Corona-Netzwerke
Telegram-Kanäle verbreiten weiterhin Verschwörungstheorien

Die Corona-Protestbewegung treibt auf Telegram-Kanälen weiterhin ihr Unwesen und verbreitet gefährliche Verschöwungstheorien. | Foto: fotokerschi.at
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Über den Messengerdienst Telegram werden nach wie vor Corona-Verschwörungstheorien verbreitet. Das stellte die Bundesstelle für Sektenfragen bei einer Untersuchung von 287 Kanälen fest. Geteilte Inhalte richten sich häufig gegen Minderheiten, etablierte Medien und politische Institutionen. Das "Protestnetzwerk" versammle dabei eine heterogene Gruppe, die neben Verschwörungstheoretikern auch Rechtsextremisten, Esoteriker oder parteipolitische Akteure beinhaltet.

ÖSTERREICH. Eine aktuelle Studie der Bundesstelle für Sektenfragen dokumentiert erstmals, wie sich während der COVID-Pandemie auf dem Messengerdienst Telegram eine digitale Gegenöffentlichkeit in Österreich formiert hat, in der bis heute Verschwörungstheorien und Rechtsextremismus verbreitet werden. Geteilte Inhalte richten sich häufig gegen Minderheiten, etablierte Medien und politische Institutionen. "Auch wenn die Zahl der Aufrufe zurückgegangen ist, bleibt auf Telegram ein Netzwerk bestehen, das nach wie vor ein demokratiegefährdendes Potenzial aufweist und in dem Hass auf Minderheiten geschürt wird", sagte Studienautor Felix Lippe. 

Heterogenes Netzwerk aus Rechtsextremen und anderen

Für die aktuelle Studie hat sich die Bundesstelle von Jänner 2020 bis September 2023 287 öffentliche Telegram-Kanäle, die primär Corona-Protestbewegung zugeordnet werden können, angesehen. Zum Vorschein kam dabei eine heterogene, aber zugleich stark miteinander verwobene Gemeinschaft, die neben Verschwörungstheoretikern auch Rechtsextremisten oder Esoteriker in sich versammelt.

So umfasst das untersuchte Netzwerk etwa auch Kanäle, die dem rechtsextremen Aktivisten Martin Sellner oder sogenannten "alternativen Medien" wie "Report24", "Info-Direkt" und "AUF1" zuzurechnen sind. Im Netzwerk repräsentiert waren außerdem politische Player wie die Impfgegner-Partei MFG oder die FPÖ. 

Verschwörungserzählungen über Eliten und Minderheiten

Ob es sich um die COVID-19-Pandemie, den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine oder den Klimawandel handelt: Krisen würden im Netzwerk häufig mit Verschwörungstheorien erklärt. So gebe es etwa die Idee von einer globalen Elite, die solche Krisen gezielt nutzen oder gar künstlich erschaffen würde, um totalitäre Maßnahmen umzusetzen und die Bevölkerung unterdrücken zu können. Medien und Politik würden mit dieser Elite unter einer Decke stecken, so die Erzählung. Den Menschen würde so Angst gemacht, hält Studienautor Philipp Pflegerl fest. 

Während die Zahl der Aufrufe der Kanäle zuletzt wieder etwas abgenommen hat – im April 2023 gingen sie auf vier Millionen zurück – seien die in den Kanälen verbreiteten Themen indes diverser geworden. Neben Corona wird etwa über den russischen Angriffskrieg in der Ukraine - in der Regel mit russlandfreundlicher Haltung –, den Klimawandel, Asyl und Migration oder LGBTIQ-Personen gepostet. Überhaupt würden sich die Poster in den Kanälen oft gegen Minderheiten, aber auch Massenmedien, Politiker und politische Institutionen richten und diese delegitimieren. 

"Auch wenn die Zahl der Aufrufe zurückgegangen ist, bleibt auf Telegram ein Netzwerk bestehen, das nach wie vor ein demokratiegefährdendes Potenzial aufweist und in dem Hass auf Minderheiten geschürt wird", so Lippe.

Präventive Maßnahmen empfohlen

Unterstützt wird das Forschungsprojekt, deren erste Ergebnisse nun in dem Bericht veröffentlicht wurden, vom Bundeskanzleramt. Im Rahmen des Projekts soll außerdem ein Online-Monitoring-System zu Entwicklungen im Bereich Verschwörungstheorien im digitalen Raum aufgebaut werden. Ein ständiges Monitoring dieser Diskurse wäre wichtig, meinte Ulrike Schiesser, Geschäftsführerin der Bundesstelle für Sektenfragen, gegenüber der Austria Presse Agentur (APA). Sie empfiehlt zudem präventive Maßnahmen im Bereich Medienkompetenz. Diese dürfe aber nicht nur in Schulen stattfinden, da sich in den Telegram-Kanälen vielfach Personen ab 40 Jahren aufhalten.

Soziale Netzwerke selbst könnten mit Strategien wie "Deplatforming", dem Ausschließen bestimmter Personen aus Sozialen Netzwerken, reagieren. Schließlich seien Rechtsextreme und Corona-Maßnahmengegner vor allem deshalb auf Telegram gelandet, weil sie in anderen sozialen Medien gesperrt wurden, erklärten Lippe und Schiesser. 

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