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Hospiz-Arbeit erfüllt das Leben in allen Belangen

Feiern das Leben: Barbara Weber, Leiterin vom Hospizteam Stadt Deutschlandsberg (r.) und Kassierin Christine Hütl aus St. Martin im Sulmtal | Foto: Susanne Veronik
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  • Feiern das Leben: Barbara Weber, Leiterin vom Hospizteam Stadt Deutschlandsberg (r.) und Kassierin Christine Hütl aus St. Martin im Sulmtal
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Gerade in der Karwoche kommt uns das Thema rund um das Leben und Sterben besonders nahe. Daher richten wir den Fokus in unserer Serie MeinVerein Steiermark auf eines der beiden Hospiz-Teams im Bezirk Deutschlandsberg. Die ehrenamtliche Arbeit ist dabei nicht hoch genug einzuschätzen, vor allem wenn es um Menschen in schwierigen Situationen geht, wie es die Begleiterinnen und Begleiter in den Hospizteams erleben. Wir haben uns zu einem Gespräch mit Teamleiterin Barbara Weber und Kassierin Christine Hütl vom Hospizteam Deutschlandsberg Stadt getroffen, das es jetzt seit 26 Jahren gibt. Barbara Weber ist seit 24 Jahren im Hospizteam Deutschlandsberg Stadt aktiv und leitet seit 21 Jahren das Team.

  • Wie waren die Anfänge vor 27 Jahren für das Hospizteam Deutschlandsberg Stadt ?

BARBARA WEBER: 1993 wurde der Hospizverein in Graz gegründet. Inzwischen gibt es insgesamt 32 Teams mit rund 900 Ehrenamtlichen steiermarkweit. Das Hospizteam Deutschlandsberg Stadt hat Luise Peinsold mit vier ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ins Leben gerufen. Derzeit haben wir 17 ehrenamtliche Damen im Deutschlandsberger Team. Wir sind zu einer großen Familie zusammengewachsen, bei der jeder herzlich willkommen ist.

  • Was ist die Aufgabe im Hospizteam?

BARBARA WEBER:  Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besuchen und begleiten Patientinnen und Patienten, die schwer krank sind bzw. dem Lebensende entgegen gehen. Diese Begleitungen geschehen meistens daheim, aber auch in Krankenhäusern oder in Altenpflegeheimen. Manchmal teilen wir uns mit den Angehörigen auch Sitzwachen am Krankenbett. Wir besuchen außerdem Menschen in Pflegeheimen, die niemanden mehr haben und allein auf der Welt stehen.

CHRISTINE HÜTL: Darüberhinaus bietet das Hospizteam regelmäßige Treffen in sogenannten „Trauergruppen“ an. Vieles geschieht dabei über das Netzwerk im Palliativ-Team und über Mundpropaganda. Außerdem bieten wir Trauernbegleitungen von Familienangehörigen, kümmern uns um Kinder, deren Geschwisterl schwer erkrankt ist und die sonst mit ihren Gefühlen im Abseits stehen würden. Außerdem begleiten wir Eltern, deren Baby noch vor der Geburt verstorben ist, also Eltern von sogenannten "Sternenkindern".

Barbara Weber erhielt als Leiterin des Hospizteams Deutschlandsberg im Mai 2021 das Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark  von dem damaligen Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (l.)und Landeshauptmann-Stv. Anton Lang. | Foto: Land Steiermark/FotoFrankl
  • Barbara Weber erhielt als Leiterin des Hospizteams Deutschlandsberg im Mai 2021 das Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark von dem damaligen Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (l.)und Landeshauptmann-Stv. Anton Lang.
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  • Wie weit erstreckt sich der regionale Radius, in dem das Hospizteam Deutschlandsberg Stadt unterwegs ist?

BARBARA WEBER:  Dieser reicht vom Johngraben über Gleinstätten bis zur Soboth. Wir springen aber auch in St. Stefan oder Leibnitz ein, wenn es dort an Ressourcen mangelt und umgekehrt. Wir sind nicht so strikt an die Grenze gebunden.

  • Die Herausforderung im Verein?

CHRISTINE HÜTL: Das ist die Suche nach neuen Mitgliedern. Da wir jetzt auch die Palliativ-Station am LKH Deutschlandsberg mit betreuen, wo wir von Montag bis Freitag an jedem Nachmittag vor Ort sind, ist der Bedarf mehr als gegeben. 

  • Wie sieht die Ausbildung für die Hospiz-Begleitung aus?

