Forschungsinitiative zeigt
Immigration für Österreich wesentlich

Die Auswirkungen der Immigration aus der Ukraine nach Österreich, können derzeit noch nicht genau festgestellt werden – sicher ist aber, ohne Immigration wird die heimische Wirtschaft leiden.  | Foto: Loebell/APA/picturedesk.com
3Bilder
  • Die Auswirkungen der Immigration aus der Ukraine nach Österreich, können derzeit noch nicht genau festgestellt werden – sicher ist aber, ohne Immigration wird die heimische Wirtschaft leiden.
  • Foto: Loebell/APA/picturedesk.com
  • hochgeladen von Barbara Schuster

Die "explore!"-Initiative, eine der größten privaten Forschungsinitiativen Österreichs, hat am Donnerstag gemeinsam mit der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) erste Studienergebnisse über globale Migrationsströme präsentiert. Mithilfe eines Modells sollen künftig genaue Migrationsprognosen erstellt und verschiedene Szenarien durchgespielt werden können.

ÖSTERREICH. Was die Drittmittel-Förderung von Universitäten betrifft, hinke Österreich im internationalen Vergleich hinterher, erklärt einer der "explore!"-Initiatoren. Die Förderinitiative hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Situation zu verbessern und stellt heimischen Universitäten über insgesamt zehn Jahre elf Millionen Euro für wissenschaftliche Projekte zur Verfügung. Nach dem Start Anfang 2021 wurden nun gemeinsam mit der WU-Wien erste Studienergebnisse einer Forschungsgruppe, die sich mit globaler Migration beschäftigt, präsentiert.

Von links nach rechts: Harald Badinger (Vizerektor WU-Wien), Wolfgang Hofer (Vorstandsmitglied der B&C Privatstiftung), Michael Tojner (Unternehmer), Jesús Crespo Cuaresma (Prof. WU) | Foto: APA/Tanzer
  • Von links nach rechts: Harald Badinger (Vizerektor WU-Wien), Wolfgang Hofer (Vorstandsmitglied der B&C Privatstiftung), Michael Tojner (Unternehmer), Jesús Crespo Cuaresma (Prof. WU)
  • Foto: APA/Tanzer
  • hochgeladen von Dominique Rohr

Modell für Prognosen und Szenarien

Universitätsprofessor Jesús Crespo Cuaresma erforscht gemeinsam mit seinem Team an der WU-Wien Migrationsströme sowie deren Effekte auf den Wirtschaftsstandort Österreich. Unter anderem ging das WU-Team der Frage nach, ob und inwiefern man Migrationsströme modellieren und künftig auch prognostizieren kann. Dabei stellten sich Faktoren wie geografische Distanz, Infrastruktur und die ökonomische Situation als wesentlich für die Entscheidung, in bestimmte Länder zu immigrieren, heraus.

Das Modell kann so treffsichere Prognosen über künftige Migrationsströme ermöglichen. Ebenfalls können mithilfe des Modells künftig unterschiedliche Szenarien durchgespielt werden, erklärt Cuaresma. So könne man zum Beispiel anhand von Deutschland sehen, dass ohne Immigration nicht nur die Bevölkerung deutlich schrumpfen würde, sondern auch das Bruttoinlandsprodukt, so der Volkswirt. Für Österreich prognostiziert er ein ähnliches Szenario – auch hier wäre die Fertilitätsrate ohne Migration extrem niedrig, was sich wiederum negativ auf das Bevölkerungswachstum und auf das BIP auswirken würde.

"Die Auswirkungen von Kriegen, politischer Instabilität, wie wir sie jetzt zum Beispiel in der Ukraine sehen, oder Naturkatastrophen erfordern natürlich unterschiedliche Modellierungsrahmen. Aber das Modell lässt sich immer wieder auf aktuelle Weltgeschehnisse anpassen und somit in der Praxis, beispielsweise für Standortentscheidungen von Unternehmen, anwenden." Jesús Crespo Cuaresma

Auswirkungen auf Österreich

Nach Abschluss der ersten makroökonomischen Forschungsphase will sich das Team künftig mehr auf Österreich konzentrieren. In den letzten 20 Jahren seien viele Menschen nach Österreich immigriert, deren geografische Verteilung sowie Motive für die Immigration an die jeweiligen Orte sollen dementsprechend Gegenstände der weiteren Studien sein. 

