Nach Mateschitz' Tod
Die ungewisse Zukunft des Red Bull-Imperiums

Nachdem am Samstag bekannt wurde, dass Dietrich Mateschitz verstorben war, stellen sich einige Fragen wie es mit Red Bull und dessen Firmenbeteiligunen in Zukunft weitergeht. | Foto: Ripu
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  • Nachdem am Samstag bekannt wurde, dass Dietrich Mateschitz verstorben war, stellen sich einige Fragen wie es mit Red Bull und dessen Firmenbeteiligunen in Zukunft weitergeht.
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Nach dem Bekanntwerden des Ablebens von Dietrich Mateschitz stellen sich mehrere Fragen. Unter anderem wie es nun mit dem "Red Bull"-Imperium weitergeht. Wer an der Unternehmensspitze nachfolgt, entscheidet der thailändische Haupteigentümer von Red Bull. Darauf folgen Fragen zur Zukunft der konzerneigenen Medienhäuser und den Aktivitäten in der Sportbranche.

ÖSTERREICH. Gründer Mateschitz hielt am Ende noch 49 Prozent an Red Bull. Mehrheitseigentümer ist die Unternehmerfamilie Yoovidhya, deren Holding T.C. Agrotrading ebenfalls 49 Prozent des Konzerns hält und weitere zwei Prozent das Familienoberhaupt Chalerm Yoovidhya.

Handlungsfrei trotz Minderheit

Trotz Verteilung der Anteile durfte Mateschitz beinahe uneingeschränkt Entscheidungen im Red Bull-Konzern treffen. Sein Vertrag soll laut "Presse" auf Lebenszeit gelaufen sein. Im Falle einer Abberufung solle dies nur mit einer Zweidrittelmehrheit möglich gewesen sein. Bei grundlegenden Entschlüssen wie Kapitalveränderungen, Liquidation und Fusionen hätten die Mehrheitseigentümer über eine Sperrminorität – das Verhindern eines Beschlusses trotz Minderheit – verfügt.

Obwohl Dietrich Mateschitz nicht Mehrheitseigentümer von Red Bull war, ließ der thailändische Geschäftspartner in bei fast allem frei entscheiden. | Foto: Ripu
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Bedeutendste Marke Österreichs

Geht es um die wirtschaftliche Sicht hätte ebenso wenig für eine vorzeitige Abberufung gesprochen. Eine Erhebung der internationalen Beraterfirma Brand Finance betitelt Red Bull mit einem Wert von beinahe sechs Milliarden Euro als wertvollste Marke des Landes. Im weltweiten Vergleich ist es sogar die drittwertvollste Getränkemarke. Nur Coca-Cola und Pepsi haben einen größeren Wert. Bereits vor 16 Jahren übersprang man zum ersten Mal die Marke von drei Milliarden verkauften Dosen weltweit. 2021 waren es nach Angaben des Unternehmens sogar 9,8 Milliarden Dosen.

2021 konnten 7,8 Milliarden Euro Jahresumsatz verzeichnet werden. Das Marketing-Budget machte 2020 mehr als 1,6 Milliarden euro aus. Laut der "Presse" hat das Unternehmen mit Sitz in Salzburg einen "komfortablen Eigenkapitalspolster" und benötigt keine Bankkredite. Der Erfolg des Unternehmens machte Mateschitz einem der reichsten Menschen der Welt. Sein Vermögen von rund 27,4 Milliarden Dollar verschaffte ihm Platz 51 in der Forbes-Reichenliste 2022. In Immobilien wurde besonders viel investiert: Dem "Kurier" zufolge sind 30 Schlösser, Hotels und Restaurants in seinem Besitz.

Thailändischer Energy-Drink nach Europa geholt

Seinen Ursprung fand der Energy-Drink Red Bull in Thailand. Als Mateschitz im Zuge einer Dienstreise in Asien auf das Getränk stoß, erkannte er das Potenzial. So entstand der Beschluss das Aufputschgetränk auch in Europa auf den Markt bringen. Gemeinsam mit der thailändischen Herstellerfamilie Yoovidhya gründete er das Unternehmen und erwarb die Lizenzrechte am Getränk "Krating Daeng", was auf englisch übersetzt "Red Bull" bedeutet. Neben dem Namen wurde auch das Logo mit den beiden roten Stieren vor einer Sonne übernommen. Diese Zusammenarbeit besteht nun seit fast 40 Jahren.

