Völlig entleert
In den seltenen, einmaligen Tiefen des Stausees Soboth
Einmal alle zehn Jahre ist der Stausee Soboth völlig leer – MeinBezirk.at hat sich in die Tiefen des Sees begeben und ihn von innen und von unten einmal genauer angesehen.
SOBOTH. Im Sommer ist der Stausee Soboth ein gut besuchtes Ziel zum Baden, Wandern oder Biken, aktuell ist er leer – und trotzdem eine beliebte Destination, nämlich als Fotomotiv. Immerhin bietet sich derzeit ein Bild, das sich nur alle zehn Jahre zeigt, wenn der Speicher des Kraftwerks Koralpe gewartet wird.
Auffüllung bis Juni
Die Ausbesserungs- und Instandhaltungsarbeiten aller unter Wasser liegenden Anlagen sind Teil einer behördlichen Auflage, welche im Sommer die touristische Nutzung des Sees garantiert. Bis Sommer 2024 soll er wieder voll sein. "Im Februar wird der Stöpsel wieder geschlossen und der See aufgefüllt, mit Juni soll der Sollpegel erreicht werden", sagt Projektleiter Christoph Matzer.
Er und sein Team untersuchen mit Behörden und Baufirmen weiterhin alle Bauwerke und Ablässe: "Das ist eines der interessantesten Projekte, weil jedes Mal etwas Neues aufkommt." Aktuell sei alles in sehr gutem Zustand, in geringfügigen Arbeiten werden manche alten Teile ausgetauscht.
Daten und Fakten zum Stausee Soboth
- 1.080 Meter Seehöhe
- Fläche: 87 Hektar
- Volumen: 23 Mio. Kubikmeter
- Tiefe: 76 Meter
- seit 1990 in Betrieb, seit 2011 auch als Pumpspeicher
- erzeugt jährlich 84 Millionen Kilowattstunden Strom
- bei wenig Stromverbrauch wird Wasser aus der Drau hinaufgepumpt, zu Spitzenspitzen wird hinuntergepumpt, um Strom zu erzeugen
Aufgestaut wird der Stausee vom Feistritzbach, der auf Kärntner Seite der Koralm entspringt und in den Stausee mündet. Auch der Krumbach (wo ursprünglich ein zweiter Speicher errichtet werden sollte) wird über einen Zulauf hineingeleitet. Aktuell ist aber die kleine Feistritz das einzige Wasser im 23 Millionen Kubikmeter großen See – so wie damals, bevor der Speicher gebaut wurde.
Damals gab es an dieser Stelle nur den "leeren" Höllgraben, mit den letzten Resten der ausgestorbenen Glasproduktions-Hochburg St. Vinzenz und einer Autobrücke – bis der Graben geflutet wurde. Die Brücke ist auch die einzig sichtbare Erinnerung an diese Zeiten, Reste der Sprengung liegen noch am Seeboden.
Aus der Zeit der Errichtung des Stausees ist auch die Bodenplatte der "Gifthütte" zu sehen, die damalige Kantine, betrieben von der Familie Strutz. Mitarbeiter von damals schauen heute noch vorbei, um den gerade freigelegten Ort zu sehen und sich die ein oder andere Geschichte zu erzählen.
Bach mitten im See
Heute rinnt der Feistritzbach mitten durch den Speicher und wird von dort noch bis Mitte Jänner über den Grundablass wieder abgegeben. Von dort rinnt die Feistritz in Richtung slowenischer Grenze und mündet später in die Drau. In dieser Zeit gibt es vom mitgenommenen Sediment des Speichers Trübungen im Feistritzbach. "Wir betreiben unterhalb des Dammes drei Messstellen, um die Wassergüte zu kontrollieren. Bei allen Parametern bleiben wir unter den Grenzwerten", erklärt Matzer.
Betrieben wird das Kraftwerk von der Kelag, die mit dem Wasser aus dem Stausee in der Nähe von Lavamünd Strom auf Kärntner Seite erzeugt. 20 Prozent des Stroms gehen auch nach Slowenien – die Steiermark hat sich damals beim Bau des Kraftwerks in den 1980ern nicht beteiligt.
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