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So sieht das Parlament am Ring nach Sanierung aus

Parlamentspräsident Wolfgang Sobotka im Bundesversammlungssaal mit den historischen Säulen und Figuren und der riesigen Glaskuppel. | Foto: RegionalMedien Austria
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  • Parlamentspräsident Wolfgang Sobotka im Bundesversammlungssaal mit den historischen Säulen und Figuren und der riesigen Glaskuppel.
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Im Jänner startet der parlamentarische Betrieb wieder im Parlament am Wiener Ring nach mehrjähriger Sanierung. Was alles neu ist.

ÖSTERREICH. Um das Bauwerk zu bewahren und fit für die Zukunft zu machen, wurde 2014 die Sanierung des Parlamentsgebäudes an der Wiener Ringstraße einstimmig beschlossen. Nach 130 Jahren beinahe ununterbrochenen Betriebs war das Hohe Haus am Ende seiner technischen Lebensdauer angelangt. Schäden und Mängel waren immer offensichtlicher geworden. 

Beschlossen wurde eine Rundumerneuerung des Parlaments nach den Plänen des Generalplanerteams Jabornegg & Pálffy_AXIS, das den Zuschlag nach einem europaweiten Auswahlverfahren erhielt. Seit 2017 sind die Arbeiten in Gange und wurden Ende 2022 beendet. 

Die feierliche Wiedereröffnung des Parlaments steht am 12. Jänner 2023 bevor. Am 14. und 15. Jänner finden zwei Tage der offenen Tür mit Führungen statt. 

Kosten für die Sanierung

Die Gesamtkosten belaufen sich auf 352 Millionen Euro (laut Parlamentsgebäudesanierungsgesetz), zzgl. 20 Prozent Mehrkosten, die im Jahr 2020 einstimmig beschlossen wurden, und 2-3 Prozent Risikoeinstellung (Empfehlung des BIG).

Nachhaltige Sanierung

In der Sanierung des Gebäudes griffen die Architekten Jabornegg & Pálffy die Konzepte der architektonischen Vorgänger Theophil Hansen sowie Fellerer & Wörle auf und verbanden sie mit den baulichen Mitteln der Gegenwart.

Neben der verbesserten Barrierefreiheit sowie Sicherheits- und Medientechnik wurde auch auf Nachhaltigkeit gesetzt. Unter anderem wurde das Haus an das Fernwärme- und Fernkältenetz angeschlossen, die Gebäudehülle gedämmt und 740 Fenster wurden thermisch saniert. Das Parlament ist somit das erste historische Gebäude, das das „klimaaktiv GOLD“-Zertifikat erhielt. Großen Wert bei der Renovierung legte das Planungsteam auf die thermische Sanierung, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. Außerdem entspricht das Gebäude den modernen Anforderungen an Brandschutz und Erdbeben­sicherheit. Alle Neuerungen und Sanierungsmaßnahmen fanden und finden unter Einhaltung der strengen Denkmal­schutzrichtlinien statt. 

Highlights der Sanierung

Zu den Highlights zählen:

  • der Nationalratssitzungssaal mit einem Fassungsvermögen von 223 Personen im Plenum, 100 Personen am Balkon sowie 180 Personen auf der Galerie. Die Abstände zwischen den Sitzen sind breiter geworden, die Sitzplätze sind nach einem flexiblen Stecksystem gebaut, sodass die Sitzordnung der Klubs je nach Bedarf auf die jeweiligen Mandatsverhältnisse abgestimmt werden kann. Die Plätze sind auf der Tischoberfläche mit versenk- bzw. hochfahrbaren 10''-Displays ausgestattet (für Audio-, USB-C-, und LAN-Anschluss). Der Boden hat eine geringe Neigung, und ist damit barrierefrei., der Saal ist rollstuhlgerecht erreichbar. Auf Balkon und Galerie sind rollstuhlfahrgerechte Sitzplätze vorhanden. Im gesamten Saal gibt es eine induktive Höranlage, die Segel an der Kuppel "verschlucken" Echo-Geräusche.
Glaskuppel über dem Sitzungssaal der Abgeordneten. | Foto: RegionalMedien Austria
  • Imposante, 550 Quadratmeter große Glaskuppel im Nationalratssaal, die einen neuen Blick auf den Himmel, und auf die Quadrigen erlaubt.. Die Glasfelder liegen auf einer Glitternetzschale, das Glas ist elektrochrom (Tageslicht, steuerbar, regulierbar). Die Architektur erlaubt einen neuen Rundgang für BesucherInnen mit schräger Glasfläche, die den Blick in den Saal freigibt.
  • der Bundesraatssaal, ehemaliger Budgetsaal umfasst 120 Personen, und ist ebenfalls barrierefrei und mit modernster Medientechnik ausgestattet. Die Möblierung ist fix, kann aber bei Bedarf abgebaut werden. Der Saal verfügt über Tageslicht und einem Balkon zur Reichsratstraße.
  • Im Saal wurden zwei von Hansen entworfene Radluster mit je 30 Lampen mit LED-Technik ausgestattet, und zwar in den Licht-, Glasdesign- und Metallbauwerkstätten im niederösterreichischen Ramingdorf bei Behamberg. Weitere rund 500 historische Luster wurden dort saniert. Im Gebäude gibt es insgesamt 106 von Hansen entworfene luster, die nun mit LED-Technik nachgerüstet wurden.
  • Die beiden Ausschusslokale (Fassungsvermögen 130 bzw. 250 Personen) wurden barrierefrei gemacht und sind für Veranstaltungen nutzbar.
  • Dachbereich: Die Dachfläche von rund 8.000 m2 barg das größte Potential für räumliche Erweiterungen, bis dahin waren dort Dachböden. NEuer Besucherumgang über dem Natonalratssaal, Workshop-Flächen für die Demokratiewerkstatt, zwei Multifunktionsflächen, .Restaurantbereich, Dachterrassen (ca 400 m2; Ausblick auf die Wiener Innenstadt, und Skulpturenschmuck der Dachlandschaft). 
  • Die vier neuen Haupttreppenhäuser ermöglichen schnellere Wege im Haus und lassen gleichzeitig mehr Tageslicht in die unteren Stockwerke dringen. Anordnung in den früheren Innenhöfen, Fluchtstiegen, welche Gebäude vom Keller bis zum Dach verbinden. 