BARBARA WEBER:  Dazu gibt es Hospiz-Grundseminare. Diese dauern gut neun Monate und bestehen aus neun theoretischen Einheiten und einem 40stündigen Praktikum. Danach wird eine Arbeit geschrieben bevor es zu einer Endbesprechung mit Referenten und der Teamleitung kommt. Bis jetzt haben es noch alle geschafft. Das wichtigste ist dabei die Erfahrung an sich selber und eine entsprechende Einstellung.

CHRISTINE HÜTL: Heuer haben wir das Glück, dass wir ein Grund-Seminar in der Region haben. Das Informations- und Einführungsseminar ist am 5. April und am 25. April jeweils um 16 Uhr in Frauenberg im Bezirk Leibnitz. Wir hoffen jedenfalls, dass sich genügend Interessierte aus unserer Region beteiligen, damit wir eines der Ausbildungs-Seminare in Frauental abhalten können.

Zum Hospiz-Einführungsseminar in Leibnitz und Deutschlandsberg

Die Termine: 5. und 25. April je von 16 bis 20.30 Uhr im ehemaligen Gemeindeamt Frauenberg, Frauenberg 2, 8430 Leibnitz

Die Referentinnen sind Gundi Meixner-Klauber und Monika Kollmann Infos und Anmeldung bei Barbara Weber unter Tel: 0664:4016465; E-Mail: deutschlandsberg@hospiz-stmk.at - um ehest mögliche Anmeldung wird gebeten!

Termine für das Hospiz-Grundseminar erhält man im Rahmen des Einführungs-Seminares, mehr auf https://hospiz-stmk.at/termine/

  • Was ist der Mehrwert in der Hospizbegleitung? 

BARBARA WEBER: Diese Arbeit ist eine enorme Bereicherung.  Wenn man mit Sterbenden so nahe in Kontakt ist, geht es nur noch um das Wesentliche. Der Blickwinkel verändert sich, wenn man mit der Begrenztheit im Leben in Kontakt kommt. Das erfüllt mit Dankbarkeit. Es kommt einfach so viel zurück! 

CHRISTINE HÜTL: Viele unserer Mitarbeiterinnen kommen aus dem sozialen Bereich. Ich würde es aber gerne in die Öffentlichkeit bringen, dass Hospiz-Arbeit nicht nur etwas für Krankenschwestern bzw. Menschen in Pflegeberufen ist sondern einfach für jeden und jede, der bzw. die offen für dieses zwischenmenschliche Geben und Nehmen ist.

  • Wie sehen Sie das Ehrenamt in dieser Funktion?

CHRISTINE HÜTL:  Dass es sich bei der Sterbe-Begleitung und der Begleitung der Angehörigen um eine ehrenamtliche Arbeit handelt, ist aus meiner Sicht von Vorteil, weil man ja nichts erwartet.
Wir bringen die Ruhe, die Offenheit und den Blick von außen mit und hören einfach zu. Das ist enorm wertvoll für alle Beteiligten. Diese Aufgabe hat gerade durch die Freiwilligkeit eine ganz andere Qualität. Man wird dabei oft so sehr mit Vertrauen beschenkt, dass man regelrecht zu einem intimen Geheimnisträger wird. Das finde ich sehr schön und enorm bereichernd.

  • Einer der prominentesten Hospiz-Begleiter ist ja der ehemalige Bezirkshauptmann Helmut-Theobald Müller?

BARBARA WEBER: Ja, genau, er ist auch Hospiz-Pate, sowohl für das Deutschlandsberger Team als auch für jenes in St. Stefan ob Stainz, wo er auch Mitglied ist. 

  • Wozu wird das Spendengeld aus diversen Aktionen und Veranstaltungen verwendet?

CHRISTINE HÜTL: Primär für das Kilometergeld unserer freiwilligen Mitarbeiter, die sonst sämtliche Fahrten zu den Begleitungen aus ihrer eigenen Tasche finanzieren müssten. Manchmal geht sich aber auch ein Ausflug für uns im Team aus.

Hospiz-Begleitung ist ein Geben und Nehmen. Dabei ist gerade die Unterstützung in schweren Zeiten ein Mehrwert für alle Beteiligten. | Foto: OÖRK | Werner Asanger
  • Hospiz-Begleitung ist ein Geben und Nehmen. Dabei ist gerade die Unterstützung in schweren Zeiten ein Mehrwert für alle Beteiligten.
  • Foto: OÖRK | Werner Asanger
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  • Wie schafft man diese schwierige Arbeit, ohne selbst mental geschafft zu sein?

