Neuer Vorschlag
Momentum Institut legt Modell für Gaspreisbremse vor

Über eine Million der Haushalte in Österreich heizen mit Gas. Geht es nach dem gewerkschaftsnahen Momentum Institut, soll daher künftig auch der Grundverbrauch von Gas gedeckelt werden | Foto: Pixabay
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  • Über eine Million der Haushalte in Österreich heizen mit Gas. Geht es nach dem gewerkschaftsnahen Momentum Institut, soll daher künftig auch der Grundverbrauch von Gas gedeckelt werden
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Nicht nur der Preis für Strom, sondern auch der für Gas steigt enorm an. Erst diese Woche sorgte ein Lieferstopp aus Russland für eine regelrechte Preisexplosion am Gasmarkt. Bei den Haushalten kommt diese erst verzögert an – umso wichtiger erscheint es, darauf vorbereitet zu sein. Dementsprechend hat das Momentum Institut nun – ähnlich zur Strompreisbremse – ein Modell für eine Gaspreisbremse vorgeschlagen.

ÖSTERREICH. Über eine Million der Haushalte in Österreich heizen mit Gas, dennoch sind hier derzeit noch keine Entlastungsmaßnahmen geplant. Geht es nach dem gewerkschaftsnahen Momentum Institut, soll künftig auch der Grundverbrauch von Gas gedeckelt werden. Ein Verbrauch bis zu 5.000 kWh pro Jahr soll dann zum Vorjahrespreis von 3,4 Cent pro Kilowattstunde abgegeben werden. Das entspricht in etwa dem Durchschnittsverbrauch einer 35 m2 großen Wohnung bzw. etwas weniger als 50 Prozent eines Einpersonenhaushalts. 

Da die Haushaltsgröße für den Gasverbrauch beim Heizen aber ausschlaggebend ist, soll auch diese – anders als bei der Strompreisbremse – bei der Preissetzung berücksichtigt werden. Für Mehrpersonenhaushalte sieht das Modell daher eine Grundmenge von 7.500 kWh pro Jahr vor – der Verbrauch darüber hinaus würde dem Marktpreis unterliegen. Ab einer gewissen Obergrenze soll es dann sogar einen Aufschlag geben – so würde nebenbei auch ein Energiesparanreiz geschaffen werden.

Energiesparanreiz durch Aufschlag

Ob das Heizschwammerl laufen muss, sollte man sich diesen Winter zweimal überlegen, betont Joel Tölgyes, Klima- und Energieökonom am Momentum Institut. Dementsprechend soll durch die Preisbremse auch ein Energiesparanreiz gesetzt werden: Werden mehr als 5.000 kWh verbraucht, sollen Haushalte für diesen zusätzlichen Verbrauch zunächst einmal den Marktpreis zahlen. Übersteigt der Verbrauch aber eine bestimmte Obergrenze – über 12.500 kWh bei Einpersonen- bzw. 18.750 kWh bei Mehrpersonenhaushalten –, soll ein Aufschlag von 25 Prozent anfallen.

"Uns muss klar sein: Das Gas wird knapp. Wir müssen sicherstellen, dass niemand im Winter frieren muss. Aber Gas darf diesen Winter nicht mehr verschwendet werden." Joel Tölgyes, Klima- und Energieökonom am Momentum Institut 

Soziale Staffelung vorgesehen

Zudem sieht die vorgeschlagene Preisbremse eine soziale Staffelung vor: Armutsgefährdete Haushalte wären demnach von dem beschriebenen Aufschlag für Vielverbrauch ausgenommen. Daneben bekämen sie einen höheren preisgedeckelten Grundverbrauch – 7.500 kWh bzw. 11.250 kWh bei Mehrpersonenhaushalten – zugestanden.

Das Momentum Institut erklärt hierzu: "Besonders von den steigenden Heizkosten getroffen werden die rund 100.000 energiearmen Haushalte in Österreich. Das sind Haushalte mit niedrigen Einkommen und hohem Energieverbrauch aufgrund von schlecht gedämmten Wohnungen." Die soziale Staffelung soll sicherstellen, "dass auch solche Haushalte ausreichend entlastet werden".

Sozial treffsicher

Da Haushaltsgröße und Einkommen bei der Preissetzung berücksichtigt werden, wirke die vorgeschlagene Gaspreisbremse sozial treffsicher, betont das Institut. Für Haushalte mit den niedrigsten Einkommen würde sich die Gasrechnung um 1.156 Euro verringern, bei Haushalten mit den höchsten Einkommen sind es lediglich 667 Euro weniger, rechnet die Denkfabrik vor.  

"Die Gasrechnung wird sich für viele Haushalte im kommenden Winter verdoppeln. Das bedeutet schon einmal Mehrkosten von rund 900 Euro. Eine Preisbremse für den Grundbedarf kann diese Kostenanstiege drücken." Joel Tölgyes 

Gasheizungen vor allem im Osten

Rund eine Million Haushalte – das ist mehr als jeder vierte – würden in Österreich mit Gas heizen. Am höchsten sei der Anteil in Wien, hier heizen rund 45 Prozent der Haushalte mit Gas – in Niederösterreich und dem Burgenland sind es jeweils etwa ein Drittel. Neben der Ost-Region verzeichnet laut dem Institut Vorarlberg mit 34 Prozent eine ähnlich hohe Gasabhängigkeit unter Haushalten. In Kärnten hingegen würden lediglich fünf Prozent der Haushalte mit Gas heizen, in der Steiermark rund elf Prozent. 

Heizungstausch unterstützen

Etwa die Hälfte der Haushalte mit Gasheizung wohne zur Miete und hätte dadurch keinen Einfluss auf einen Heizungstausch hin zu einer klimafreundlichen, kostengünstigen Alternative, so das Momentum Institut. Eine etwaige Gaspreisbremse sei daher vor allem für Mieterinnen und Mieter wichtig, da diese den steigenden Heizkosten nicht ausweichen könnten, erklärt Tölgyes.

Zugleich plädiert der Klima- und Energieökonom dafür, den Heizungstausch schneller voranzutreiben – "durch Anreize, die bei Vermieterinnen und Vermietern ansetzen und einem Vorziehen des Verbots von Gasheizungen". 

Günstiger als Strompreisbremse

Die Kosten für einen Gaspreisdeckel veranschlagt das Momentum Institut bei 770 Millionen Euro, das sei deutlich weniger als der Strompreisdeckel kostet – diesbezüglich erwartet die Regierung Kosten in Höhe von drei Milliarden Euro. Noch nicht in die Kosten der Gaspreisbremse eingerechnet sind allerdings die Fernwärme-Kundinnen und -Kunden, die ebenfalls großteils indirekt über Gas beheizt werden, erklärt das Institut.

"Die Versorgung an lebensnotwendigen Grundbedürfnissen muss leistbar bleiben. Neben Strom gehört auch das Heizen dazu. Mit einer Gaspreisbremse würde die Regierung eine Million Haushalte vor exorbitant steigenden Heizkosten bewahren." Joel Tölgyes, Klima- und Energieökonom am Momentum Institut

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