Kennzeichnung in der Speisekarte
Wirtinnen und Wirte reden Klartext

Neun Wirtinnen und Wirte wurden zur Herkunftskennzeichnung befragt. | Foto: Alin Andersen
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Wo Österreich drauf steht, ist Österreich drin - die mögliche Einführung einer Kennzeichnungsverordnung sieht eine verpflichtende Angabe der Lebensmittelherkunft in Speisekarten vor. MeinBezirk.at holte die Meinungen österreichischer Gastwirtinnen und Gastwirte zu dem Thema ein – Fazit: Es ist umstritten.

ÖSTERREICH. Mehr Transparenz für Konsumentinnen und Konsumenten - heißt es von Seiten des österreichischen Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft. Ab 1. September 2023 tritt die Verordnung in Kraft, dass die Herkunft von Fleisch, Milch und Eiern in Großküchen und Kantinen klar gekennzeichnet sein muss.

Nach mehreren Vorfällen mit Salmonellen und Billig-Hühnerfleisch-Debakeln steht auch die verpflichtende Lebensmittelkennzeichnung in den Speisekarten zur Debatte. Österreichische Wirtinnen und Wirte sind in Bezug auf die mögliche Einführung der Herkunftskennzeichnung gespaltener Meinung. Innerhalb einer Umfrage von MeinBezirk.at wurden insgesamt neun Gastronomen aus ganz Österreich zu den Chancen und Herausforderungen einer möglichen Inkraftsetzung der Herkunftsverordnung befragt. 

Verpflichtende Lebensmittelkennzeichnung in den Speisekarten steht zur Debatte. | Foto: Mika Baumeister
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Aufwand versus Mehrwert

Gerade in der Gastronomie kämpft man oftmals mit Personalmangel, Küchenausfällen oder langen Arbeitszeiten. Dabei findet der zusätzliche "Papierkram", wie die genaue Anführung der Lebensmittelherkunft in den Speisekarten, nicht bei jedem Wirt oder Wirtin Anklang. Diese weitere Belastung sehen einige der befragten Gastronomen kritisch: "Wir müssen eh schon so viel tun, mehr geht auf keinen Fall!", heißt es vom "Gasthof Jägerwirt" in Oberösterreich. Bei "Mein Wirtshaus" in Niederösterreich ist man der gleichen Meinung: "Für noch mehr Bürokratie in der Speisekarte sind wir nicht zu haben. Was soll der Gastwirt denn noch alles machen?"

Andere Gastronomiebetriebe nehmen eine mögliche Herkunftsimplementierung eher gelassen: "Ich weiß was ich einkaufe und dann kann ich das auch draufschreiben", lautet die Antwort aus dem Gasthof Berghof in Tirol. Den Erfahrungen der Gastronomen zufolge wird die angeführte Herkunftskennzeichnung auf den Speisekarten von den Gästen sehr geschätzt: "Die Gäste bezahlen es gerne, weil sie wissen, es wird ehrlich gekocht."

Eine Herausforderung sieht der Eigentümer des Wiener Würstelstandes "Zum scharfen Renè" bei jenen, die häufig den Lieferanten wechseln und ihre Produkte von verschiedenen Produzenten beziehen: "Wenn ich immer wieder wo anders einkaufe, wird das kompliziert mit der Speisekarten-Erstellung. Es gibt viele, die günstig irgendwo unterschiedlich einkaufen, die haben es dann vermutlich schwerer."

Keine Schnitzel aus China

In Hinblick auf den Einkauf von österreichischen Produkten sind sich die befragen Wirtinnen und Wirte einig. Insgesamt soll weniger Billigfleisch importiert und mehr auf österreichische Qualität gesetzt werden. "Das muss jeder selbst entscheiden, ob er sein Schnitzelfleisch aus China kauft oder nicht, aber ein Schnitzel aus China einzukaufen und in einem österreichischen Gasthaus zu verkaufen, und zu meinen, es sei von hier, ist einfach unfair", kritisiert man im "Gasthof Berghof" in Tirol.

Gastwirte einige: Weniger Billigfleisch, mehr österreichische Qualität | Foto: Figlmüller
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"Da soll lieber der Großhandel klar deklarieren, von wo das Produkt herkommt und die Sachen nicht vom Ausland beziehen, sondern unsere österreichische Qualität verkaufen. Ich muss auch beim Einkauf auf gute Qualität schauen, sonst isst mir das der Gast nicht", äußert man sich "Mein Wirtshaus" in Niederösterreich.

Chancen in der österreichischen Gastronomie

Der Großteil der befragten Gasthäuser stimmt zu, dass eine Kennzeichnungspflicht zu einer deutlichen Qualitätssteigerung in der österreichischen Gastronomie führen würde. "[...], weil sich dann die Spreu vom Weizen trenne, wenn man mit seiner Qualität den Preis rechtfertigen kann. "Dann ist es selbsterklärend, warum ein gewisses Produkt so oder so viel kosten muss", erklärt man uns im "Restaurant Brauenstein" im Burgenland. Gasthäuser wären demnach mehr animiert bei österreichischen Bauern einzukaufen, als ausländische Billigprodukte zu beziehen. 

Kennzeichnungspflicht führe zu einer Qualitätssteigerung | Foto: MNStudio/PantherMedia
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Das Gasthaus Figlmüller in Wien legt in allen seinen Gasthäusern ebenfalls einen großen Wert auf Regionalität und sieht auch einen Vorteil für die heimische Bauern und die Landwirtschaft. Dennoch komme es auch auf die Kategorie an, in welcher sich der Gastronom aufgrund von Lage und Gästeklientel platzieren muss. In Bereichen, wo es für Betriebe nicht möglich sei, in höheren Preiskategorien einzukaufen, habe das in der Speisekarte angeführte billigere Schweinefleisch aus Polen dann eher einen etwas negativen Beigeschmack bei den Gästen, zeigt man im Gasthaus Figlmüller in Hinblick auf die Herkunftskennzeichnung auf.

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