Einmalig im Land
Fronleichnam als Fest der Blüten

Organisator Christoph Kremser von der Pfarre Eibiswald hält zu Fronleichnam die organisatorischen Fäden in der hand, hier vor der Pfarrkirche in Eibiswald, Juni 2023 | Foto: Susanne Veronik
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  • Organisator Christoph Kremser von der Pfarre Eibiswald hält zu Fronleichnam die organisatorischen Fäden in der hand, hier vor der Pfarrkirche in Eibiswald, Juni 2023
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Zum Fronleichnamsfest sind viele Ortszentren in unserem Bezirk mit Blumenteppichen geschmückt - ein Brauchtum, das nicht nur viel Aufwand und Vorbereitung benötigt, sondern vor allem ein gemeinsames Erlebnis schafft. 

BEZIRK DEUTSCHLANDSBERG. Kinder in ihren feierlich weißen Erstkommunion-Kleidern, Klänge der Ortsmusik und ein Pfarrer, der mit der Monstranz vor dem Gesicht unter einem von vier Ministranten getragenen Himmel aus Stoff über Wiesen, Felder und Plätze schreitet: Das sind Eindrücke, die untrennbar mit dem Fronleichnamsfest verbunden sind, das heuer am 8. Juni gefeiert wird.

Hast du schon einmal beim Legen der Blütenteppiche zu Fronleichnam mitgeholfen?

Da heißt es für viele in aller Früh aufstehen, denn gerade im Bezirk Deutschlandsberg ist das Legen von Blütenteppichen zu Ehren Gottes ein weit verbreitetes Brauchtum. Spätestens zur Prozession meist um 9 Uhr soll alles fertig sein. Geschäftsleute, Hausbesitzer, Vereine, Schulen und natürlich die Pfarren wollen mit vorab kreierten örtlichen und religiösen Motiven glänzen. Die Vorarbeit gipfelt beim Sammeln von Blüten und Blättern, die gerade eben auf den Wiesen blühen, aber auch getrockneter Kaffeesud, Grasschnitt oder Hackschnitzel in verschiedenen Farben werden gerne verwendet.

Quer durch den Bezirk

Auch wenn solche Blüten-Bilder von Soboth bis Groß St. Florian und St. Stefan ob Stainz ein langjährige Tradition haben, so sind gerade die Orte Eibiswald, Bad Schwanberg und die Bezirksstadt Deutschlandsberg besonders bekannt für üppige Blütenteppiche, die die Prozessions-Wege zu den vier Altären in den Zentren säumen. "Dieses besondere Brauchtum zieht auch Gäste aus nah und fern an, die vielfach selbst Hand anlegen möchten", so Melanie Koch, Geschäftsführerin vom Tourismusverband Südsteiermark.

Veronika Koller-Hermann (l.) von der Marktgemeinde Eibiswald und die Floristin Hildegard Kröll sind auch schon in der Vorbereitungsarbeit für das Fronleichnamsfest in Eibiswald. | Foto: Fürbass
  • Veronika Koller-Hermann (l.) von der Marktgemeinde Eibiswald und die Floristin Hildegard Kröll sind auch schon in der Vorbereitungsarbeit für das Fronleichnamsfest in Eibiswald.
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Helfende Hände werden also immer gebraucht, damit aus der kurzlebige Blütenpracht rasch formschöne Motive entstehen können. Interessierte können sich dazu in den Marktgemeinden bzw. in der Stadtgemeinde melden, wo das Stadtmarketing mit Manuela Suppan die Organisation über hat. Zu Fronleichnam gehören auch Birkenbäumchen. Die Besucherinnen und Besucher brechen von den Birken möglichst in Altarnähe gerne Zweige ab, die sie mit nach Hause nehmen, wo sie Glück bringen und vor allem vor Unwettern beschützen sollen.

Schulen sind schon in Vorbereitung

In der Bezirksstadt Deutschlandsberg sind auch die Schulen fix eingebunden, nämlich das BG/BORG, die Mittelschule 1 und die Volksschulen Deutschlandsberg und Wildbach. Den prominenten Platz auf drei mal vier Metern vor der Mariensäule dürfen heuer die 119 Kinder der Volksschule Wildbach schmücken. "Wir sind schon seit vielen Jahren dabei, aber das ist eine Premiere", so Schulleiterin Ilse Lieschnegg, die sich bei den Scvhülerinnen und Schülern sowie bei den Eltern und den unterstützenden Firmen bedankt.

Zu Fronleichnam wird die ganze Innenstadt von Deutschlandsberg in ein buntes Blumenneer verwandelt. Den Platz vor der Mariensäule hat heuer die Volksschule Wildbach mit einer Rosenkranz-Madonna gestaltet. | Foto: Heribert Sagmeister
  • Zu Fronleichnam wird die ganze Innenstadt von Deutschlandsberg in ein buntes Blumenneer verwandelt. Den Platz vor der Mariensäule hat heuer die Volksschule Wildbach mit einer Rosenkranz-Madonna gestaltet.
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"Es wird eine Muttergottes mit Jesuskind und Rosenkranz und dem Schriftzug 'Bitte für uns heilige Maria'", verrät Ilse Lieschnegg und hofft, dass bis zum Fest Rosen blühen, denn "gerade der Rosenkranz wäre schön aus Rosenblättern zu gestalten." Schließlich ist es das gemeinsame Gestalten, das diese besondere Stimmung zu Fronleichnam ausmacht. 

