Umfrage IG Freie Theaterarbeit
Was Künstler am Theater wirklich wollen
Um einen Überblick über die Art der Beschäftigung und der Sozialversicherung von freischaffenden Künstlern und Kulturschaffenden zu gewinnen und ein Stimmungsbild bezüglich alternativer Beschäftigungs- und Sozialversicherungsmöglichkeiten in der freien Szene einzuholen, führte die IG Freie Theaterarbeit im März 2021 eine großangelegte Umfrage durch. Damit sollen künftige Bedürfnisse abgedeckt werden.
ÖSTERREICH. Was wollen Schauspieler, was Choreographen oder Tänzer? An der Umfrage "WAs Ihr wollt" nahmen 514 Künstler und Kulturschaffende teil. Die Ergebnisse werden der IG Freie Theaterarbeit dienen, Schwerpunkte in ihrer politischen Agenda zu setzen und ihr Beratungsangebot auf die Bedürfnisse der freien Kunst- und Kulturschaffenden anzupassen.
Ein Viertel wünscht sich feste Anstellung
Die Mehrheit der Antworten kam von Schauspielern (69,5%), gefolgt von Regisseuren (26,3%), Performern (25,3%), Choreografen (12,3%) und Tänzern (14,4%). Der Fragebogen wurde von 68 Prozent Frauen ausgefüllt und spiegelt damit die reale Beschäftigungssituation nach Geschlechtern in der freien Szene (und die Mitgliederstruktur der IG Freie Theaterarbeit) wider.
Fazit der IG Freie Theaterarbeit
Durch die Umfrageergebnisse werde deutlich, dass es kein einheitliches Beschäftigungsbild der Akteure der freien Szene gibt, so die IG. Die absolute Mehrheit der Künstler arbeiten aus eigenem Wunsch in der freien Szene. Und zwar „aus Überzeugung und künstlerischen Gründen“. Selbstständiges Arbeiten, Anstellungen und Mehrfachbeschäftigungen seien nach wie vor Usus, wobei die selbstständige Form nach wie vor überwiege. Dementsprechend seien auch die Versicherungsträger – SVS oder ÖGK – zu ungefähr gleichen Teilen vertreten. Allerdings: Mehr als Drittel der Befragten gebe an, zu wenig über die einzelnen Versicherungen zu wissen. Und beinahe alle wünschen sich eine Kranken- und Arbeitslosenversicherung ab dem ersten Tag.
Freie Dienstverhältnisse
Fast 80 Prozent der Befragten gaben an, aus Überzeugung und künstlerischen Motiven in der freien Szene tätig zu sein, mehr als 24 Prozent wünschen sich ein festes Engagement an einem Theater/Haus oder einer Kompanie. 13 Prozent gaben an, auf einen anderen Job als Haupteinnahmequelle angewiesen zu sein. Mehr als 80 Prozent der Befragten arbeitet selbstständig (Werkvertrag), gut 46 Prozent arbeiten in Anstellung (Dienstvertrag), während etwa ein Viertel mit freiem Dienstvertrag beschäftigt ist. Rund 65 Prozent der Befragten arbeiten sowohl selbstständig als auch in Anstellung.
Knapp 64 Prozent sind bei der Sozialversicherungsanstalt der Selbständigen (SVS) versichert, während 42 Prozent bei der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) versichert sind. Etwa 16 Prozent sind sowohl bei der ÖGK als auch der SVS versichert (Mehrfachversicherung).
"Großer Informationsbedarf vorhanden"
Auf die Frage nach einem bevorzugten Versicherungsträger für all ihre künstlerischen Einkünfte antworteten fast 37 Prozent, dass sie sich zunächst über Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Versicherungsträger informieren müssten. Mehr als 30 Prozent würden sich für die SVS entscheiden, während rund 22 Prozent die ÖGK bevorzugen. Etwa acht Prozent aller Befragten gaben an, dass für sie eine Mehrfachversicherung in Ordnung sei, während knapp elf Prozent jener, die sowohl bei der SVS als auch der ÖGK versichert sind, angaben, mit der Mehrfachversicherung zufrieden zu sein.
Ulrike Kuner, Geschäftsführerin der IGFT: "Wir stellen vor allem fest, dass es einen großen Wunsch nach eigenständiger künstlerischer Arbeit in der freien Szene gibt. Aber auch einen großen Informationsbedarf bezüglich der Vertragsformen und der Versicherungsmodelle - und was wie im Einzelfall abgedeckt wird. Es kann sein, dass in den künstlerischen Ausbildungen bislang nicht ausreichend Wert auf das professionelle Leben abseits der Bühne gelegt wird, oder dass die Künstler*innen sich für ihre Rechte, ihre Pflichten, ihre Sozialversicherungen und ihre Möglichkeiten erst interessieren, wenn sie in den Berufsalltag einsteigen und mit der Realität konfrontiert werden. Es gibt einen großen Handlungs- und Informationsbedarf und wir werden auch in Zukunft unsere Beratungsleistungen für die Künstler*innen der freien Szene entsprechend weiter ausbauen. 2020 haben wird 3.200 Menschen beraten, und 2021 ist die Nachfrage bereits noch einmal deutlich gestiegen“.
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