BARBARA WEBER:  Für mich sind der Rückhalt und das Verständnis meiner Familie enorm wichtig. Auch die Verbundenheit mit der Natur gibt mir viel Kraft, schließlich muss man gewisse Dinge mit sich selbst bereinigen können. Vor einer Begleitung nehme ich mir ausreichend Zeit für mich selbst, um in mich zu gehen. Nur dann bin ich auch auch offen und feinfühlig für alles, was mich bei der Begleitung erwartet.

"Auch ich bin oft noch sprachlos, schließlich ist jede Begleitung einzigartig.
Aber über kleine Brücken, wie eine Berührung an der Schulter oder eine freundliche Anfrage, kann man schon ins Gespräch kommen."
Barbara Weber, Leiterin vom Hospizteam Deutschlandsberg Stadt

CHRISTINE HÜTL: Ich bin sehr bodenständig und naturverbunden. Als leidenschaftliche Imkerin kann ich gerade bei der Arbeit mit den Bienen in der Natur enorm Kraft tanken.

"Da kann es schon sein, dass ich mich vor einer Begleitung mit einer Tasse Kaffee zu den Bienen setze und so versuche, mich auf das Kommende vorzubereiten - das erdet mich enorm. Schließlich ist jede Begegnung und auch der Tod etwas Natürliches."
Christine Hütl, Kassierin beim Hospizteam Deutschlandsberg Stadt

  • Und für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Team?

BARBARA WEBER: Für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt es Supervisionen. Wir lernen natürlich voneinander und tauschen uns aus, z.B. in den monatlichen Teamsitzungen. Da wird nicht nur allerhand Ernstes besprochen sondern auch richtig viel gelacht. Außerdem können mich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jederzeit anrufen. 

  • Wird der Tod heute zu sehr ins Abseits geschoben?

BARBARA WEBER: Ich finde schon, dass der Tod vielfach ausgegrenzt wird.. Und wenn dann etwas passiert, fällt man ins Bodenlose. Wir machen ja auch mit den Betroffenen Patientenverfügungen. Viele sagen dann "Ich wollte mich nur einmal informieren, aber ich habe ja noch Zeit." Wer kann das so genau sagen? Der Tod kann jeden jederzeit treffen.

"Die Hospiz-Begleitung ist keine Sterbebegleitung sondern eine Lebensbegleitung, denn das Sterben gehört genauso zum Leben wie die Geburt."
Barbara Weber, Leiterin vom Hospiz-Team Stadt Deutschlandsberg 

CHRISTINE HÜTL: Ich finde sogar, dass die Einstellung zum Sterben und zum Tod an sich inzwischen wieder etwas mehr Eingang in unser Leben findet. Und das ist gut so. Der Tod ist ein Gesellschaftsthema, das wieder vermehrt aufgriffen wird, wie ich auch in meiner Arbeit an den Bildungseinrichtungen im Rahmen von "Hospiz macht Schule" bemerke. Ich bin da eher positiv gestimmt. Insgesamt ist ein offener Umgang mit dem Tod von Kindesbeinen an wünschenswert, denn er gehört einfach zum Leben dazu.

Auf der Palliativ-Station im LKH Deutschlandbserg: DGKP Elisabeth Halbwirth, Stationsleiterin DGKP Jacqueline Jöbstl, Annemarie Krenn und Teamleiterin des Hospizteams Deutschlandsberg Stadt Barbara Weber (v.l.) | Foto: privat
  • Auf der Palliativ-Station im LKH Deutschlandbserg: DGKP Elisabeth Halbwirth, Stationsleiterin DGKP Jacqueline Jöbstl, Annemarie Krenn und Teamleiterin des Hospizteams Deutschlandsberg Stadt Barbara Weber (v.l.)
  • Foto: privat
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  • Das sind starke Worte...

BARBARA WEBER: Ja, es geht schließlich nicht darum, dem Leben Wochen hinzuzufügen, sondern den verbleibenden Wochen Leben.
Letzten Endes ist es genau das, worum es in der Frage um Leben und Sterben geht: Das Leben anderer zu berühren und damit sein eigenes zu bereichern.

Mehr aus unserer Vereinsserie:

MeinVerein Steiermark

Schon gesehen? Hier findest du alle Beiträge und Videos der Serie "MeinVerein Steiermark"!


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