Adler in Oberösterreich saniert

Mächtig thront der 650 Kilogramm schwere, aus getriebenem Stahl von Rudolf Hoflehner gefertigte Adler im renovierten Nationalratssitzungssaal. Nach seiner aufwendigen Sanierung in Oberösterreich kehrte der 2,8 Meter große Adler an seinen alten Platz über dem Rednerpult zurück. Zum ersten Mal von natürlichem Sonnenlicht angestrahlt, das von der neuen Glaskuppel aus kommt.

Die Wandverkleidung ist aus Walnuss-Furnier. Die Idee, rechts und links vom Adler Kunstwerke von Heimo Zobernig anzubringen, wurde von der Opposition abgelehnt.

Der 650 Kilogramm schwere, aus getriebenem Stahl von Rudolf Hoflehner gefertigte, 2,8 Meter große Adler im renovierten Nationalratssitzungssaal | Foto: RegionalMedien Austria
  • Der 650 Kilogramm schwere, aus getriebenem Stahl von Rudolf Hoflehner gefertigte, 2,8 Meter große Adler im renovierten Nationalratssitzungssaal
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Öffentlich zugängliche Bereiche

Als architektonischer Leitgedanke zieht sich die Öffnung des Gebäudes durch die gesamte Planung: So wurden zusätzliche Bereiche für die Öffentlichkeit erschlossen – darunter auch neu geschaffene wie:

  • das erweiterte BesucherInnenzentrum unterhalb der Säulenhalle im Erdgeschoß mit Auditorium und Ausstellungsbereich (900 m2 groß)
  • der großzügige Gastronomiebereich im Dachgeschoss neben der Glaskuppel mit dem öffentlich zugänglichen Restaurant Kelsen,
  • die neuen, 400 m2 großen Dach­terrassen. Die neue Besucher­galerie ermöglicht Führungen auch während der Sitzungstage und lädt Besucherinnen und Besucher ein, am parlamentarischen Geschehen teilzunehmen.

Gastronomie in Parlament

Insgesamt 800 m2 Gastronomiefläche samt ca. 400 m2 Terrassen:

  • Restaurant Kelsen, in dem unter der Woche abwechslungsreiches Essen angeboten wird. Mittags gibt es ein Menü aus zwei oder drei Gängen.
  • Cantina: Ähnliches Speiseangebot wie das Restauraunt, mit Selbstabholung vom Buffet bzw. der Ausgabe.
  • Bistro: Frühstück, süße und salzige Kleinigkeiten aus der Vitrine, kleine warme Speisen für Zwischendurch. Das Bistro ist das Herzstück des Kelsen.
  • Café Agora: Erste Anlaufstelle für Gäste zwischen Bibliothek und Besucherbereich Agora. Treffpunkt für den Morgencafé und Ruhezone nach dem Besuch im Ausstellungsbereich.
  • Cafeteria: Angrenzend an den Nationalratssaal mit salzigen und süßen Snacks, Erfrischungen und Kaffee an den Sitzungstagen.
Die wertvollen Engelsfiguren. | Foto: RegionalMedien Austria

Historische Fakten zum Parlament

Das Österreichische Parlament (der höchste Punkt ist 33 Meter hoch - die Flügelspitze der Quadrigenlenkerin Nike) wurde Ende des 19. Jahrhunderts im Zuge der Errichtung der Wiener Ringstraße von Theophil Hansen im griechisch klassischen Stil (Wiener Schule, Neo Renaissance) entworfen.

Seit der ersten Nationalratssitzung 1883 steht das Parlament an der Ringstraße wie kein anderes Gebäude des Landes für Demokratie. Aber auch die beste Bausubstanz muss alle paar Dekaden einer umfassenden Sanierung unterzogen werden – die letzte Generalüberholung erfolgte in den 1950ern.

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