Flughafen-Vorstand Günther Ofner über die dritte Landepiste in Wien-Schwechat

"Die Beschäftigten in unserem Unternehmen und in den anderen Betrieben sind zum Teil richtig entsetzt." Günther Ofner über die Stimmung am Flughafen nach dem verhängten Ausbaustopp | Foto: Arnold Burghardt
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  • "Die Beschäftigten in unserem Unternehmen und in den anderen Betrieben sind zum Teil richtig entsetzt." Günther Ofner über die Stimmung am Flughafen nach dem verhängten Ausbaustopp
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Wie ist denn nach dem Nein des Bundesverwaltungsgerichts zum Bau der dritten Landepiste die Stimmung hier am Flughafen?
GÜNTHER OFNER: Die Beschäftigten in unserem Unternehmen und in den anderen Betrieben sind zum Teil richtig entsetzt. Sie fragen sich natürlich, was das in Zukunft für ihr Unternehmen und ihre Jobs vor allem aber auch zukünftigen Jobs bedeuten könnte.

Von wie vielen betroffenen Menschen sprechen wir eigentlich?

Beim Flughafen selbst sind rund 5.000 Menschen beschäftigt. Dazu kommen weitere rund 15.000 Beschäftigten in den 250 Betrieben, die hier am Standort tätig sind. Inklusive aller Zulieferbetriebe sind es 60.000 Jobs, die vom Flughafen Wien/Schwechat abhängen.

Es geht also nicht nur um den Flughafen allein.
Die negativen Auswirkungen ohne dritte Landebahn und die damit verbundenen Wachstumseinschränkungen gehen weit über den Flughafen hinaus. Es geht um die Zukunft des Standorts Österreich.

Klingt dramatisch?
Nur ein Beispiel: Allein die niederösterreichische Industrie erzeugt 14 Milliarden an Wertschöpfung pro Jahr, fast 40 Prozent werden exportiert und nahezu die Hälfte davon per Luftfahrt. Jede künftige Einschränkung wäre dramatisch für die Arbeitsplätze.

Wie gehen Sie gegen das Nein des Bundesverwaltungsgerichts jetzt eigentlich vor.
Wir werden bis Mitte März eine sogenannte außerordentliche Revision bei der obersten Instanz, also beim Verwaltungsgerichtshof, einreichen. Vielleicht auch noch zusätzlich beim Verfassungsgerichtshof.

Wie lang hat das Höchstgericht dann Zeit?

Das obliegt dem Gericht. Die Höchstgerichte sind da frei.

Laut Bundesverwaltungsgericht ist die hohe CO2-Belastung der Grund für das Nein. Wie werden Sie da bei der Revision argumentieren?
Es ist völlig falsch, dass der CO2-Ausstoß reduziert wird, wenn wir hier die dritte Piste nicht bauen. Die Flugzeuge würden dann in München, in Lubljana oder in Bratislava starten und landen. Und die Österreicher, die dann dort hinfahren müssten, würden ja zusätzlich CO2 erzeugen. Und wissen Sie, was der Witz bei der Sache ist....?

..nicht wirklich....
....dass wir die CO2-Emissionen hier am Standort in den letzten drei Jahren um 20 Prozent reduziert haben. Den Energieverbrauch haben wir um 12 Prozent reduziert. Und wir haben uns ein Investitionsprogramm von 30 Millionen Euro vorgenommen, um weitere Umweltmaßnahmen schon jetzt vorzunehmen, beispielsweise durch riesige Photovoltaikanlagen und Elektromobilität. Das ist natürlich alles in Frage gestellt.

Die Grünen wollen die dritte Piste nach Bratislava verlegen.
Das ist eine Schnapsidee. Das entlastet nicht die Spitzenstunden am Morgen und am Abend, keine Fluglinie würde das tun. Und die Transferzeit läge bei drei Stunden. Das wäre also völlig absurd. Und wie schon gesagt: Es würde trotzdem keine CO2-Entlastung stattfinden aber wir würden dafür hier Jobs verlieren.

Was, wenn auch der Verwaltungsgerichtshof Nein sagt?
Das wäre es dann. Der Flughafen würde als Unternehmen zwar weiterleben aber zukünftig nur noch den Kapazitätsmangel verwalten. Nach dem Kompromiss im größten Mediationsverfahren Europas könnte es keinen zweiten Anlauf geben.

Was würde alles passieren?
Es ist ja schon etwas passiert. Zehn Umlandgemeinden hätten bei einem positiven Bescheid noch heuer 60 Millionen aus dem Umweltfonds bekommen, um Maßnahmen zur Standortverbesserung durchzuführen. Daraus wird jetzt leider nichts.

Und welche langfristigen Folgen hätte ein endgültiges Aus für die dritte Piste?
Allein Wien zählt über 300 zentrale Niederlassungen von internationalen Konzernen, die ihrerseits rund 28.000 Menschen beschäftigen. Für die ist eine rasche Tagesflugverbindung etwa nach Osteuropa schlichtweg die Geschäftsgrundlage. Die würden mit der Zeit sicher abwandern. Fluglinien würden hier nicht weiter investieren und schließlich würden massenhaft Jobs verloren gehen. Eine 3. Piste könnte 30.000 Jobs bringen.

Und wenn der Verwaltungsgerichtshof doch noch grünes Licht gibt...?
Dann geht die Sache zurück an das Bundesverwaltungsgericht.

Also an jenes Gericht, das jetzt Nein gesagt hat.
Korrekt.

Danke für das Gespräch.

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