Wer übernimmt Führung?

Nun startet allerdings die Suche nach einem Nachfolger durch den thailändischen Mehrheitseigentümer. Die "Sonderstellung" von Mateschitz kann nämlich nicht weiter vererbt werden, heißt es in einer Onlineausgabe des Wirtschaftsmagazins "Trend". Darin wird ein Insider bzw. eine Insiderin zitiert: "Es gibt keine Nebenabreden, deshalb bestimmen ab sofort die Thailänder." Die "Presse" meint, es sei "undenkbar", dass die Yoovidhyas Mateschitz' 30-jährigen Sohn Mark als Geschäftspartner akzeptieren würden. "Sowohl ein externer CEO (…) als auch ein Manager aus der Welt der Yoovidhyas sind vorstellbar", liest man im "Trend"-Magazin.

Sohn Mark Mateschitz wird laut Insider wohl nicht durch die Yoovidhyas als Geschäftspartner akzeptiert werden. Eine externe Postenbesetzung sei hingegen denkbar. | Foto: GEPA pictures
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20 Firmenbeteiligungen

Die Nachfolge entscheidet auch darüber, wie es in der Zukunft mit anderen Konzernaktivitäten wie dem Sportsponsoring weitergeht. Schon 1987 sponserte der Getränkehersteller einen Slazburger Eishockeyverein. Darauf folgten Engagements in der Formel 1 – Alpha Tauri und Red Bull – und im Fussball. Besonders wichtig war es stets in Trend- und Extremsportarten zu investieren. Die bekanntesten Red-Bull Athletinnen und Athleten sind Ski-Legende Lindsey Vonn, Marcel Hirscher, Snowboarderin Anna Gasser und Fussballer Neymar.

Insgesamt kann man eine Beteiligung Red Bulls an 20 Firmen zählen: Zwei Formel-1-Teams, Fußballclub Salzburg und Leipzig, die Red Bull Media House GmbH sowie einen meteorologischen Dienst, eine Modefirma und ein Logistiker.

Extremsport als Hauptakteur der Videos

Mit 440 Millionen Euro Umsatz ist das Red Bull Media House neben dem ORF der zweitgrößte Medienkonzern Österreichs. Mehr als 1.000 Beschäftigte, ServusTV, Streamingplattform redbull.com und verschiedene Magazine sind hier nennenswert. Der YouTube-Kanal von Red Bull zählt in Österreich zu einen der am häufigsten abonnierten Kanäle.

Die Videos, die sich besonders mit den Themen Extremsport und Lifestyle beschäftigen, gelten als wichtiges Marketingwerkzeug. Mit dem Stratosphärensprung von Felix Baumgartner vor zehn Jahren erreichte man ein Millionenpublikum. Es dürfte viel Geld in die Video- und Medienproduktion gesteckt werden. Der "Standard" schätzt den "Marktumsatz" des red Bull Media House auf 60 bis 70 Millionen Euro pro Jahr. Die restlichen 370 bis 380 Millionen kämen laut "Standard" aus dem Red Bull- Konzern. Offizielle Daten des Unternehmens wurden bisher allerdings noch nicht veröffentlicht.

Mögliche Stiftungslösung gesichert

In welchem Ausmaß und welcher Ausrichtung die Medienaktivitäten weitergeführt werden, werden Mateschitz' Erben mit den Mehrheitseigentümern klären müssen. Die "Lieblingsmedien", wie Servus TV, könnten durch eine "Stiftungslösung" durch Mateschitz abgesichert worden sein. Derartige Spekulationen hätten der Vergangenheit bereits die runde gemacht, heißt es im "Standard". Allerdings sei eine solche Lösung bisher nicht im Firmenbuch ersichtlich, heißt es weiter.

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