Corona-Lockerungen
Gastronomie wenig erfreut über Schanigarten-Öffnung

- Schanigärten sollen ab dem 27. März geöffnet werden. Die Stadt Wien legt am Dienstag dafür ein eigenes Konzept vor. Geplant sind öffentliche Schanigärten.
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In der heimischen Gastronomie ist die Enttäuschung nach dem Corona-Gipfel der Regierung am Montag groß. Der Verband Österreichischer Nachtgastronomen (VÖNG) fordert nun einen Runden Tisch mit der Bundesregierung.
ÖSTERREICH. Zufrieden ist die Gastronomie nach den gestern Montag verkündeten Öffnungsschritten nicht. Ab dem 27. März soll der Betrieb nur in Gastgärten möglich, sein ausgenommen Vorarlberg. Vorausgesetzt, das Infektionsgeschehen spielt bis dahin mit. Die heimische Nachtgastronomie ist mittlerweile seit einem Jahr geschlossen. "Selbst, wenn man hervorragend gewirtschaftet hat, ist es unmöglich einen Betrieb über ein Jahr hinweg ohne adäquater finanzieller Unterstützung des Staates am Leben zu erhalten“, sagt Stefan Ratzenberger, Obmann des Verbandes Österreichischer Nachtgastronomen in einer Aussendung am Dienstag.
An Öffnung denke derzeit kein Nachtgastronom, aber an eine Perspektive und die "Hoffnung wirtschaftlich zu überleben und nicht in allen Entscheidungsprozessen ausgeblendet zu werden“, so Ratzenberger.
Wien will öffentliche Schanigärten einrichten
Auch die Gastronomen vermissen eine Perspektive. Die Stadt Wien ließ man am Dienstag mit dem Vorschlag aufhorchen, ab dem 27. März öffentliche Schanigärten einrichten zu wollen, um Gastronomen zu unterstützen, die keinen Gastgarten haben. Das kündigte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Dienstag an. Die Idee: Auf definierten Plätzen sollen Gastronomen unter bestimmten Sicherheitsbedingungen ihre Kunden bedienen dürfen. Es sei besser, "dass sich Menschen reguliert und unter Einhaltung der Corona-Regeln treffen, als auf privaten Feiern oder unreguliert, wo die Ansteckungsgefahr höher ist“, so Ludwig. Vorbilder für die Gastronomie im Freien auf öffentlichen Plätzen sollen das „Film Festival“ am Rathausplatz oder der „Kultursommer“ sein. Wo genau diese Plätze sein werden, ist aber noch unklar.
Der Obmann der Wiener Gastronomie, Peter Dobcak, befürchtet trotz der Maßnahme, dass "die Wiener Gastlichkeit vor dem Aus" steht. Viele Details seien offen, nur wenige könnten die Lockerung nutzen. Auch seien sehr viele Fragen zu den Schanigärten noch offen, etwa ob sie vergrößert werden können und wie die Toilettenbenutzung im Innenraum gestaltet ist.
Köstinger: Städte und Gemeinden sollen Gebühren erlassen
Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) forderte am Dienstag die Städte und Gemeinden auf, die Gebühren für Gastgärten zu erlassen. "Mehrere Städte haben das schon getan, es wäre wichtig, dass alle Kommunen dieses Signal setzen und damit ihren Gastronomen das Aufsperren ihrer Gastgärten erleichtern", so Köstinger.
Bei den Gastronomen befürchten hingegen viele, um staatliche Coronahilfen umzufallen, wenn sie jetzt ihre Gastgärten öffnen. Das teilweise Aufsperren lohne sich nicht. Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) beruhigte am Dienstag, es gehe nicht um formale Schließungen, sondern darum, wie stark der Umsatzrückgang sei. "Die Höhe des Ausfallsbonus und die Höhe des Fixkostenzuschusses bemisst sich ja am Rückgang des Umsatzes",so Blümel.
Branche in Kärnten verärgert
Verärgert zeigte sich am Dienstag Kärntens Tourismuswirtschaft, die sich von der gestrigen Pressekonferenz der Bundesregierung Klarheit erhofft hatte. „Noch immer ist völlig unklar, wann unsere Betriebe öffnen dürfen. Wir wissen genauso viel wie zuvor“, so Stefan Sternad, Obmann der WK-Fachgruppe Gastronomie. Für ihn ist der Vorschlag, vorerst nur Schanigärten öffnen zu wollen, absurd und nicht praktikabel. Ein kleiner Hoffnungsschimmer sei die Tatsache, dass regionale Entwicklungen nun stärker berücksichtigt werden. Aber derzeit bringe das Kärnten nichts, bedauert Sternad: „In den vergangenen Monaten ist in unserem Bundesland entsetzlich viel schiefgelaufen. Noch im Sommer waren wir Musterschüler, heute sind wir Schlusslicht.“ Mehr dazu im folgenden Beitrag.
Kritik an Schanigarten-Öffnung
Kritik an den geplanten Lockerungen und der Schanigarten-Öffnung kam aus der FPÖ. Für Tourismussprecher Gerald Hauser ist der Regierungsbeschluss "für diese Branche ein weiterer herber Rückschlag" der "für viele Betriebe den endgültigen Todesstoß bedeuten" werde. "Die gestern angekündigten Pseudo-Öffnungen werden der Gastro-Branche jedenfalls keinen Nutzen bringen“, urteilte FPÖ-Obmann Mario Kunasek. Es sei nach wie vor unklar, was mit den zahlreichen Gastronomiebetrieben passiere, die keinen Gastgarten haben oder mit jenen, die in Einkaufszenten liegen. Die FPÖ lehne Eintrittstestungen weiter ab, betonte Kunasek.
Auch der Präsident der Wirtschaftskammer Burgenland zeigt sich am Dienstag enttäuscht: „Bei unseren Betrieben herrscht Frustration und Enttäuschung“, so Präsident Peter Nemeth. „Unsere Betriebe sind keine Gefährder. Ganz im Gegenteil. Ihre Sicherheits- und Präventionskonzepte sind vorbildlich". Dass die Zahlen jetzt steigen, könne nicht an der Hotellerie und Gastronomie liegen, "denn hier war ja bekanntlich zu“, so Nemeth.


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