Religiöse Herleitung und Brauchtum

Der Name Fronleichnam kommt aus dem Mittelhochdeutschen und setzt sich zusammen aus "fron" (Herr) und "lichnam" (Leib) und bedeutet Leib des Herrn. Neuen Testament steht, dass Jesus den letzten Abend vor seinem Tod mit seinen Freunden verbracht hat. Beim Abendmahl gab er ihnen Brot und Wein.

Das katholische Fest wird seit 1264 stets am zweiten Donnerstag nach Pfingsten gefeiert. In der Südweststeiermark ist dieses Fest der Eucharistie schon vor 1285 nachweisbar.
Da was genau wird zu Fronleichnam gefeiert? Wir haben bei Pastoralreferent Christoph Paar nachgefragt:

Zu Fronleichnam wird in der katholischen Kirche die wirkliche Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie gefeiert. Denn die Katholikinnen und Katholiken glauben, dass in der Messe (Eucharistie) Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi verwandelt werden und Gott darin gegenwärtig ist. Die Bedeutung des Fronleichnamsfestes hängt eng mit der Einsetzung der Eucharistie am Gründonnerstag zusammen, als Jesus mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl feierte und sprach: „Dies ist mein Leib, dies ist mein Blut“.

"Das Fest gehört damit zu den höchsten Feiertagen der katholischen Kirche, da es ein großes Glaubensmysterium ausdrückt: Jesus ist wahrhaftig unter uns gegenwärtig. Er ist real präsent."
Christoph Paar, Pastoralreferent der Pfarre Deutschlandsberg

Blüten zu Ehren Gottes

Zur Herkunft der Blütenteppiche haben wir bei Ernest Theußl, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates Deutschlandsberg umfassende Informationen erhalten: 
Fronleichnam bedeutet Herren-leib. Es ist die Lehre, dass bei der Feier der Hl. Messe Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi verwandelt werden. Diese Lehre wurde am IV. Laterankonzil im Jahre 1215 festgelegt.

Wunderbare Blumenbilder: Auch Schulen und Vereine sind eifrig an der Gestaltung für Fronleichnam mit dabei. | Foto: TV Schilcherland Steiermark
  • Wunderbare Blumenbilder: Auch Schulen und Vereine sind eifrig an der Gestaltung für Fronleichnam mit dabei.
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In der Folge entwickelte sich eine weit ausladende eucharistische Frömmigkeit, die sich u.a. darin manifestierte, dass man das Sakrament, die Hostie, zur Anbetung in einer Monstranz ausstellte (monstrare = zeigen) bzw. in Prozessionen der Öffentlichkeit präsentierte. Die Prozessionswege wurden sehr bald mit grünenden Bäumchen, vorwiegend Birken, gesäumt, und die abgebrochenen Zweige zum Segen für die Felder mit nach Hause genommen. In den Pfarren bildeten sich eigene Gebetsbruderschaften zur Verehrung der Eucharistie, eine solche „Gottsleichnamsbruderschaft“ ist auch für Deutschlandsberg ab der Barockzeit überliefert.

In der Reformationszeit wurde die Fronleichnamsprozession zu einem öffentlichen Bekenntnis des Katholischen und daher oft auch Anlass zu Streit und zum Teil heftigen Auseinandersetzungen.

Die Prozessionen mit dem Allerheiligsten wurden dann auch mit dem Wettersegen verbunden, der in vierWindrichtungen mit dem Allerheiligsten gespendet worden ist und noch wird.

Zu den Blütenteppichen

Es wird laut Theußl keine spezifischen Gründe haben, dass in unserer Gegend der Brauch des Blumenlegens besonders ausgeprägt ist. Einerseits ist es das überreiche Angebot an Blütenfülle zu Sommerbeginn, andererseits gab es einzelne Bemühungen ab Beginn des 20. Jahrhunderts zur Schmückung des Prozessionsweges.

Das Organisationskomitee der Stadtgemeinde Deutschlandsberg ist schon mitten in den Vorbereitungen für Fronleichnam | Foto: Korbe
  • Das Organisationskomitee der Stadtgemeinde Deutschlandsberg ist schon mitten in den Vorbereitungen für Fronleichnam
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"Den markanten Beginn setzte zweifellos die Schneidermeisterin Hedwig Bretterklieber im Jahre 1936 mit einem Blumenteppich mit den Initialen IHS auf dem Hauptplatz. Noch vor der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, die religiöse Feiern in der Öffentlichkeit verbot, wurden die vier Stationsaltäre geschmückt, was sich nach deren Ende wohl auch zur Freude der wiedergewonnenen Freiheit auf die Gehsteige und Fenstersimse entlang des Weges ausweitete. Inzwischen ist der Fronleichnamstag in Deutschlandsberg zu einer Fremdenverkehrsattraktion geworden, sodass sich auch der Tourismusverband und die Stadtgemeinde in die Vorbereitung stark einbringen", weiß Ernest Theußl.

"Fronleichnam ist in Deutschlandsberg zweifellos ein Gemeinschaftsfest geworden, unabhängig von religiöser Zustimmung."
Ernest Theußl, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates Deutschlandsberg

Fronleichnam in Deutschlandsberg
Heilige Messe: 8.15 Uhr, anschließenden Prozession von der Stadtpfarrkirche über den Hauptplatz mit der Stadtkapelle Deutschlandsberg und den Erstkommunionkindern und Brunch im Pfarrhof. 9 bis 17 Uhr: Blumenteppiche am gesamten Hauptplatz.

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