Asylwerber sind auch Menschen

Evelyne und Harry Oosten, Helmut Stanek setzt auf Deutsch-Kentnisse
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Wie es wohl ist, unter Bedrohung des eigenen Lebens von seiner Familie getrennt zu werden und in ein fremdes Land fliehen zu müssen, in dem man weder die Sprache versteht noch sein eigenes Geld verdienen kann und dafür auch noch schräg angeschaut wird...

Wir haben uns dieser Frage gestellt und die 27 Herren im Heso Resort von Evelyn und Harry Oosten in Großradl besucht, die aus Syrien, dem Irak und aus Afghanistan flüchten mussten und hier auf die Gewährung von Asyl warten.

"Das Zusammenleben mit den Männern ist überhaupt kein Problem, es geht besser als gedacht", betont Evelyne Oosten und ihr Mann ergänzt: "Wichtig ist, dass wir eine sinnvolle Beschäftigung arrangieren können. Dank der Initiative einzelner, engagierte Bürgerinnen und Bürger aus Eibiswald und Umgebung werden Deutsch-Kenntnisse vermittelt, Wanderungen unternommen und es wird Fußball gespielt. So haben wir Helmut Stanek zu einer Unterrichts-Einheit für die deutsche Sprache ins Heso Resort begleitet.

Vorbereitung auf die Einvernahme

Vor allem die Einvernahme zur Abklärung der weiten Vorgehensweise und zum Erhalt der Green-Card, mit der man auch verpflichtet ist, eine Arbeit zu finden, ist für die Asylwerber ein besonders wichtiger Akt. Die Familie Oosten begleitet die Asylwerber zu dieser Einvernahme in Graz als umsichtige Vertrauenspersonen.

Zum besseren Verständnis der Fragen bei der Einvernahme bereitet Hermann Zatyko die Herren auf diese Einvernahme in deutscher Sprache schon vor, während Michaela Croy die Neuankömmlinge betreut und Ruth Trinkler auch einen Analphabeten betreut.

Wanderungen und Kulinarium

Einmal im Monat unternimmt Hans Peßl eine Wanderung, "Damit die Jungs die Gegend kennen lernen".
"Eine neue Idee zum besseren Kennenlernen mit unserer Bevölkerung sind gastronomische Wochenenden", freut sich Evelyne Oosten über die ersten gelungenen Pizza-Wochenenden, an dem sich Bayan Ahmad schon einmal als Pizza-Bäcker geschickt angestellt hat. Bashir Almedani, ebenfalls aus Syrien, hat sich dabei als Kellner bewährt. Er hat IT studiert - das Zertifikat dazu ist bereits auf Deutsch übersetzt worden und an ihn gegangen. "Ich möchte unbedingt Deutsch lernen", betont er, seine Familie ist derzeit in Damaskus.
An den weiteren Wochenenden werden syrische Spezialitäten gereicht, um auch diese Kultur zu vermitteln.

Integration über die Jugend

Ein wichtiger Punkt ist auch die Erstellung eines edukativen Programmes für Schulen in Österreich über die Situation der Asylwerber, womit in der HAK und Hasch gestartet werden soll. "Somit wollen wir über die Jugendlichen auch die Eltern in diesen Prozess um mehr Verständnis einbeziehen", hofft Harry Oosten, der solche Praktiken aus Holland als Erfolgsmodell zur Integration kennt.
Andererseit sollen auch die Asylwerber über eine Film mehr über Österreich sowie steirische Produkte kennen lernen.

Was die Asylwerber besonders bewegt und belastet?

"Das warten auf die Einvernahme ist verlorene Zeit für uns", so Abdul Salam Husein aus Palästina, der Bodenkultur studiert hat und seine Familie in Syrien zurücklassen musste. Abdul ist aus Syrien vertrieben worden, weil er zum Militär sollte, was er aber verweigert hat. "Ich möchte doch den Menschen helfen und nicht sie töten. Deshalb musste ich gehen. Das System in Österreich mit dieser Auswahl-Möglichkeit ist da besser."

Und sie alle hoffen, ihre Familien aus der Ungewissheit und zum Schutz vor den vielen Gefahren nach Österreich holen zu können, um hier eine neues Leben zu beginnen.
So auch Fahim Safi, der Sicherheitsmann in einem großen Hotel in Afghanistan gewesen ist. Er musste unter Bedrohung seines Lebens durch die Taliban das Land verlassen. "Wenn ich nicht zu den Taliban ginge, wäre ich ihr Feind", so Fahim Safi und zog Fotos seiner kleinen Buben heraus, die bei seiner Flucht erst 8 Monate und 6 Jahre alt sind. Die Polizei hat ihn nach Österreich gebracht. Auch seine Frau, sowie Vater und Mutter warten auf weitere Nachrichten von ihm.

Ahmad Hussein ist ebenfalls aus Palästina über Syrien nach Österreich, also nach Großradl gelangt. Er ist Maschinen Kontrolleur. "Ich habe jetzt ein gutes Gefühl in Österreich. Seit dem Vortrag im Eibiswalder Pfarrheim sind die Leute freundlicher geworden."
Das bestätigt auch Asadallah Salahi aus Afghanistan, der hier bereits neue Freunde gefunden hat. Er ist bereits seit drei Monaten hier und hat auch schon das Interview für das Asyl hinter sich. Salahi war bei der Armee-Einheit der NATO. Über Skype ist er mit seiner Familie in Verbindung "Aber ich habe Angst um sie, es gibt keine Sicherheit mehr in Afghanistan." Bei einer kleinen Führung zeigt er mir auch die Zimmer, die sehr sauber sind. Asadallah Salahi: "In unserem Heimathaus war es auch immer sehr schön, ich halte deshalb auch hier alles sauber."

Mit dem Deutsch-Unterricht geht es jetzt wieder weiter, wobei Khaled, ein Englich Lehrer aus Syrien, als Übersetzer hilft. Auch er hat drei Kinder und eine Frau, die er sehr vermisst und versucht, sie zu sich, nach Österreich, zu holen.

Am Abend geht es dann zum Fußball-Spiel mit Notar Hannes Koren und Kinderarzt Max Haidvogl im Turnsaal der Neuen Mittelschule.

Ich verabschiede micht von jedem sehr herzlich und freue mich, diese Erfahrung gemacht zu haben und den Einen oder Anderen einmal im Ort anzutreffen. "Dann gemma was trinken".

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