137.000 offene Stellen
Maßnahmen gegen die Krise am Arbeitsmarkt

Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber müssen Jobs in der Gastronomie attraktiver machen.  | Foto: AMS / DoRo Filmproduktion
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Mit dem Beginn der Pandemie ist auch der Arbeitsmarkt in eine Krise gestürzt. Viele Menschen haben wegen den Einschränkungen ihren Job nicht mehr ausüben können. Jetzt, mehr als zwei Jahre später, stehen wir vor dem nächsten Problem. Die Zahl der offenen Stellen ist seit Monaten auf einem Rekordhoch. Mehr und mehr Tätigkeitsfelder werden zu Mangelberufen.

ÖSTERREICH. In Österreich gibt es aktuell rund 137.000 offene Stellen. Im Gegensatz dazu sind so viele Menschen in einer Beschäftigung wie schon seit 1945 nicht mehr. Im Juli waren lediglich 296.647 Personen ohne Job oder in einer Schulung. Damit liegt die Arbeitslosenquote im Moment bei 5,6 Prozent. Das Problem der Arbeitslosigkeit hat sich also im Laufe der Pandemie gewendet. 

Personalnot in Gastronomie, Handel, Pflege und Schulen

Für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber in bestimmten Branchen ist es kaum möglich, neues Personal zu finden. Vor allem die Bereiche Pflege, Gastronomie, Handel sowie die Flugbranche und Schulen klagen über Personalnot. Früher sind Menschen beim AMS Schlange gestanden. Jetzt ist es eher so, dass sich Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber in eine Schlange offener Stellen einreihen. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Generation "Babyboomer" geht in Pension

Zum einen sind viele Menschen nach den Lockdowns nicht mehr in ihre Branche zurückgekehrt. Außerdem kommt in den kommenden Jahren eine riesige Pensionierungswelle auf Österreich zu. Grund dafür: Die geburtenstarken Jahrgänge werden 60 Jahre alt. Gleichzeitig gibt es ein enormes, nicht vorhersehbares Wirtschaftswachstum. Expertinnen und Experten haben ihre Prognosen bereits angepasst. Das jetzige Wachstum liege bei vier Prozent. Ein sensationeller Wert, sagt AMS-Chef Johannes Kopf.

Aktuell gibt es ein enormes, nicht vorhersehbares Wirtschaftswachstum. Die Prognosen liegen im Moment bei vier Prozent. Ein sensationeller Wert, sagt AMS-Chef Johannes Kopf. | Foto: AMS/Petra Spiola
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16.000 zusätzliche Angestellte im Bereich Digitalisierung

Im Vergleich zum Zeitraum vor der Pandemie sind deshalb 120.000 Personen zusätzlich in einer Beschäftigung. Im Bereich der Digitalisierung sind 16.000 Menschen dazugekommen. In der Baubranche liegt die Zahl bei 15.000 zusätzlichen Arbeiterinnen und Arbeitern. Im Tourismus hat sich der Wert hingegen kaum verändert. 

In Ländern wie Bulgarien, Ungarn, Deutschland und Tschechien wächst die Wirtschaft noch stärker als bei uns. Österreich sei für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus dem Ausland deshalb weniger attraktiv, erklärt Anna Daimler von der Gewerkschaft Vida. 

Arbeitslosengeld könnte reduziert werden

Um die vielen offenen Stellen zu besetzen, gibt es mehrere Ideen. Eine davon wäre, das Arbeitslosengeld zu reduzieren. Viele Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber berichten, dass über das AMS vermittelte Bewerbungsgespräche zwar stattfinden, dort aber viele Menschen ehrlich zugeben, dass sie nicht wirklich nach einer Arbeit suchen, weil sie mit dem Arbeitslosengeld auskommen würden. Eine Studie hat ergeben, dass die Motivation, einen Job zu finden, viel größer ist, wenn das Arbeitslosengeld etwa nach drei Monaten reduziert wird. Für die Gewerkschaft ist das ein völlig falscher Einsatz. Sie befürchten, dass dadurch noch mehr Menschen in die Armut rutschen. 

Jobs müssen attraktiver werden

Laut AMS-Chef Kopf müssen aber auch Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber die Arbeit einfach attraktiver machen. Gerade junge Menschen sind oft nicht mehr gewillt, Vollzeit beschäftigt zu sein. Aber auch die Themen Entlohnung, Planbarkeit der Arbeitszeiten und Unterkunft sowie Verpflegung spielen in gewissen Bereichen eine große Rolle. In Österreich gelten etwa 350.000 bis 400.000 Menschen am Arbeitsmarkt als stille Reserve. Dazu zählen vor allem Frauen mit Kindern. Für sie müsste das Angebot der ganztägigen Kinderbetreuung dringend ausgebaut werden. Dann wären auch sie für den Arbeitsmarkt verfügbar. 

Ab 2024 wird außerdem das Regelpensionsalter für Frauen angepasst. Für sie steigt das Antrittsalter dann pro Jahr um ein halbes Jahr. Fest steht: Um die vielen offenen Stellen zu besetzen, sind sicherlich mehrere Maßnahmen notwendig.

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