Heizwerk und Trocknungsanlage im Plan
Unruhe im Neurather Feld

Blick auf das Neurather Feld | Foto: Langmann

STAINZ. Seit gut dreißig Jahren betreibt die Nahwärmeliefergenossenschaft Stainz im Gebäude der Volksschule Stainz ein Heizwerk, das die umliegenden Wohnungen, Siedlungsbauten und Firmen mit Wärme beliefert. Bereits seit 20 Jahren ist bekannt, dass ein neuer Standort nötig sein wird, sodass sich der Genossenschaftsvorstand mit dem Bau einer Neuanlage befassen musste. Vor Jahren schon war ein Grundstück im Neurather Feld angekauft worden, um für den Fall eines Neubaus gerüstet zu sein.  
Der aktuelle Standort ist jetzt definitiv zu klein geworden und genügt nicht mehr den heutigen Anforderungen. „Zudem“, heben Geschäftsführer Anton Harzl und Obmann Andreas Strohmeier hervor, „wird heute von der Politik und der Bevölkerung mehr denn je auf erneuerbare Energie gesetzt.“ Die Strategie, das regionale Umfeld zu versorgen, sei stets die Zielsetzung der Nahwärmeliefergenossenschaft gewesen, so die beiden. Das Werk erspare den Gegenwert von 330.000 Liter Öl (entspricht 963 Tonnen CO2) im Jahr.

Letzter Stand der Technik

Das Heizwerk auf Höhe des Hundeabrichteplatzes auf der rechten Seite des Stainzbaches entspricht dem letzten Stand der Technik. Der Ablauf erfolgt vollautomatisch, für Spitzenwerte ist ein Puffer eingebaut, als Heizmaterial wird das Restholz aus der Region verwendet, das Gebäude weist die Abmessungen 38 mal 24 Meter aus, alle Emissionswerte werden vollinhaltlich eingehalten. Das Warmwasser wird in das bestehende Leitungsnetz eingespeist, sodass der bisherige Leistungsumfang aufrechterhalten bleibt. Das Werk ist darauf ausgelegt, neue Wohnhäuser im Umfeld zu versorgen. Nach Inbetriebnahme des neuen Heizwerkes wird die Volksschulanlage geschlossen. „Damit“, so Harzl, „entfallen die Verkehrsbelastung und eine allfällige Beeinträchtigung im Bereich der Schule.“
Das Werk benötigt etwa 25 Kubikmeter Hackschnitzelgut (eine Fuhre) pro Tag. Die Vorarbeiten erfolgen im Wald, am Standort wird nicht gehäckselt. Die Fuhren werden bei der öffentlichen Waage der Gebrüder Rath gewogen, bevor sie ihr Gut beim Heizwerk abladen. Ein Hackguthandel ist nicht vorgesehen.
In unmittelbarer Nähe des Heizwerkes ist von Betreiber Peter Strohmeier die Errichtung einer landwirtschaftlich genutzten Trocknungsanlage (etwa Heuballen) vorgesehen. Dem Bedarf entsprechend wird sie vorwiegend im Sommer genutzt, während sie im Winter weitgehend ruht. So gesehen ist sie als Gegenpol zum Heizwerk zu sehen, das am meisten genau im umgekehrten Zyklus produziert. Hier hält der Betreiber fest, dass es gewerbliche Lohnarbeiten nicht geben wird.

Information unzureichend

Die Dimension von Heizwerk und Trocknungsanlage hat in der Region Kritiker auf den Plan gerufen, die dem Projekt und den Aussagen der Antragsteller skeptisch gegenüberstehen. Ihrer Meinung nach wäre die Gemeinde in der Pflicht gewesen, den Bewohnern das Projekt im Rahmen eines Info-Abends vorzustellen. „Die rechtlichen Grundlagen sind völlig unklar“, betonen Peter Amreich und Georg Höfler, die Sprecher der Bürgerinitiative, dass die Argumentation von Gutachter Siegfried Stranimeier (üblicherweise wird die Agrarbezirksbehörde beauftragt) hinsichtlich Sanierungsnotwendigkeit, Verfügbarkeit anderer Flächen, Eignung des Grundstückes, Rechtsstellung der Genossenschaft und Flächenwidmung völlig unzulänglich sind. Besonders die Negierung des Umstandes, dass sich der Neubau in einer Landwirtschaftlichen Vorrangzone (darf nur ursprünglich landwirtschaftlich bearbeitet werden) befindet, stößt den Aktivisten sauer auf. Dieser Umstand habe im Jahr 2009, als das Projekt erstmals realisiert werden sollte, zu einer Ablehnung durch den Landesverwaltungsgerichtshof geführt. Im Gutachten ebenso nicht angesprochen wurde die Bodenversiegelung im Ausmaß von 1,4 Hektar, die bei den aktuellen Gegenbemühungen durch das Lebensressort des Landes Steiermark paradox erscheint.
Als kritischen Punkt sehen Amreich und Höfler, die bereits 500 Unterschriften gesammelt haben, die Zu- und Ablieferung der Güter über die Neurathstraße. „Es hat bereits Unfälle gegeben“, weisen sie auf die enge Straße, die verbauten Grundstücksgrenzen und die 7,5 Tonnen-Beschränkung hin. Jede Erhöhung des Verkehrsaufkommens würde die Attraktivität des Umfeldes als Wander-, Lauf-, Radfahr- und Naherholungsgebiet beeinträchtigen. „Wir sind nicht gegen Nahwärme“, sind die beiden überzeugt, dass es besser geeignete Areale (etwa der Gewerbepark) in Stainz gibt. Zudem verfüge Stainz im Ortsteil Pichling ja bereits über ein intaktes Heizwerk. Zum Fortgang der Causa: „Wir halten uns alle Möglichkeiten offen.“

Gutachten werden eingeholt

In der Betrachtung der Projektgegner kommt auch die Trocknungsanlage nicht gut weg. „Uns liegen gegenteilige SMS vor“, glauben sie den Beteuerungen nicht, dass es keine Lohntrocknungen geben werde. Warum, so ihre Frage, wurde die Anlage auf überdimensionale sechzig Hektar ausgelegt? Schlimmstenfalls, so die Befürchtung, könnte sogar ein Landhandel aufgezogen werden.
Wie geht es mit dem Bauansuchen weiter?
„Es werden spezifische Gutachten eingeholt“, betont Verhandlungsleiter Jörg Gerhard Abel vom Bauamt der Marktgemeinde, dass alle Einwendungen geprüft werden. Für gewerbliche Belange liege die Zuständigkeit bei der Bezirkshauptmannschaft. Gegen einen Baubescheid bestehe die Widerspruchsmöglichkeit beim Land Steiermark.

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