genügend“ beurteilen. Jede/r fünfte Mutter oder Vater (21%) sieht die Lage seiner Kinder derzeit derart desaströs.

Sechs von zehn Kindern (61%) sind laut ihren Eltern einsamer als vor der Corona-Krise. Mehr als die Hälfte der Mütter und Väter (57%) schätzen ihre Kinder jetzt trauriger ein. Vergleicht man diese Zahlen mit einer aktuellen Studie der Universität Salzburg, wird deutlich, dass armutsbetroffene Kinder härter durch die Corona-Krise getroffen werden: Während in der allgemeinen Befragung der Uni Salzburg zwei von zehn Kindern trauriger und einsamer sind, liegt der Anteil im Segment der Armutsbetroffenen drei Mal so hoch. Dazu kommen noch jene 20 Prozent, die angeben, dass ihre Kinder bereits vor Corona traurig waren und sich das durch die Krise nicht verändert habe. Ein Wert, der die bereits vor Corona schlechte Lage von armutsbetroffenen Kindern illustriert.

Schlechte Noten für Arbeit der Regierung für armutsbetroffene Kinder

Gefragt danach, wie die armutsbetroffenen Familien die Maßnahmen der Regierung für ihre Kinder einschätzen, zeigt sich die Hälfte unzufrieden: 53 Prozent der Befragten benotet die Arbeit der Regierung mit einem Vierer oder Fünfer. Durchschnittlich geben die Menschen der Regierung die Note 3,6 für die Unterstützung von armutsbetroffenen Kindern und Jugendlichen in der Corona-Krise. Nur sieben Prozent vergeben ein Sehr Gut.

Das deckt sich mit einer aktuellen Umfrage des Instituts Karmasin Identity&Research im Auftrag der Regionalmedien Austria (RMA). Auch eine unterechte Verteilung der Krisenhilfe zuungunsten der Familien sehen laut dieser Studie die Befragten. Unter jenen 52,4 Prozent der Österreicher, die laut der aktuellen Karmasin-Umfrage eine ungerechte Verteilung bei der Krisenhilfe orten, finden sich besonders weit vorne die Burgenländer (56,1%), Wiener (55,9%) und Oberösterreicher (54%). 

Regierung erreicht viele armutsbetroffene Menschen nicht

Fragt man genauer zu den einzelnen Maßnahmen der Regierung nach, zeigt sich, dass viele armutsbetroffene Familien nicht ausreichend informiert wurden. So kennt die Hälfte der Befragten (49%) den Familienhärtefonds nicht. Von den übrigen 50 Prozent findet etwa ein Drittel die Einmalzahlung aus dem Familienhärtefonds zu gering. Die einmalige Verdoppelung der Familienbeihilfe hält rund ein Viertel (24%) für zu wenig. Zur Einrichtung eines Notbetriebs für Schulen sprach sich fast die Hälfte positiv aus (46%), allerdings gibt auch jede/r Fünfte an (19%), diese Maßnahme gar nicht zu kennen.

Forderung der Volkshilfe nach einer Kindergrundsicherung

„Man muss sich auch die Frage stellen, wie kommen Hilfen dort an, wo sie gebraucht werden. Eine Kindergrundsicherung, die automatisch ausbezahlt wird, nimmt diese Hürde und erreicht alle.“, hält Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich fest. „Einmalzahlungen und Härtefallfonds sind wichtige Instrumente zur akuten Armutsbekämpfung. Ohne nachhaltige Lösungen lassen wir aber 300.000 Kinder und Jugendliche in Österreich vorsätzlich zurück“, mahnt Fenninger abschließend.

Bist du auch für bessere Unterstützung der Familien in der Krise?
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