Schlechte Chancen in Österreich
Sozialer Aufstieg dauert fünf Generationen

Ist man das Kind einkommensschwacher Eltern, stehen in Österreich die Chancen auf den sozialen Aufstieg noch immer schlecht.  | Foto: Pixabay
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Berufschancen und Vermögen werden in Österreich großteils von einer zur nächsten Generation vererbt.

ÖSTERREICH. Ob der soziale Aufstieg gelingt, hängt vom Gehalt des Vaters ab. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie im Auftrag des Sozialministeriums. Die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder von Vätern mit niedrigem Verdienst in den oberen Bereich aufsteigen, liegt in Österreich nur bei 15 Prozent und damit unter dem OECD-Durchschnittswert (17 Prozent).

Ist man hingegen bereits in eine einkommensstarke Familie geboren, wird man mit hoher Wahrscheinlichkeit (42 Prozent) selbst viel verdienen. "Ein beträchtlicher Teil des sozioökonomischen Erfolgs oder Misserfolgs wird von einer zur nächsten Generation vererbt", schreiben die Autoren von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im ersten Teil der Studie.

Die Studie zeigt weiter, dass es hierzulande durchschnittlich fünf Generationen braucht, um vom untersten Zehntel bis zum Durchschnittseinkommen aufzusteigen. Das liegt ebenfalls unter dem OECD-Schnitt. Im Ländervergleich schneidet Dänemark am besten ab- dort dauert der Aufstieg nur zwei Generationen.

Negative Folgen für die Wirtschaft

Ein wichtiger Faktor ist das Bildungsniveau: Das Bildungsergebniss junger Menschen in Österreich werde stärker vererbt, als dies im OECD-Durchschnitt der Fall sei, so die Forscher.

Die Nationalbank-Experten Pirmin Fessler und Martin Schürz zeigen in Teil 2 der Studie, dass es um die Chancen, Vermögen anzuhäufen, ähnlich steht. Demzufolge kommt, wer einen Akademiker als Großvater hat, auf ein Haushaltsvermögen von rund 470.000 Euro netto. Bei einer Fachkraft als Großvater, sind es nur 220.000 Euro. Im Falle einer Hilfskraft weniger.

Die geringen Aufstiegschancen haben negative Konsequenzen für die Wirtschaft: "Wenn Menschen aus sozial schwachen Verhältnissen nicht dieselben Möglichkeiten zur Entfaltung ihrer Talente erhalten wie Menschen aus privilegierten Familien, ist dies nicht nur ungerecht, sondern schmälert auch das Wirtschaftswachstum", schreiben die OECD-Experten Michael Förster und Sebastian Königs.

Die OECD empfiehlt, in vier Bereichen anzusetzen: 

  • Österreich liegt bei der Betreuung der Allerjüngsten hinter vielen OECD-Ländern zurück. Die Teilnahme an frühkindlicher Betreuung, vor allem der Besuch von Kleinkindergruppen (Krippen) und Kindergärten würde wichtige Impulse zur Aufstiegsmobilität geben. 
  • Junge Menschen in Österreich schneiden in der Schule und auf dem Arbeitsmarkt insgesamt relativ gut ab. Die Quoten für frühzeitige Schulabgänge seien aber hoch. Die Experten empfehlen, die frühzeitige Trennung der Kinder in Gymnasiasten und Hauptschüler zu hinterfragen.  
  • Drittens müssen die Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt verringert werden.
  • Viertens: Der Sozialstaat biete relativ guten Schutz vor Einkommenseinbrüchen, doch die stark auf eine Oberschicht konzentrierten Vermögen beeinträchtigten die Chancengleichheit. Eine Erbschaftssteuer fehlt.

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