Einbruch im Burgmuseum
Interview mit Kurator Anton Steffan

Kurator Anton Steffan zeigt auf die Galsscherben, die durch den Einbruch mit einem Ziegelstein an der Vitrine entstanden sind. | Foto: Susanne Veronik
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Kürzlich ereignete sich ein Raubüberfall im Burgmuseum Deutschlandsberg, MeinBezirk.at berichtete. Zwei Museums-Mitarbeiter waren sofort zur Stelle und versuchten, den Dieb aufzuhalten. Wir haben mit dem Restaurator Anton Steffan gesprochen, der in einen Faustkampf mit dem Täter verwickelt war. 

DEUTSCHLANDSBERG. So etwas passiert nicht alle Tage: Das Burgmuseum "Archeo Norico" in Deutschlandsberg ist mit seinen acht permanenten Ausstellungen und über 5.000 Exponaten eine wahre Schatzkammer der Südweststeiermark. Kürzlich gab sich ein 47-Jähriger Slowake als Besucher des Museums aus und schlug eine Vitrine ein, um keltischen Schmuck zu stehlen. Ob die restlichen drei Mitglieder der slowakischen Gruppe, die das Museum besuchten, mit der Tat in Zusammenhang stehen, wird erst ermittelt. Der Kurator und Restaurator Anton Steffan hat den Raubüberfall miterlebt.

  • Herr Steffan, Sie waren Zeuge des Einbruches. Wie wurden Sie darauf aufmerksam?

Anton Steffan: Ich habe gerade eine Besprechung mit Josef Lackner im Seminarzimmer gehabt. Die Tür war geschlossen, damit der Museumsbetrieb nicht gestört wird. Dann habe ich den Krach gehört. Es war so laut, dass ich gedacht habe, die ganzen Vitrinen sind zusammengebrochen.

  • Wo genau fand der Raubüberfall statt? 

Ich bin sofort rausgelaufen, der Einbruch ist nur etwa sieben bis acht Meter entfernt im Nebenraum im selben Stock passiert. Ich habe schon die Glassplitter gesehen, die am ganzen Boden verteilt waren. Der Mann hat genau die Vitrine zerschlagen, die kein Sicherheitsglas hatte. Die Männer haben also sicher eine halbe Stunde davor das Museum inspiziert. Als ich ihn entdeckt habe, wollte er gerade einen goldenen Halsreifen einstecken.

Zum gestohlenen Schmuck

Beim gestohlenen Schmuck handelte es sich um zwei goldene Armreifen und einen goldenen Halsschmuck einer Fürstin aus der späten Keltenzeit. So makellosen Schmuck aus dieser Zeit gibt es nicht oft - die Stücke zählen zu den schönsten Exponaten des Museums. Der Wert kann auf über 100.000 Euro geschätzt werden.
Vor dem Eingang zum Tatort: Kurator Anton Steffan war am Tag des Überfalls war sofort zur Stelle | Foto: Susanne Veronik
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  • Die Mitarbeiterin an der Museumskassa alarmierte sofort die Polizei. Was passierte in der Zwischenzeit? 

Josef Lackner entriss dem Mann den Halsreifen, ich habe ihm den Weg versperrt. Dann ist er in den Nebenraum geflüchtet, dort gibt es aber keinen Ausgang. Ich habe ihm zugerufen, dass er stehenbleiben soll. Dann ist er wie ein Kampfflieger auf mich zugerast und hat mich attackiert. Ich habe ja jahrelange Kampferfahrung (z.B. Judo), aber der Täter muss das auch gehabt haben. Er hatte eine routinierte Kampfform. Er hat auf meinen Kopf geschlagen, ich habe wahrscheinlich 20-30 Schläge abbekommen. Aber ich habe gewusst, wenn ich ihn loslasse, ist er weg. Josef Lackner war auf den Boden gestoßen worden.

  • Sie konnten sich gut gegen den Angreifer wehren, wie konnte er entkommen?

Ich habe ihn ein paar Mal getroffen und er hat es einfach so weggesteckt - wahrscheinlich weil er alkoholisiert war oder wegen dem Adrenalin. Irgendwann hat er die Hände hochgehoben und gesagt er gibt auf, er geht mit. Aber sobald ich ihn losgelassen habe, ist er über die Stiege geflüchtet.

Keltische Schmuckstücke wurden entwendet. | Foto: archeo norico
  • Keltische Schmuckstücke wurden entwendet.
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  • Wie konnte er dann schlussendlich gefangen und der Schmuck gerettet werden?

Ich bin froh, dass die Polizei so schnell reagiert hat. Nach dem Kampf war die Polizei bereits da und hatte alles abgeriegelt. Unser Glück war, dass sie gerade zufällig mit der Hundestaffel auf dem Weg nach Deutschlandsberg waren. Eine junge Polizistin hat den Täter dann beim Rauslaufen gesehen, wie er zwei glänzende Dinge über den Felsen hinuntergeworfen hat. Der Hund hat sofort angeschlagen und den Schmuck gefunden. Der Mann versuchte, durch den Bach in der Klause zu flüchten, um keine Spuren zu hinterlassen - dort hat ihn die Polizei dann erwischt.

  • Ist der wertvolle Schmuck nun beschädigt?

Ja, leider. Der Mann hat alles verbogen, damit er es einstecken kann. Besonders der Halsreifen ist beschädigt. Ich werde mich bemühen, den Schmuck wieder zur restaurieren. Wir haben es dem Hund Max zu verdanken, dass der Schmuck überhaupt aufgespürt wurde. Den Armreifen hätten wir sonst nie mehr in der Klause gefunden.

Im Burgmuseum Deutschlandsberg brach ein Täter in eine Glasvitrine ein. | Foto: Katrin Löschnig
  • Im Burgmuseum Deutschlandsberg brach ein Täter in eine Glasvitrine ein.
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Die Ermittlungen laufen

Das Burgmuseum Deutschlandsberg hat mittlerweile wieder geöffnet. Der betroffene Raum mit der zerstörten Vitrine ist aber weiterhin abgesperrt, weil die Ermittlungen noch laufen.

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