Caritas-Präsident
Michael Landau mahnt zu gesellschaftlichem Zusammenhalt

Caritas-Präsident Landau im Interview: "In der Corona-Krise ist viel von Abstand die Rede, wir brauchen aber auch von der Politik, und allen Menschen, mehr Anstand in der Gesellschaft." | Foto: Thomas Jantzen
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  • Caritas-Präsident Landau im Interview: "In der Corona-Krise ist viel von Abstand die Rede, wir brauchen aber auch von der Politik, und allen Menschen, mehr Anstand in der Gesellschaft."
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Nachdem Michael Landau rund um die Chat-Affäre um ÖBAG-Chef Thomas Schmid – es geht um den Verdacht des "Postenschachers" – eine Entschuldigung von Bundeskanzler Kurz gefordert hat, sprachen die Regionalmedien Austria (RMA) mit dem Caritas-Präsidenten über soziale Schwächen, die Krisenpolitik der Regierung und die Bedeutung der Auferstehung zum Osterfest.

ÖSTERREICH. Im RMA-Interview erkklärte Michael Landau, warum Vertrauen in die Politik gerade jetzt wichtig ist.

RMA: Herr Landau, Sie forderten eine Entschuldigung des Kanzlers rund um die Chat-Affäre.  Was genau stört Sie besonders in dieser Causa?

Michael Landau: Das war in einem "Saldo"-Interview schon vor einigen Tagen. Mich hat diese Affäre, wie viele andere Menschen im Land auch, irritiert, weil wir in Zeiten der dramatisch hohen Arbeitslosigkeit über die ungerechtfertigte Vergabe von hohen Posten diskutieren müssen, während hunderttausend andere Menschen verzweifelt nach Arbeit suchen. In einer solchen Situation brauchen wir doch zuallererst Vertrauen. Auch Vertrauen in einen Staat und seine Verantwortlichen, dass es ihnen im Verbund mit anderen Playern gelingt, die Krise und die Rekordarbeitslosigkeit zu bewältigen. In der Corona-Krise ist viel von Mindestabstand die Rede. Wir brauchen aber von der Politik, und insgesamt in der Gesellschaft, auch so etwas wie Mindestanstand. Besiegen können wir das Virus nur gemeinsam. Wir dürfen nicht alles Porzellan jetzt zerschlagen, sonst haben wir nach der Krise nur mehr Scherben, um den Tisch zu decken. Es gibt ja bereits viel Solidarität in dieser Krise. Diese gilt es zu fördern. 

RMA: Haben Sie das Gefühl, dass die Politik derzeit in einer Krise steckt?

Manöverkritik ist wichtig. Wir sollten uns wechselseitig aber nicht absprechen, das Beste zu wollen. Die Kritik muss auf das Ziel gerichtet sein, die Pandemie gemeinsam zu bewältigen und nicht, den eigenen Nutzen daraus zu schlagen. Der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn hat gesagt, wir werden einander am Ende der Krise viel verzeihen müssen. Wir sollten darauf achten, dass nicht zu viel zusammenkommt.  

RMA: Was ist Ihrer Meinung nach wichtig, um die Krise zu meistern?

Ich würde mir von der Bundesregierung ein Solidaritätsversprechen wünschen, dass diese Krise nicht auf Kosten der Schwächsten ausgetragen wird, nicht auf dem Rücken von Klein- und Mittelverdienern, Mindestpensionisten, kinderreichen Familien oder armutsbetroffenen Menschen. Das Jahr 2021 sollte ein Jahr der Wende werden, in dem wir als Einzelne und Gesellschaft lernen, besser zu kooperieren. Wir können die großen Aufgaben nur gemeinsam bewältigen, etwa Rekord-Arbeitslosigkeit oder den Kampf gegen die Pandemie.   

Sind  in Österreich christlich-soziale Werte verloren gegangen?

Ich denke, es braucht jetzt eine Überprüfung aller Versicherungs- und Sozialleistungen auf die Armutsfestigkeit hin. Dazu gehört auch die Reform der Sozialhilfe neu. Aber klar ist auch: Der beste Schutz gegen Armut ist Beschäftigung. Ich glaube, der Arbeitsminister ist an diesem Thema dran. 231.000 Kinder und Jugendliche in Österreich sind armutsgefährdet. Da ist es auch notwendig, bei der Bildung anzusetzen. Corona und die langen Phasen des "Distance Learning" haben bei vielen Kindern Bildungsnachteile verursacht. Und wir wissen: Bildung und Armut stehen in einem unmittelbaren Zusammenhang. Da ist über Parteigrenzen hinweg Handlungsbedarf. Die Gesundheitskrise ist längst zu einer sozialen Krise geworden, wie wir in unseren 53 Sozialberatungsstellen sehen. Der Sozialstaat hat sich in der Krise bewährt. Daraus sollten wir lernen. All das sind nicht zuletzt Fragen der Werte.   

Welche Botschaft wollen Sie zu Ostern den Menschen vermitteln?

Es geht um Zusammenhalt und Zuversicht. Ostern ist ein Fest der Hoffnung, gegen die Schwerkraft. Ich bin überzeugt, dass der Tag kommt, an dem die aktuelle Krise hinter uns liegt und wir gemeinsam zurückschauen können. An diesem Tag sollen wir sagen können, wir haben gemeinsam unser Bestes gegeben.

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Caritas-Präsident Landau im Interview: "In der Corona-Krise ist viel von Abstand die Rede, wir brauchen aber auch von der Politik, und allen Menschen, mehr Anstand in der Gesellschaft." | Foto: Thomas Jantzen
Die "Postenschacher-Affäre" rund um ÖBAG-Chef Thomas Schmid hat viele Österreicher irritiert", so Landau. | Foto: ÖBAG

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