Vor dem Hintergrund der Migration will sich die Studie auch mit den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf den Wirtschaftsstandort Österreich auseinandersetzen. Derzeit gäbe es allerdings noch zu wenige Daten bzw. ersichtliche Effekte, um Genaueres festzustellen, so der Studienleiter.

Was aber bereits jetzt gesagt werden kann, ist, dass es sich bei den Schutzsuchenden aus der Ukraine um eine sehr selektierte Gruppe handelt. Wenn man die Ukraine betrachtet, hätten mehr Menschen eine tertiäre Ausbildung als in Österreich, so der Wirtschaftsexperte. Auch seien in den vergangenen Wochen und Monaten vor allem Frauen und Kinder geflohen. Was das künftig für Österreich bedeute, müsse abgewartet werden – immerhin wisse man noch nicht, wie viele Menschen tatsächlich auch langfristig bleiben werden, erklärt Cuaresma.

Informelle Migrationshürden 

Grundsätzlich gäbe es, was die Migration betrifft, noch viele Hindernisse – sogar innerhalb Europas, erklärt der Volkswirt. So könnten beispielsweise nicht homogenisierte Pensions- oder Sozialversicherungssysteme wesentliche Hürden sein. Michael Tojner, Unternehmer und "eXplore!"-Gründungsmitglied, prangert vor allem die informellen Migrationshürden in Österreich an. Gerade in der jetzigen Situation zeige sich, dass Menschen aus der Ukraine sehr lange auf Antworten der zuständigen Behörden warten müssen. 

Für den Wirtschaftsstandort Österreich sei das problematisch, erläuterte der Unternehmer. Blicke man in die USA, so könne man sehen, dass 50 Prozent der börsennotierten Hightech-Unternehmen von Migrantinnen und Migranten gegründet wurden. Menschen, die aus einem anderen Land  kommen, seien ganz wesentlich für eine Volkswirtschaft, betonte Trojner.

An der Flüchtlingspolitik von Bund und Ländern wurde in den letzten Wochen und Monaten mehrfach scharfe Kritik geäußert – u. a. war die Rede vom "Bürokratiechaos".
 | Foto: BMI/Karl Schober
  • An der Flüchtlingspolitik von Bund und Ländern wurde in den letzten Wochen und Monaten mehrfach scharfe Kritik geäußert – u. a. war die Rede vom "Bürokratiechaos".
  • Foto: BMI/Karl Schober
  • hochgeladen von Dominique Rohr

Mehr zum Thema:

Geflüchtete aus Ukraine bringen Bewegung ins Arbeitskräfteangebot
Scharfe Kritik an österreichischer Flüchtlingspolitik
Ukraine-Vertriebene warten auf "Blaue Karte"
Wo es in Österreich Anlaufstellen für Ukraine-Vertriebene gibt
"Sind auf 200.000 Ukraine-Vertriebene vorbereitet"
Die Auswirkungen der Immigration aus der Ukraine nach Österreich, können derzeit noch nicht genau festgestellt werden – sicher ist aber, ohne Immigration wird die heimische Wirtschaft leiden.  | Foto: Loebell/APA/picturedesk.com
Von links nach rechts: Harald Badinger (Vizerektor WU-Wien), Wolfgang Hofer (Vorstandsmitglied der B&C Privatstiftung), Michael Tojner (Unternehmer), Jesús Crespo Cuaresma (Prof. WU) | Foto: APA/Tanzer
An der Flüchtlingspolitik von Bund und Ländern wurde in den letzten Wochen und Monaten mehrfach scharfe Kritik geäußert – u. a. war die Rede vom "Bürokratiechaos".
 | Foto: BMI/Karl Schober

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

W S T St K V B

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Österreich auf MeinBezirk.at

Neuigkeiten aus deinem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

MeinBezirk auf Facebook: MeinBezirk.at/Österrreichweite Nachrichten

MeinBezirk auf Instagram: @meinbezirk.at


Video einbetten

Es können nur einzelne Videos der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Playlists, Streams oder Übersichtsseiten.

Abbrechen

Karte einbetten

Abbrechen

Social-Media Link einfügen

Es können nur einzelne Beiträge der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Übersichtsseiten.

Abbrechen

Code einbetten

Funktionalität des eingebetteten Codes ohne Gewähr. Bitte Einbettungen für Video, Social, Link und Maps mit dem vom System vorgesehenen Einbettungsfuntkionen vornehmen.
Abbrechen

Beitrag oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Foto des Tages einbetten

Abbrechen

Veranstaltung oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.