Bezirk Deutschlandsberg liegt deutlich unter der Flüchtlingsquote

Bloß ein Gerücht: In der "Steinervilla" in Pölfing-Brunn sollen keine Asylwerber untergebracht werden. | Foto: Hans Noack
  • Bloß ein Gerücht: In der "Steinervilla" in Pölfing-Brunn sollen keine Asylwerber untergebracht werden.
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Während der anhaltende Flüchtlingsstrom in ganz Österreich wie auch Europa weiterhin Thema ist, ist der Bezirk Deutschlandsberg sicher nicht einer der „Hotspots“ der Flüchtlingskrise. Die geographische Nähe zum stark frequentierten Grenzübergang in Spielfeld ist durchaus gegeben (die Luftlinie von Spielfeld-Šentilj zur östlichen Grenze des Bezirks beträgt nicht einmal 25 Kilometer), einen deutlichen Zustrom an Asylwerbern bekommt man in der Weststeiermark aber nicht zu spüren. Die Gründe mögen unterschiedlich sein, Flüchtlinge ziehen weiter in Großstädte oder gleich nach Deutschland, werden von den zuständigen Ämtern in Ballungszentren untergebracht oder es fehlt einfach an verfügbaren Kapazitäten im Bezirk. Die Zahlen geben jedenfalls einen klaren Einblick in die regionale Asylsituation: Laut Bezirkshauptmannschaft sind derzeit insgesamt 414 Asylwerber im Bezirk Deutschlandsberg beheimatet. Rechnet man die bundesweit vorgegebene Quote von 1,5 Prozent der Bevölkerung (die laut Verfassungsgesetz natürlich für jede Gemeinde einzeln anzuwenden ist) auf den gesamten Bezirk hoch, müssten bei 60.653 Einwohnern laut Statistik Austria 910 Asylwerber im Bezirk leben. Die Bundesquote wird derzeit also nicht einmal zur Hälfte erfüllt.

Vier Gemeinden ohne Flüchtlinge

Die Ursache für diesen niedrigen Anteil findet man zum größten Teil in den Gemeinden selbst, denen sind aber oftmals die Hände gebunden. Die 414 Flüchtlinge sind momentan auf elf Gemeinden aufgeteilt, nur vier Gemeinden haben noch keine aufgenommen. Wenn man bei den Bürgermeistern in Frauental, Pölfing-Brunn, St. Josef und Lannach dahingehend nachfragt, ist der Grund praktisch immer der selbe: Es gibt schlicht und einfach keine Kapazitäten dafür. „Wir als Gemeinde verfügen über keine Objekte, die wir zur Verfügung stellen könnten“, erklärt Frauentals Bürgermeister Bernd Hermann. Privat gibt es zurzeit keine Anbieter, ähnlich ist die Lage in Pölfing-Brunn. „Die Gemeinde hat keine Möglichkeit, Leute unterzubringen, weil wir keine leerstehenden Gebäude haben, wo wir Eigentum oder Zugriffsrecht haben“, so Ortschef Karl Michelitsch. Ein umgehendes Gerücht, dass in der „Steinervilla“ Flüchtlinge aufgenommen und dafür sogar bestehende Mieter entlassen werden, ist schlichtweg falsch, erklärt der Besitzer der Wohnanlage, Hans Noack. „Mieter und Nachbarn haben mich in ihrer Sorge berechtigterweise angesprochen, ich kann aber versprechen, dass dies nicht der Fall ist“, möchte er klarstellen. Es stimmt zwar, dass zwei Wohnungen gerade frei werden, diese werden aber nicht an Flüchtlinge vergeben. „Das war nie beabsichtigt“, so Noack.

Nicht in der Hand der Gemeinden

Es scheitert also vor allem daran, dass Gemeinden keine Objekte in Besitz haben, die zurzeit frei wären. „Wenn ich nix hab, kann kann ich nix tun“, sieht es St. Josefs Ortschef Franz Lindschinger pragmatisch. „Und wenn jemand wen reinnimmt, kann ich auch nix tun.“ Im Ort hat man mitgeteilt, man könne sich melden und das Anliegen würde weitergeleitet werden. „Das ist auch passiert, aber sehr wenig. Ob der Private dann Kontakt mit den Stellen hat, weiß ich ja nicht.“

Möglicher Zuzug in Lannach

Während in Frauental und St. Josef die Lage erst einmal unverändert bleibt und man weiter auf private Eigentümer hofft, könnte es woanders bald Zuwachs geben. In einem Lannacher Gemeindewohnhaus ist durch den Auszug einer Mieterin eine größere Wohnung frei geworden, die Gemeinde hat bereits den Interessenantrag an die Fachabteilung 11 des Landes Steiermark geschickt, die für Fragen des Flüchtlingswesens zuständig ist. Diese wird die Rahmenbedingungen und für wie viel Personen dort Platz ist prüfen. „Wenn die Voraussetzungen für die Interessenten und uns passen, wird diese zur Verfügung gestellt“, meint Bürgermeister Josef Niggas. Davor gab es nichts: „Kein abgehaustes Gasthaus oder Pensionsbetrieb und niemanden, der ein Haus frei hat, das er zur Verfügung stellen möchte“, so Niggas. Bemühungen seitens der Gemeinde gab es, der Bürgermeister rief schon zweimal dazu auf, private Anbieter sollen sich melden. „Es hat sich niemand gemeldet, da gibt es nichts.“

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